Deutsche unter den Opfern
Busunglück in Venedig mit 21 Toten – Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft

04.10.2023 | Stand 04.10.2023, 14:01 Uhr

Rettungskräfte sind an einer Unfallstelle nach einem Busunglück im Einsatz. In Venedig im Festlandstadtteil Mestre hat am Dienstagabend ein Bus die Brüstung einer Hochstraße durchbrochen und ist von einer Brücke rund zehn Meter in die Tiefe gestürzt. Der mit Gas betriebene Bus mit rund 40 Personen an Bord stürzte auf Gleise und fing unmittelbar nach dem Aufprall Feuer. Mehrere Menschen, darunter auch Kinder, starben. − Foto: Slow Press / Livemedia / Lapress/LaPresse via ZUMA Press/dpa

Ein Tag in Venedig und dann zurück aufs Festland - das war der Plan. Aber für 21 Menschen endet der Ausflug in die Lagunenstadt tödlich. Ihr Bus stürzt von einer Brücke 15 Meter in die Tiefe. Warum?



Nach dem schweren Busunglück in Venedig mit mehr als 20 Todesopfern ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft. Damit soll geklärt werden, warum der Bus am Dienstagabend bei der Fahrt aus der Lagunenstadt zurück aufs Festland von einer Brücke etwa 15 Meter in die Tiefe stürzte. Mehrere italienische Medien spekulierten, dass der Fahrer wegen eines Schwächeanfalls die Kontrolle über den Bus verloren haben könnte. Der Mann, ein 40 Jahre alter Italiener, kam ebenfalls ums Leben.

Unterdessen konnten bislang nur sieben der insgesamt 21 Todesopfer des Unglücks mit einem Campingplatz-Shuttle identifiziert werden, berichtet die Nachrichtenagentur Adnkronos am Mittwochmorgen. Nach Angaben der zuständigen Präfektur starb auch eine Urlauberin oder ein Urlauber aus Deutschland. Vonseiten des Auswärtigen Amts gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Der Prozess der Identifizierung könnte sich wegen des Brandes langwierig gestalten.

Zahlreiche Verletzte



15 Menschen wurden nach einer Bilanz der Präfektur aus der Nacht verletzt, mehrere davon schwer. Unter den Verletzten sind elf Ausländer. Dabei handelt es sich um einen Deutschen, vier Menschen aus der Ukraine, einen Franzosen, einen Kroaten sowie ein Paar aus Spanien und zwei Minderjährige aus Österreich, wie die Nachrichtenagentur Adnkronos am Mittwochmorgen meldete. Die Verletzten werden in nahe gelegenen Krankenhäusern behandelt - viele von ihnen demnach auf der Intensivstation.

Shuttlebus eines Campingplatzes



Der hybrid-betriebene Bus war gegen 19.45 Uhr von der Brücke auf eine darunter verlaufenden Bahnstrecke gestürzt und hatte dann sofort Feuer gefangen. Nach ersten Angaben wurden auf der Straße keine Bremsspuren entdeckt, was als Hinweis auf einen Schwächeanfall des Fahrers gedeutet wurde. Auch der Zustand der etwa 70 Jahre alten Brücke soll überprüft werden. Aufklärung erhoffen sich die Ermittler von Überwachungskameras, die an der Stelle den Verkehr im Blick haben. Der Bahnverkehr musste stundenlang unterbrochen werden.

Bei dem Fahrzeug handelte es sich um den Shuttlebus eines Campingplatzes im Stadtteil Marghera. An Bord waren Tagesurlauber, die am Abend aus der Altstadt zurück aufs Festland wollten. Das Unglück ereignete sich etwa drei Kilometer vor dem Ziel. Der Fahrer hatte mehrere Jahre Berufserfahrung. „Wir sollten den nächsten Bus nehmen. Aber der kam nicht. Und dann haben wir es gehört“, erzählten junge deutsche Touristen, die ebenfalls auf dem Campingplatz waren, im Fernsehen. „Es ist eine Tragödie.“

Eines der bekanntesten Urlaubsziele der Welt



Viele Venedig-Touristen kommen nur für wenige Stunden in die Lagunenstadt und kehren dann aufs Festland zurück - mit dem Auto, mit dem Bus oder mit der Bahn. Dort sind die Preise niedriger. Im Jahr zählt Venedig - eines der bekanntesten Urlaubsziele der Welt - mehr als fünf Millionen Besucher. In der Hochsaison sind häufig mehr als 100.000 Fremde gleichzeitig in der Stadt. Vom nächsten Jahr an will die Stadt von Kurzbesuchern, die nicht über Nacht bleiben, an bestimmten Tagen fünf Euro Eintritt verlangen.



Von der Bundesregierung gab es für deutsche Opfer am Dienstagabend zunächst keine Bestätigung. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte lediglich mit: „Unsere Botschaft in Rom ist eingeschaltet und steht in Kontakt mit den italienischen Behörden, um zu klären, inwieweit deutsche Staatsangehörige betroffen sind.“ Aus vielen Ländern kamen Solidaritätsbekundungen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf Englisch auf der Online-Plattform X: „Meine Gedanken sind bei den Opfern, ihren Familien und Freunden.“

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zeigte sich ebenfalls bestürzt. Der Bürgermeister von Venedig, Luigi Brugnaro, sprach von einer „schrecklichen Tragödie“. „Eine apokalyptische Szene, es gibt keine Worte.“ In der Region sollen die Flaggen an diesem Mittwoch vor allen staatlichen Gebäuden auf halbmast wehen.

− dpa