Ein weltmeisterlicher Auftritt

Nicole Bretting stellt beim "Ironman Austria 70.3" in St. Pölten eine neue persönliche Bestzeit auf

22.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:16 Uhr

So sieht seine Siegerin aus: Nicole Bretting gewann beim »Ironman Austria 70.3« in St. Pölten ganz souverän ihre Altersklasse. Nach 4:53:33 Stunden überquerte die 43-jährige Hohenwarterin die Ziellinie in der niederösterreichischen Hauptstadt - Foto: Finisherpix

St. Pölten (SZ) Seit sieben Monaten, seit ihrem Triumph bei den Weltmeisterschaften auf Hawaii, hatte Nicole Bretting keinen Triathlon mehr bestritten. Das änderte sich nun – und die Hohenwarterin ging beim „Ironman Austria 70.3“ in St. Pölten an den Start. Aber nicht nur das: Sie gewann auch gleich wieder in souveräner Manier, war in ihrer Altersklasse W40 erneut nicht zu schlagen.

Zwei Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren sowie 21,1 Kilometer Laufen – so die Anforderungen bei diesem Triathlonformat. Und immerhin rund 2500 Athleten ließen es sich nicht nehmen, in Niederösterreich mit dabei zu sein. Für viele davon, wie eben auch für Bretting, stellte dieser Wettbewerb eine Art Saisonauftakt dar – die erste Gelegenheit, die eigene Frühform zu testen.

Und das bei äußeren Bedingungen, die zum Teil nicht gerade einladend waren. Womit wir auch schon bei den Wassertemperaturen in St. Pölten sind: „Ich brauche ja wirklich keine Badewannenwärme beim Schwimmen, aber etwas mehr als nur 18 Grad Celsius wären wir schon lieber gewesen“, erinnert sich Bretting nur ungern daran. „Das fühlte sich tatsächlich extrem saukalt an – trotz eines Neoprenanzugs.“

Nach rund 34 Minuten war die Qual für die Hohenwarterin freilich schon wieder vorbei – beziehungsweise die 2000 Meter im Wasser waren von ihr zurückgelegt. „Als rekordverdächtig ist diese Zeit leider nicht zu bezeichnen – aber gut damit leben konnte ich trotzdem. Ich wusste ja, dass meine beiden Lieblingsdisziplinen erst noch kommen“, so die 43-Jährige dazu lächelnd.

Die erste davon: das Radfahren. Gerade in Niederösterreich machte ihr das so richtig Spaß, denn die ersten 18 Kilometer durften allen Ernstes auf einer Autobahn zurückgelegt werden. Prompt überholte Bretting einen Athleten nach dem anderen – völlig egal, ob männlich oder weiblich – und machte Platz um Platz gut.

Dumm nur für sie und den Rest des Starterfeldes: Das Wetter wurde plötzlich immer schlechter – mit auffrischendem Wind sowie leichtem Regen. „So wurde die überwiegend flache Radstrecke an der Donau entlang auf einmal doch einigermaßen anstrengend“, berichtet die Hohenwarterin. Und dann gab’s auch noch 1024 Höhenmeter zu überwinden – nahezu an einem Stück! „So etwas stört mich jedoch weniger“, so Bretting lachend. Wenn sie auf ihren Bike sitzt, fühlt sie sich eben wohl. Beziehungsweise lässt sich nicht mehr stoppen. Auch nicht von einem mittlerweile sehr böigen Seitenwind oder von unangenehm zu fahrenden Kurven auf dem Weg zurück in Richtung St. Pölten.

Dort, über der niederösterreichischen Hauptstadt, zog inzwischen ein Gewitter auf. „Allerhöchste Zeit also, um vom Rad zu kommen“, schoss es Bretting durch den Kopf. Nach 2:39 Stunden für die 90 Kilometer tat sie es tatsächlich. Eine Zeit, um die sie von vielen Starter(innen) beneidet wurde.

Fehlte noch der halbe Marathonlauf. 21,1 Kilometer durch St. Pölten – zwei Runden am Regierungsviertel vorbei durch die Innenstadt und dann zurück zum Stadion. Die Hohenwarterin hätte die Strecke irgendwie sogar genießen können – wenn nur dieser Wind nicht gewesen wäre. Also quälte sich Bretting förmlich dem Ziel entgegen und versuchte es phasenweise auch mit Wind-schattenlaufen bei Konkurrenten, die ihr Tempo zumindest einigermaßen mitgehen konnten. Siehe da, mit Erfolg – denn am Ende stand bei ihr eine Gesamtzeit von 4:53:33 Stunden auf der Stoppuhr! Natürlich bedeutete das den ersten Rang in ihrer Altersklasse W40. Aber nicht nur das. „Meine bisherige persönliche Bestzeit in St. Pölten lag bei 4:58 Stunden, aufgestellt im Jahr 2012. Die habe ich jetzt eben verbessert“, berichtet die Hohenwarterin glücklich. Ihr Fazit also: Saisonauftakt 2015 hundertprozentig gelungen.

Ein bisschen traurig war sie in St. Pölten nur wegen ihres Ehemanns Reinhard. Jener war beim „Ironman Austria 70.3“ ja ebenfalls am Start gewesen – aber aufgrund von Sprunggelenksproblemen musste er dann unterwegs aufgeben. „Seine Schmerzen wurden irgendwann leider zu groß“, berichtet Nicole Bretting.