Pfaffenhofen
Beste Unterhaltung und elf Tore für acht Euro

Eishockey bei den Pfaffenhofen IceHogs: Bayernliga-Überlebenskampf nur rund 22 Kilometer von Schrobenhausen entfernt

25.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr

Torjubel gegen den EHC Königsbrunn direkt vor dem Fanblock: Eishockey bei den IceHogs Pfaffenhofen ist durchaus eine unterhaltsame Angelegenheit. - Foto: R. Lüger

Pfaffenhofen (SZ) So schnell geht's, plötzlich ist nahezu jeder Deutsche ein Eishockeyliebhaber - den olympischen Heldentaten der Herren Goc, Ehrhoff, Kahun und so weiter im fernen Südkorea sei Dank. Nur wie sieht's quasi vor der eigenen Haustüre aus? Um das zu beantworten, blicken wir von Schrobenhausen aus einfach mal rund 22 Kilometer östlich, nach Pfaffenhofen - also dorthin, wo die IceHogs beheimatet sind. Und für sie geht es aktuell nicht um geschichtsträchtige Medaillen, sondern rein ums Überleben in der Bayernliga. Mal wieder.

Jetzt, am Freitagabend - nur wenige Stunden nach dem schwarz-rot-goldenen Halbfinal-Überraschungscoup in Asien gegen Kanada: ein richtungweisendes Heimmatch des ECP in der sogenannten Verzahnungsrunde. Der EHC Königsbrunn, der bisherige Tabellenführer im Achterfeld, kam an die Ilm. Das roch nach Schlagerpartie, das sollte die Anhänger doch regelrecht in Scharen anlocken. Hätte man zumindest meinen können.

Aber das Pfaffenhofener Eisstadion ist eben keine gemütliche Multifunktionsarena. Wer hierher trotz Minusgrade und bei eisigem Wind kommt, der muss diese Sportart wirklich lieben - beziehungsweise eben die IceHogs. Rund 55 Minuten vor dem Eröffnungsbully gab es hiervon jedoch noch nicht so viele. Daher, um es positiv auszudrücken: keinerlei Wartezeit vor dem Kassenhäuschen. Für nur acht Euro - und einem schnöden Kassenbon anstelle einer schmucken Eintrittskarte für die Privatsammlung - ging's schnell hinein ins Vergnügen.

Ja, die dicke Mütze lohnte sich an diesem Abend. Ebenso die wärmsten Winterstiefel. Von den Mannschaften war zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine Spur auf dem Eis, stattdessen zog es umbarmherzig am Rande der Bande. Irgendwie genauso wie früher im altehrwürdigen Ingolstädter Eisstadion an der Jahnstraße, damals in den 80er und 90er Jahren. Lang ist's her.

Bloß dort gab's damals keine so tolle Sportgaststätte, wie sie jetzt beim ECP haben. Nur ein paar Stufen nach oben, zudem noch zwei dicke Türen geöffnet, dann ist man drin - in einem Raum mit Mannschaftsbildern aus vergangenen Zeiten an der Wand, mit den Treuesten der Treuen aus der Fan-szene auf den Stühlen sowie an der Theke. Laut Speisenkarte wird man hier von "Dana" und "Dammerl" begrüßt - in gemütlicher Wärme und mit einem schönen Blick auf die Eisfläche. Ja, irgendwie fiel da an diesem Freitagabend der Gedanke schon schwer, kurz vor dem Match doch wieder in die Kälte zu gehen. Zumal es in der Wirtschaft auch eine leckere Currywurst inklusive Pommes für nur 5,90 Euro gab. Beziehungsweise eine heiße Schokolade für lediglich 2,50 Euro. Und so weiter. und so weiter.

Aber ein echter Eishockeyfreund ist eben kein Weichei. Also: raus bei den beiden Türen, die Stufen nach unten. Dorthin, wo sich inzwischen doch bereits einige Fans versammelt hatten. Offiziell wurde die Zuschauerzahl dann mit 260 beziffert - immerhin. Wobei sogar einige Schlachtenbummler aus Königsbrunn angereist waren. Die Armen, wie sich später zeigte - denn die Fans aus Schwaben erlebten dann, an diesem 23. Februar, eine 5:6-Niederlage der Ihren.

Wobei: Bis diese feststand, gab es zunächst noch beste Unterhaltung für alle Anwesenden - wohl gemerkt bei freier Platzwahl. Nur wohin? Lieber nach unten, direkt an die Bande? Oder doch lieber auf die große Tribüne, hinter einem der Tore - noch dazu jenes, auf das der ECP im Laufe der Partie gleich zwei Drittel lang zuspielte? Sich für letzterwähnte Alternative zu entscheiden, stellte sich schnell als richtig heraus, denn Michael Chemello (3./ 19.), Stefan Huber (9.) und Robert Neubauer (15.) netzten schon in den ersten 20 Minuten viermal für den ECP ein - spektakulär, sehenswert. Beziehungsweise, wie bereits erwähnt, für lächerliche acht Euro Eintritt.

In denen ebenfalls enthalten: Fansprüche aller Art, auch der derberen Sorte. Nun gut, Eishockey soll ja angeblich vor allem ein Männersport sein. Der Zuruf des Abends dann zu Beginn des zweiten Drittels, als Königsbrunns Matthias Forster das Kunststück fertig brachte, das Spielgerät aus kürzester Torentfernung sogar über den Fangzaun hinweg ins Freie zu schießen: "Jetz' ziag Deine Schlittschua g'fälligst aus und hol den Puck wieda."

Der Angreifer aus Schwaben befolgte die Aufforderung übrigens nicht - sondern startete stattdessen mit seinen Teamkollegen eine furiose Aufholjagd. So brachte sie Lukas Hruzík zunächst per Doppelpack auf 3:4 heran (22./27.) - und nach Neubauers 5:3 aus Pfaffenhofener Sicht (30.) schoss Lukas Fettinger (49./57.) gar ein zwischenzeitliches 5:5-Unentschieden heraus. Was für eine Dramatik plötzlich in Pfaffenhofen! Dass der Hauptschiedsrichter hin und wieder etwas die Übersicht verlor - Schwamm drüber. Ebenso über die nicht gerade niedrige Fehlerquote bei den Aktiven.

In der DEL wären sie hin und wieder schon froh, wenn sie innerhalb von 60 Minuten zumindest zwei Treffer bejubeln dürften. Hier, in dieser Verzahnungsrundenpartie um einen Bayernligaplatz 2018/19, gab es sogar gleich elf Tore in einer Stunde Spielzeit. Ja, elf - weil sich die Königsbrunner in allerletzter Minute noch einen hanebüchenen Aussetzer leisteten und Chemello diesen 20 Sekunden vor der Schlusssirene zum entscheidenden 6:5 für die IceHogs nutzte. Eishockeyherz, was willst Du mehr? Hättest Du Dir eine bessere Unterhaltung wünschen können? Wohl kaum.

Trotzdem, die Siegesfeier unmittelbar nach dem Match fiel bei den meisten Fans doch eher bescheiden aus. Kein Wunder, bei der Eiseskälte lockte nun doch eher das heimische Wohnzimmer. Beziehungsweise erneut die Sportgaststätte über der Spielfläche. Ja, diese war schon bald bis auf den letzten Platz gefüllt - das Volk freute sich auf die "Pressekonferenz". Wobei diese doch eher einem lockeren Plausch unter Freunden glich. So gab's für Königsbrunns Co-Trainer Sven Rampf und dessen "Guten Abend" sofort ein rund hundertfaches "Seeervus" zurück. Pfaffenhofener Eishockeyfans sind eben sehr höfliche Menschen. Zumindest meistens.