Ingolstadt
Vom Kreißsaal ins Stadion

Fußball gehört bei Herbert Hufsky zur Familiengeschichte Einstiger ESV-Spieler wird am Sonntag 70

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Herbert Hufsky (rechts) spitzelt Nürnbergs Dieter Nüssing den Ball noch weg. Die Partie am 11. Januar 1970 beim damaligen Bundesliga-Absteiger endete 0:0. In der folgenden Saison stand der ESV-Vorstopper beim legendären 2:2 vor 15 000 Zuschauern im ESV-Stadion seinen Mann - am Tag der Geburt seines Sohnes Christian. - Fotos: DK-Repro, Breitenhuber

Ingolstadt (DK) Er war einer der prägendsten Akteure des ESV Ingolstadt in den 60er- und 70er-Jahren - obwohl seine Karriere ein frühes Ende nahm: Herbert Hufsky (Foto). An diesem Sonntag wird er 70 Jahre alt.

Hufsky war einer der glorreichen Drei beim ESV Ingolstadt in den 1960er- und 1970er-Jahren. Doch während seine früheren Ringseer Schulkameraden Willibald Weis (Rot-Weiss Essen, Darmstadt 98) und Walter Zieglmeier (Deutscher Amateurmeister 1979) später in der Fußball-Bundesliga Karriere machten oder ESV-Rekordspieler wurden (Zieglmeier bestritt von 1966 bis 1982 530 Einsätze), dauerte Hufskys Karriere viel zu kurz.

Bereits im Alter von 25 Jahren war für den begabten Mittelfeldspieler wegen eines irreparablen Meniskusschadens Schluss. Trotzdem prägte er die besten Jahre bei den Schwarzweißen in der damaligen Regionalliga Süd mit - und blickt heute zufrieden zurück. An diesem Sonntag wird Hufsky 70 Jahre alt.

Dem zu erwartenden Gratulationstrubel entgeht der vielseitig engagierte Jubilar allerdings mit einem Kurztrip in die Berge. Schließlich ist der frühere Gesamtpersonalratsvorsitzende und Behindertenbeauftragte der Stadt Ingolstadt im öffentlichen Leben immer noch bestens vernetzt. Außerdem bekleidet Hufsky mehrere Ehrenämter, sei es in seinem Wohnort Etting, bei der Gewerkschaft Verdi, in der CSU oder als Rentenversicherungsberater. Also feiert Hufsky lieber im Kreis seiner Familie mit Ehefrau Gabriela, seinen beiden Kindern Christian und Alexandra sowie vier Enkelkindern.

Und obwohl die aktive Karriere des 209-fachen ESV-Spielers (40 Tore) schon so lange zurückliegt, ist für Hufsky der Fußball unweigerlich präsent. "Am 14. März werde ich jedes Jahr an das aufregendste Spiel meiner Karriere erinnert", erzählt der Jubilar. Als Hufsky 1971 gegen den damaligen Deutschen Rekordmeister 1. FC Nürnberg vor der neuen Rekordkulisse von 16 000 Zuschauern ins ESV-Stadion einläuft, tut er dies nämlich erstmals als stolzer Vater. "Ich weiß das alles noch ganz genau, weil ich es damals nicht glauben konnte. Am Morgen des Spieltags sagte meine schwangere Frau, dass es jetzt losginge. Und ich sagte, das könne nicht sein, weil wir doch gegen den Club spielen. Aber dann sind wir um 9.10 Uhr doch ins Krankenhaus gefahren", erzählt Hufsky. Wenig später war Sohn Christian geboren - und Hufsky war am Nachmittag pünktlich beim Spiel. 0:2 lagen die Ringseer nach einer halben Stunde zurück, doch dann schafften die Ingolstädter durch Tore des späteren Löwen-Spielers Peter Falter und Heinz Niedrich noch den Ausgleich. Der Jubel war groß im Lager der Schwarzweißen, die dadurch auch im 14. Heimspiel der Saison ungeschlagen blieben. Und Herbert Hufsky, der zudem an der Seite seines Bruders Heinrich spielte, hatte gleich doppelten Grund zum Feiern.

Zwei Jahre lang hielt Hufsky danach trotz seiner ihn stets begleitenden Knieschmerzen noch durch, dann war Schluss. "Ein Professor in München sagte mir damals, ich hätte ein Knie wie ein 90-Jähriger. Wenn ich weiterspielen würde, bräuchte ich bald ein künstliches Gelenk", schildert Hufsky die Diagnose. Der frühere Außenläufer, der das Entscheidungsspiel um den Klassenerhalt gegen die SpVgg Bayreuth (5:2) mit dem einstigen ESV-Trainer und seinem Förderer Willibald Hahn 1970 vor 12 000 Zuschauern in Fürth als weiteren Karriere-Höhepunkt nennt, zog die Konsequenzen und beendete seine aktive Laufbahn.

Den Fußball verfolgt er aber nach wie vor - seit zwei Jahren auch als Dauerkartenbesitzer des FC Ingolstadt. "Die Bundesliga war schon ein Erlebnis, und wer hätte gedacht, dass so etwas einmal in Ingolstadt möglich ist", sagt Hufsky, der auf eine Rückkehr hofft. "Allerdings glaube ich nicht, dass in dieser Saison noch eine Aufholjagd gelingt. Dazu fehlt der Mannschaft die Konstanz. Aber Platz sechs oder sieben traue ich ihr schon noch zu, das wäre auch ein Achtungserfolg und wichtig für die Zuschauer."