Rohrbach
"Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen"

Stefan Klos, Fußballtrainer des Bezirksligisten TSV Rohrbach, über seinen Job bei einer Anti-Doping-Firma

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Viel unterwegs: Unter anderem war Stefan Klos schon bei Sportveranstaltungen in Dubai (links), aber auch beim Beachvolleyball im russischen Sotschi. Dabei ergeben sich viele Gelegenheiten, diese Momente fotografisch festzuhalten. - Fotos: privat

Rohrbach (DK) So ganz ohne Sport geht es nicht: Stefan Klos ist nicht nur Trainer des TSV Rohrbach in der Fußball-Bezirksliga, sondern auch sein Beruf dreht sich um Sport. Klos ist Teamleiter bei einem Anti-Doping-Dienstleister und reist zu verschiedenen Sportereignissen rund um die Welt.

Wer die ersten drei Spieltage des TSV Rohrbach live miterlebt hat, hat Trainer Stefan Klos nirgends finden können. "Ich habe schon Anrufe bekommen, weil viele dachten, dass ich gar nicht mehr Trainer in Rohrbach bin." Tatsächlich saß Klos nicht, wie üblich, auf der Trainerbank, sondern war beruflich unterwegs. Das passiert ab und an, Co-Trainer Michael Humbach springt dann ein. Klos versucht aber natürlich, so oft wie möglich da zu sein. "Ich habe in keiner Saison mehr als fünf Spiele verpasst."

Klos selbst ist dann nicht unbedingt auf Fußballplätzen, sondern in anderen Sportstätten anzutreffen: "Bei Ironman-Wettkämpfen oder ganz im Norden bei Wintersportevents im finnischen Kuusamo. Man sieht viele Facetten des Sports", berichtet der 32-Jährige. Auch in Taiwan, Dubai oder Moskau war er schon beruflich unterwegs. "Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen, das verantwortlich für das Einsammeln der Dopingproben ist", erklärt Klos. "Verbände und Anti-Doping-Organisationen erteilen uns die Aufträge, und wir kümmern uns um die Durchführung vor Ort." Die Blut- oder Urinproben werden anschließend an Labore verschickt, die von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zertifiziert sind. Klos ist seit vier Jahren dabei, mittlerweile als Teamleiter.

"Es muss natürlich jeder Kontrolleur über alle Besonderheiten Bescheid wissen. Zudem muss rechtlich alles vernünftig laufen und spezielle Standards müssen eingehalten werden." Weltweit beschäftigt das Unternehmen etwa 180 freiberufliche Kontrolleure, zu manchen Großereignissen rückt Klos aber auch selbst aus. "Ich bin mit dabei, je komplexer der Auftrag ist, desto mehr gibt es vor Ort zu tun." So beispielsweise auch bei der Leichtathletik-WM Anfang August in London. Klos und seine Kollegen waren beauftragt, sich um alle Proben zu kümmern - außerhalb und innerhalb der Wettkämpfe. "Das war schon eine Menge an Aufwand, was Planung und Umsetzung betrifft." Alles in allem wurden mehr als 1500 Proben genommen, da bleibt nicht viel Zeit, um selbst aktiv die Wettkämpfe zu bestaunen. Ein Ereignis wollte sich Klos aber nicht entgehen lassen: "Die zehn Sekunden des 100-Meter-Finals mit Usain Bolt waren so ziemlich das Einzige, was ich gesehen habe." Beeindruckt war Klos aber auch vom Drumherum eines solchen Großereignisses. "Wir sind teilweise erst um vier Uhr aus dem Stadion raus und da waren noch 150 Leute bei der Arbeit."

Faszinierend, so der 32-Jährige, sei vor allem der ständige Kontakt mit den Athleten. "Egal wer da kommt, das sind alles nur Menschen. Auch die Spitzensportler." Die meisten Athleten seien manchmal sogar erfreut, getestet zu werden: "Das ist mittlerweile eine Generation an Sportlern, für die es dazugehört. Gerade für die Jungen ist es auch eine Art Wertschätzung, dass sie im Zirkus der Großen angekommen sind." Ärger gibt es daher selten, auch wenn natürlich niemand gerne länger wartet: "Es ist wichtig, dass man eine lockere Atmosphäre schafft und ganz normal mit den Jungs und Mädels umgeht."

Natürlich ist sich auch Klos bewusst, dass der Kampf gegen Doping kein einfacher ist: "Es ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Man kann immer mehr machen, das ist klar. Aber man muss auch sehen: Wir sind nicht das einzige Unternehmen, wir müssen konkurrenzfähig sein."

Seine Arbeit sei vor allem präventiv. "Wir wollen die Sportler davon abhalten, etwas zu nehmen. Sie sollen vorgewarnt sein und wissen: Wenn ich etwas nehme, werde ich auch erwischt." Das Thema Doping sei omnipräsent, und das wird auch so bleiben. "Es ist klar: Wenn man zu Hause sitzt und sieht, welche Leistungen erbracht werden, schüttelt man natürlich manchmal den Kopf." Nach der Meinung des 32-Jährigen sind aber viele Sportarten und Sportler zu Unrecht in Verruf geraten: "Ein Generalverdacht ist Quatsch, da muss man die Kirche im Dorf lassen. Ein Großteil des Sports ist sauber. Und dazu tragen wir bei."

Klos selbst hat Spaß an seinem aufregenden Job, auch weil "man Ecken der Welt bereist, die man sonst nicht sieht". Zudem habe er einen "brutal abwechslungsreichen" Arbeitstag. Klos hat sein Sportstudium schon abgeschlossen, derzeit absolviert er noch ein berufsbegleitendes MBA-Programm in Sportmanagement. Dass Klos, der in der Gemeinde Hettenshausen wohnt, dafür einen Job beim FC Bayern München aufgegeben hat, bereut er nicht. Beim Rekordmeister war er von der U 10 bis zur U 16 als Jugendtrainer sowie auch eineinhalb Jahre im Scouting unter Jupp Heynckes tätig. "Wenn es nichts mit Sport gewesen wäre, hätte ich das natürlich nicht gemacht", meint er. Und Fußball kann er ja auch beim TSV Rohrbach noch ansehen und trainieren.