Hilpoltstein
Zittersieg nach Steilvorlage

TV Hilpoltstein feiert zweiten Saisonerfolg in 2. Tischtennis-Bundesliga gegen Frickenhausener Rumpfteam

04.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Der Bann ist gebrochen: Gegen den Litauer Alfredas Udra gewinnt Alexander Flemming sein erstes Einzel in der 2. Liga. Arch - foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Vorzügliche Leistungen, kuriose Begleitumstände und am Ende ein 6:4-Erfolg gegen den TTC Frickenhausen: Golden hat für die Tischtennis-Asse des TV Hilpoltstein der Oktober begonnen. Nach dem dritten Spieltag steht der Aufsteiger auf dem dritten Tabellenplatz der 2. Bundesliga.

Nach dem durchaus schmeichelhaften Zittersieg atmete Hilpoltsteins Teammanager Bernd Beringer gestern Nachmittag erst einmal tief durch. Und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Kein Wunder, der Tischtennisgott meint es in diesen Tagen gut mit den Mittelfranken. Nach dem 6:4-Erfolg gegen ersatzgeschwächte Bad Königshofener legten die Hilpoltsteiner nun ein 6:4 gegen einen weiteren geschwächten Gegner nach. Dabei profitierte das TV-Team vom Fehlen des Japaners Tadakatsu Ikeda, der zeitgleich bei einem Pflichttermin – ein Qualifikationsturnier seines Verbandes – in der Heimat weilte.

Dass Frickenhausen keinen gleichwertigen Ersatz aufbieten konnte und in seiner Personalnot den über 60-jährigen Trainer Derd Soos pro Forma aufstellte, wirft freilich kein gutes Licht auf den Traditionsverein, der lange Jahre das deutsche Tischtennis mit bestimmt hat. Das weiß auch Beringer, der erst unmittelbar vor Spielbeginn vom Fehlen des vierten Mannes auf Seiten des Gegners unterrichtet wurde: „Das ist keine gute Sache für den Sport“, sagte er. Mag sein, doch dem Hilpoltsteiner Punktekonto tut eine derartige Steilvorlage natürlich gut.

Auf jeden Fall erhielt die Begegnung auf diese Weise einen besonderen Akzent. Spiele gegen Frickenhausen genießen ohnehin seit jeher Kultstatus, auch wenn die Burgstädter meist das Nachsehen hatten. Unvergessen das spektakuläre 7:9-Drama vor drei Jahren – damals noch mit Sechsermannschaften. Vor zwei Jahren lieferte der spätere Meister Frickenhausen II beim 6:1 eine Galavorstellung ab.

Doch seitdem ist viel passiert. Hilpoltstein schaffte nach einer Ehrenrunde in der dritten Liga den direkten Wiederaufstieg, während Frickenhausen seine erste Mannschaft aus dem Oberhaus zurückziehen musste und die zweite sogar abmeldete – das Geld sitzt auch im Ländle nicht mehr so locker. Und so standen sich beide Teams am Sonntag wieder gegenüber – mit deutlich veränderten Vorzeichen.

Drei Punkte gab es also kampflos für den TV Hilpoltstein. Neben den beiden Einzeln mussten die Gäste auch im zweiten Doppel passen. Fehlten also nur noch drei Siege zum Hilpoltsteiner Gesamterfolg. Und es begann vielversprechend: Alexander Flemming und Nico Christ demonstrierten gleich mal ihre Doppelstärke. Und als Flemming wenig später sein erstes Einzel gewann, sah es nach einem raschen Ende aus. Entspannung bei den 270 Besuchern in der Stadthalle. Dass Nico Christ parallel vom genialen Kroaten Filip Zeijko, der bei den Europameisterschaften im russischen Jekaterinburg keinen Geringeren als den großen Vladimir Samsonov bezwungen hatte, eine kleine Lehrstunde erhielt, war quasi eingepreist.

Für seine zweite Niederlage gegen den ins vordere Paarkreuz aufgerückten Litauer Alfredas Udra gilt das aber nicht: Christ kann zwar lange und durchaus sehenswerte Topspinrallyes gehen, bringt aber den Ballwechsel nur selten zum Abschluss. Ein ähnliches Problem schleppt Dennis Dickhardt mit sich herum, der sein Halbdistanzspiel gegen den Ungarn Marton Szita nicht durchbringen konnte. Dickhardt fehlte in einigen Szenen der Punch, der nächste Punkt für die Gäste.

Und dass Alexander Flemming den 18-jährigen Kroaten Zeijko würde schlagen können, war ohnehin eher unwahrscheinlich. Da halfen dem Hilpoltsteiner selbst seine vorzüglichen Rückhandschüsse die Linie entlang wenig. Dennoch Hochachtung, wie er seinen Gegner über vier Sätze bearbeitete und sogar zu einer Auszeit zwang. Trotzdem stand es plötzlich 4:4 und dem Hilpoltstein drohte gegen das Frickenhausener Rumpfteam ein 5:5-Unentschieden, das sich woher eher wie eine bittere Niederlage angefühlt hätte.

Dies konnte dann nur noch Neuzugang Petr David abwenden, der allerdings zwei Stunden tatenlos auf der Bank verbracht hatte. Keine gute Voraussetzung, um bei seiner Heimpremiere in der 2. Bundesliga ein Schlüsselspiel zu gewinnen, noch dazu gegen „Angstgegner“ Marton Szita. „Ich hatte schon Bammel“, räumte David später freimütig ein. Ein ums andere Mal unterliefen ihm zu Beginn vermeidbare Fehler auf der schwächeren Rückhandseite. Auf diese Weise gingen die Sätze eins und drei verloren. Doch der Tscheche ist ein großer Kämpfer. Unter den Augen seines Vorgängers Felix Bindhammer kam David zurück und brachte immer wieder seine krachende Vorhand ins Ziel. Nachdem er den Matchball verwandelt hatte, waren die Hilpoltsteiner einfach nur noch glücklich und erleichtert über zwei unverhoffte Punkte, die im Abstiegskampf noch einmal sehr wertvoll werden können.

TV Hilpoltstein - TTC Frickenhausen 6:4 – Flemming/Christ 13:11, 11:4, 5:11, 11:6; David/Dickhardt 11:0, 11:0, 11:0; Flemming 11:7, 4:11, 11:8, 11:8; Christ 7:11, 8:11,10:12; David 11:0, 11:0, 11:0; Dickhardt 4:11, 3:11, 12:10, 12:10, 5:11; Flemming 8:11, 11:8, 10:12, 9:11; Christ 10:12, 8:11, 9:11; David 8:11, 11:5, 7:11, 11:4, 11:7; Dickhardt 11:0, 11:0, 11:0.