Hilpoltstein
Totaler Triumph beim Burgfestlauf

01.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:48 Uhr

Am Ende der ersten Runde läuft Annika Ehrhardt (rechts) noch knapp vor Christine Ramsauer. Doch auf der zweiten setzt sich die routinierte Allersbergerin, Läufer-Cup-Gesamtsiegerin der vergangenen beiden Jahre, ab dem Burgberg von der jungen Rotherin ab.

Hilpoltstein (HK) Als erster Champion in der Geschichte des Hilpoltsteiner Burgfestlaufs hat Heiko Baier (LG Braunschweig) den totalen Triumph geschafft. Beim gestrigen Jubiläumsrennen gewann der 26-jährige Spitzenläufer nicht nur den Hauptlauf, sondern auch noch den begehrten Titel des Burgbergkönigs.

Matthias Seitz und Harry Grimm hatten gestern ganz Großes vor. Weil der Titel des Burgbergkönigs im vergangenen Jahr erstmals aus Hilpoltstein entführt worden war, schlossen die beiden Sprintsieger vergangener Jahre einen großen Burgfrieden. Um den prestigeträchtigen Sonderpreis in die Stadt zurückholen, begruben sie vor dem 10. Hilpoltsteiner Burgfestlauf sogar ihre alte Fehde. Vergeben und vergessen, dass Matthias Seitz und seine Hofstettener Sportfreunde vor drei Jahren den damaligen Burgbergkönig Harry Grimm mit hinterhältigen Methoden vom Thron stürzten. Vielmehr wollten sie gestern gemeinsame Sache machen, um ihr großes Ziel zu erreichen.
 

Doch der ehrenwerte Plan scheiterte auf ganzer Linie. Wenige Minuten nach dem Startschuss vor der Geschäftsstelle des Hilpoltsteiner Kurier liefen Grimm und Seitz zwar Hand in Hand den Burgberg hinauf. Allerdings hatten in diesem Moment schon drei schnellere Starter den Torbogen erreicht. Michael Franz (TSG Roth) und Christoph Andrack (La Carrera TriTeam Rothsee) waren an der Spitze des Feldes in die Maria-Dorothea-Straße eingebogen. Allerdings reichte es auch für diese beiden Landkreisstarter nicht zum Titel des Burgbergkönigs, weil sich beim entscheidenden Anstieg der unbekannte Läufer mit der Startnummer 427 unwiederstehlich absetzte.

Die eingefleischten Fans des Hilpoltsteiner Burgfestlaufs, die alljährlich die Entscheidung beim Bergsprint verfolgen, blieben kopfschüttelnd am Torbogen zurück. Allgemeines Rätselraten, wer sich da gerade zum neuen Burgbergkönig krönte. Die Auflösung dieses Rätsels folgte erst eine knappe halbe Stunde später in der Marktstraße, wo dieser Mann mit der Startnummer 427 mit mehr als einer halben Minute Vorsprung vor den mittelfränkischen Topläufern Carsten Stegner (LG Erlangen) und Fernando Lozano (TSV Wendelstein) den 10. Hilpoltsteiner Burgfestlauf gewann. Sieger des Bergsprints und Sieger des Hauptlaufs – das hatte es bis gestern noch nie gegeben.

"Was wollen wir da noch machen. Das wird ja immer schwieriger für uns", jammerte Matthias Seitz, der das Ziel immerhin als Elfter erreichte. "Mit legalen Mitteln gibt es beim Burgfestlauf nichts mehr zu holen", stellte sein zwei Sekunden schnellerer Vereinskamerad Ingo Macher fest. "Das einzige Mittel wäre ein Burgfest-Verbot für Hilpoltsteiner Sportler am Samstagabend", scherzte La-Carrera-Trainer Ralf Schuhmann mit Blick auf seinen siebtplatzierten Sohn Marius. Doch die Enttäuschung über die anhaltende Misere der Lokalmatadoren war schnell verflogen, als die Hilpoltsteiner Triathleten etwas über die Karriere des Siegers erfuhren.

Denn die Startnummer 427 trug der deutsche Spitzenläufer Heiko Baier (LG Braunschweig), Fünfter bei der deutschen Meisterschaft 2009 im 10000-Meter-Lauf und ausgestattet mit Bestzeiten, die alle Hobbysportler schwindlig werden lassen: 29:51 Minuten über 10000 Meter, 14:08 Minuten über 5000 Meter und 8:00 Minuten über 3000 Meter. Kein Wunder, dass er die Konkurrenz in Grund und Boden rannte. Doch was verschlägt einen so ambitionierten Spitzenathleten, der die zehn Kilometer bei der diesjährigen deutschen Meisterschaft im September in weniger als 29:30 Minuten rennen will, zum eher lustig-lockeren Burgfestlauf?

"In meiner Region gibt es an diesem Wochenende keine passenden Wettkämpfe", sagte der Sieger im Zielbereich am Döderleinsturm lapidar. Deshalb stieg Heiko Baier am Sonntagmorgen schon kurz nach fünf Uhr ins Auto und fuhr rund 250 Kilometer von Friesenhausen bei Fulda nach Hilpoltstein, um hier einen Vorbereitungswettkampf über 7,6 Kilometer zu absolvieren. "Ein kleiner Stadtlauf mit Sprintwertung, das war genau das richtige für mich. Besser als ein hartes Zehn-Kilometer-Rennen, das richtig reinknallt." Schließlich stehen für Heiko Baier in dieser Woche schon die nächsten wichtigen Tempo-Einheiten auf dem dicht gefüllten Trainingsplan.

Bei den Frauen machte Christine Ramsauer von der DJK Allersberg das Rennen. Mit ihrem insgesamt dritten Sieg beim Hilpoltsteiner Burgfestlauf feierte sie zugleich ihren dritten Sieg hintereinander im Läufer-Cup des Leichtathletik-Kreises Mittelfranken-Süd. In 30:06 Minuten siegte sie vor der noch amtierenden Läufer-Cup-Spitzenreiterin Annika Ehrhardt (30:42) und der Hilpoltsteinerin Andrea Dorr (31:50, beide TSG Roth). Die erste Runde bestritt Ramsauer noch Seite an Seite mit Ehrhardt, ehe sich die Allersbergerin auf der zweiten Runde ab dem Burgberg absetzte. In der ersten Runde hatte sich dort übrigens Ina Schuhmann (La Carrera TriTeam Rothsee) zum zweiten Mal nach 2008 zur Burgbergkönigin gekrönt.