Hilpoltstein (HK) Die Tischtennis-Asse des TV Hilpoltstein kommen derzeit kaum noch aus dem Feiern heraus: Mit einem 3:2-Erfolg beim Ligakonkurrenten BV Borussia Dortmund zog der mittelfränkische Zweitligist gestern zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte ins Viertelfinale des DTTB-Pokals ein.
"Unglaublich, einfach unglaublich." Hilpoltsteins Team-manager Bernd Beringer wusste nach dem gestrigen Vier-Stunden-Drama kaum noch, wie ihm geschieht. Denn Woche für Woche fahren die Hilpoltsteiner derzeit Siege ein. Und was für welche: Dem 3:2 im Vorrundenturnier im DTTB-Pokal gegen den amtierenden Zweitligameister Bad Königshofen ließen sie in der Liga ein 5:5 gegen Passau und ein 6:2 gegen Köln folgen. Und nun steht der TV auch noch unter den letzten Acht im Pokal, wo es garantiert Heimrecht gegen einen Bundesligisten gibt.
Die Gelegenheit, in diesem Wettbewerb so weit vorzudringen wie nie zuvor, war vergleichsweise günstig: Denn das Los hatte den Hilpoltsteinern das einzige noch mögliche Zweitligaduell geschert. Fraglos eine schwere Aufgabe gegen die Dortmunder Borussen, die mit zwei Auftaktsiegen in der 2. Bundesliga ihre Außenseiterrolle auf den Titelgewinn untermauerten und sich erheblich mit den beiden ungarischen Nationalspielern Adam Szudi (20), und Bence Majoros (19) verstärkten. Doch dafür haben die Hilpoltsteiner einen furiosen Petr David in ihren Reihen, der sich derzeit in der Form seines Lebens befindet und gestern zum Matchwinner in Dortmund avancierte.
Der Tscheche sollte Szudi gleich in der Auftaktbegegnung den Zahn ziehen. Doch zuerst musste er durch ein Tal der Tränen: Nach verlorenem ersten Satz und einer 9:5-Führung im zweiten Durchgang kassierte er fünf Punkte seines Gegners hintereinander und lag plötzlich mit 9:10 hinten, um nach der Abwehr weiterer Satzbälle doch noch das bessere Ende zu haben. Im dritten Abschnitt das gleiche Elend, als er sich einen 8:5-Vorsprung nehmen ließ und mit 8:11 unterlag. Es sah bisweilen nicht gut aus für den Hilpoltsteiner. Doch er besitzt wie seine Mannschaftskollegen ein großes Kämpferherz. So kam er zurück und ließ im fünften Satz eine wahrhaft goldene Serie folgen. Petr David traf buchstäblich jeden Ball, zog auf 10:0 davon, ehe er dem Gegner mit einer Fairplay-Aktion die Höchst-strafe ersparte. Bernd Beringer hielt es nach diesem Match nicht mehr auf den Sitzen: "So etwas habe ich noch nie gesehen."
Großer Jubel im Hilpoltsteiner Lager und eine Steilvorlage für Alexander Flemming, der in seinem ersten Einzel gegen Erik Bottroff antreten musste. Eine Partie, die für Flemming in schmerzhafter Erinnerung bleiben wird. Denn er zog sich dabei einen Bänderriss im Knöchel zu. Aus und vorbei, auch wenn er bis zum letzten Ball tapfer auf die Zähne biss.
Als sich anschließend Nico Christ eine glatte Dreisatzniederlage gegen Bence Majoros einhandelte, stand Hilpoltstein vor dem Aus. Zumal im nächsten Spiel wieder der schmerzgeplagte Alexander Flemming an der Reihe ab. Doch der TV-Kapitän schenkt keine Spiele ab, auch mit einem Bänderriss nicht. Und tatsächlich: Vier Sätze später hatte er gegen Adam Szudi zum 2:2-Zwischenstand ausgeglichen.
Das fünfte Match zwischen Petr David und Erik Bottroff musste also die Entscheidung bringen. Und David startete dabei völlig losgelöst, führte seinen Gegenüber regelrecht vor und holte sich den ersten Durchgang mit 11:2. Bottroff kämpfte sich zwar zurück, ebenso wie nach Davids zweitem Satzgewinn. Doch im finalen fünften Satz machte der Tscheche im TV-Trikot dann endgültig den Sack zu. Ein großer Sieg für den TV Hilpoltstein, der sich jetzt auf ein großes Pokalspiel im Viertelfinale gegen einen Erstligisten freuen darf.
BV Borussia Dortmund - TV Hilpoltstein 2:3 - Szudi - David 11:7, 12:14, 11:8, 10:12; 3:11; Bottroff - Flemming 12:10, 11:7, 16:14; Majoros - Christ 11:9, 11:7, 11:8; Szudi - Flemming 7:11, 10:12, 11:3, 12:14 Bottroff - David 2:11, 11:6, 8:11, 11:8, 6:11.
