Eichstätt
"Ohne Gurski würden wir nicht so gut dastehen"

Eichstätts Fußball-Abteilungsleiter Hans Benz über den Konkurrenzkampf der Torhüter, das Ende der JFG und die neue Saison

04.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:44 Uhr
Im Gespräch analytisch, am Spielfeldrand hoch emotional: Hans Benz, der Fußball-Abteilungsleiter des VfB Eichstätt. −Foto: Traub,Archiv,- (http://www.jt-presse.de)

Eichstätt (EK) Nach dem Auftakt gleich wieder eine Pause: Der Fußball-Regionalligist VfB Eichstätt war am Wochenende spielfrei.

Der EICHSTÄTTER KURIER nutzte diese Gelegenheit zu einem Gespräch mit Abteilungsleiter Hans Benz. Der 58-Jährige äußerte sich unter anderem über den Dreikampf um die Nummer eins zwischen den Pfosten sowie über den Stellenwert der Jugendarbeit und zu der Vielzahl an Neuzugängen.

 

Herr Benz, Klinsman Alejandro Calderon Buitroga stand zum Rückrundenauftakt gegen den FC Bayern München II nicht auf dem Spielberichtsbogen. Hatte das sportliche Gründe oder fehlt noch immer die Spielberechtigung?

Hans Benz: Das hängt mit der Einreise-Genehmigung zusammen. Er fliegt deshalb in diesen Tagen nach Bogota (Kolumbien), um ein langfristiges Visum zu bekommen. Im Normalfall erhält er die Unterlagen innerhalb von einer Woche und dann gehen sie nach München zum Bayerischen Fußballverband. Dort haben wir im Vorfeld schon alles abgeklärt, so dass wir dann auch innerhalb kürzester Zeit die Freigabe bekommen müssten.

 

Hat der kolumbianische Neuzugang mit dem ehemaligen Weltklasse-Stürmer Jürgen Klinsmann nur den Namen gemein?

Benz: Am Anfang war ich sehr skeptisch. Aber im Trainingslager und auch gegen höherklassige Gegner hat er bereits gezeigt, was er alles kann. Er ist ein typischer Strafraumspieler und am Ball eine Wucht. Außerdem hat er mit seinen erst 19 Jahren einen wahnsinnigen Körperbau. Ich denke schon, dass er uns weiterbringt.

 

Klinsman war neben Thomas Haas und Kevin Kühnlein einer von drei Winter-Neuzugängen. Zu Saisonbeginn kamen mit Jonas Fries, Julian Kügel, Stefan Liebler und Luca Wolosyzn bereits vier Spieler, während der Saison wurden mit Carmine De Biasi, Michael Gurski, Panagiotis Iatrou und Ralf Schröder nochmal vier Neue verpflichtet. Stimmt Sie diese Entwicklung nicht irgendwie bedenklich?

Benz: Man muss bedenken, dass wir jetzt immerhin Regionalliga spielen. Es ist aber mit Sicherheit nicht unser Ansinnen, jede Spielzeit eine so eine große Fluktuation mit elf Neuzugängen und einigen Abgängen zu haben. Ganz wichtig ist aus meiner Sicht, dass wir uns als Verein und als Mannschaft vom Charakter her nicht verändert haben. Das sind alles bodenständige Jungs, die wir geholt haben. Es waren auch keine Notkäufe dabei, selbst wenn der eine oder andere vielleicht hinter den Erwartungen zurück geblieben ist. Nach derzeitigem Stand wird sich im Sommer nicht viel tun, weil einige Neuzugänge auch schon im Vorgriff auf die kommende Spielzeit gesehen werden können.

 

Panagiotis Iatrou beispielsweise hat bislang kaum gespielt.

Benz: Er war der Beste, den wir bislang im Probetraining hatten. Leider hat er sich jedoch nicht so entwickelt, wie wir uns das vorgestellt und erhofft hatten. Aber da spielen auch immer viele Faktoren, wie zum Beispiel die Sprachbarriere, eine Rolle. Das ist alles nicht so einfach.

 

Dafür ging es nach der Verpflichtung von Torwart Michael Gurski bergauf.

Benz: Michael ist innerhalb der Mannschaft total angesehen. Er ist ein cooler Typ, für jeden Spaß zu haben und einfach ein Profi mit Leib und Seele. Er passt menschlich hervorragend zu uns. Dass wir ihn bekommen haben, war das Beste, was uns passieren konnte. Sonst würden wir jetzt nicht so gut dastehen.

 

Mit den Brüdern Christoph und Julian Hollinger durften zwei ehemalige Juniorenspieler und aktuelle Spieler aus der Zweiten Mannschaft mit in das Trainingslager nach Italien fahren. Wann schaffen die ersten Eigengewächse den Sprung in den Regionalliga-Kader?

Benz: Es zeichnet unseren Trainer Markus Mattes aus, dass er immer wieder andere Spieler mittrainieren lässt und für potenzielle Kandidaten offen ist. Für die Hollingers war das Trainingslager eine Auszeichnung und ein Lob für ihre bisherigen Leistungen. Aber es ist natürlich - wie man sich vorstellen kann - brutal schwierig, um es bis in die Regionalliga zu schaffen. Dort ist das Niveau sehr hoch, die Geschwindigkeit ist enorm und man muss vor allem im Kopf unglaublich schnell umschalten können.

 

Also bleibt es vorerst bei Benjamin Schmidramsl als letztem echten Eichstätter?

Benz: Das ist der Entwicklung geschuldet. Man muss sich nur unseren Nachbarverein, den FC Ingolstadt, anschauen. Da spielen selbst bei den U19-Junioren kaum Spieler aus der Region, die kommen alle schon aus einem Umkreis von über 100 Kilometern. Dennoch denke ich, dass es talentierte Fußballer bis in die Regionalliga schaffen können, selbst wenn sie nicht in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet worden sind. Aber dazu müsste man in der Jugend mindestens in der Landesliga spielen.

 

Die VfB-Reserve überwinterte als Tabellenführer der Kreisliga 1 Donau/Isar. Wie wichtig wäre ein Aufstieg auf Bezirksebene, damit der Unterschied für Spieler aus der "zweiten Reihe" zur Regionalliga nicht mehr ganz so krass ist?

Benz: Für mich wäre das mega wichtig und das sehen auch meine Mitstreiter in der Fußball-Abteilung so. Deswegen kommunizieren wir das auch ganz offen innerhalb des Teams. Wir haben mit Max Dörfler und Julian Scholl zwei sehr engagierte Trainer und - seitdem ich in Eichstätt verantwortlich bin - noch nie so viele Spieler gehabt. Die bräuchten eigentlich gar keine Abstellungen aus der ersten Mannschaft. Aber wie bereits gesagt: Ein Aufstieg wäre wichtig, zumal die Bezirksliga auch nicht mehr Geld kosten würde.

 

Apropos Kosten: Im vergangenen Jahr hat der BFV eine Strafe von 3000 Euro verhängt, weil der VfB als Regionalligist über keine eigenständigen Juniorenmannschaften verfügt. Inwieweit laufen hier Gespräche bezüglich einer Änderung?

Benz: Ab 1. Juli wird es keine Juniorenfördergemeinschaft (JFG) mehr geben. Die Mannschaften laufen dann auf den Namen VfB Eichstätt, damit wir weiteren Strafzahlungen (Anm. der Red.: 6000 Euro im zweiten Jahr, 12000 Euro im dritten Jahr) entgehen. Der Jugendarbeit muss man im Übrigen einen sehr hohen Stellenwert beimessen und man darf diese Aufgabe nicht vernachlässigen. Aktuell sind wir noch auf der Suche nach einem Jugendleiter.

 

Den Rückrunden-Auftakt gegen die kleinen Bayern im Grünwalder Stadion verfolgten nur 325 Zuschauer. Am 14. April wird die Heimpartie der Löwen gegen den VfB dagegen mit über 12000 Fans restlos ausverkauft sein.

Benz: Wie im Hinspiel ist die Nachfrage sehr groß. Jeder Spieler wird ein begrenztes Kartenkontingent für Familie und Freunde bekommen und die Dauerkartenbesitzer erhalten auch ihr Ticket. Wir wollen die Karten nach Möglichkeit nur an VfB-Fans vergeben, denn in unserem Block soll alles in unseren Vereinsfarben grün-weiß sein.

 

Ein weiterer Höhepunkt ist bereits nächsten Samstag die Live-Übertragung der Begegnung des 27. Spieltages bei der SpVgg Oberfranken Bayreuth auf Sport1.

Benz: Wir sind bis dato im Vorfeld nicht in irgendwelche organisatorischen Abläufe eingebunden, deshalb ist das für uns im Großen und Ganzen ein ganz normales Spiel, das im Übrigen um eine Stunde auf 13 Uhr vorverlegt worden ist. Man kann das Wetter nicht beeinflussen, aber ich gehe davon aus, dass die Partie trotz der derzeit widrigen Platzverhältnisse stattfinden wird. Denn ein Live-Spiel sagt man nicht so schnell einfach mal ab. Das ist nicht nur für uns als "kleinen" Verein, sondern mit Sicherheit auch für die Bayreuther etwas Einzigartiges.

 

Wenn Thomas Bauer zurückkehrt, hat der VfB mit ihm sowie den beiden anderen Keepern Jonas Herter und Michael Gurski drei "gleichwertige" Torhüter. Aber nur einer kann zwischen den Pfosten stehen. Da ist doch Unruhe innerhalb der Mannschaft vorprogrammiert.

Benz: Nein, denn alle drei arbeiten sehr professionell. Außerdem wissen wir noch gar nicht, wann Thomas wieder spielen kann. Er hat sich im Trainingslager am Knie verletzt. Das war schon ein kleiner Rückschlag für ihn und für uns. Jonas Herter stellt sich der Herausforderung und nimmt den Konkurrenzkampf mit Michael Gurski an.

 

Die Rückrunde hat zwar erst begonnen, aber dennoch dürften die Planungen für die bevorstehende Spielzeit bereits intensiv laufen. Was können Sie uns zum Stand der Vertragsverhandlungen sagen?

Benz: Ich habe schon viele Gespräche mit den einzelnen Akteuren geführt und bin guter Dinge, dass wir unseren Stamm aufrechterhalten werden. Das Gerüst der Mannschaft steht - unter anderem hat ja zum Beispiel auch Torjäger Fabian Eberle trotz anderweitiger Angebote bereits während der Winterpause verlängert. Wir werden also erneut eine schlagkräftige Truppe stellen.

 

In einem wahren Kraftakt wurde das Liqui Moly-Stadion vor Saisonbeginn Regionalligatauglich hergerichtet. Erfüllt der VfB inzwischen alle Voraussetzungen des Verbandes?

Benz: Es kann durchaus sein, dass wir ein bisschen nachjustieren müssen. Aber zu 95 Prozent passt alles. Wir können die Lizenz also ohne weiteres und große Anstrengungen für ein weiteres Regionalliga-Jahr beantragen. Und die Mannschaft will die Klasse unbedingt halten. Das hat man in ihren Gesichtern abgelesen, auch oder gerade weil wir die Auftaktpartie bei den Bayern-Amateuren unglücklich mit 0:2 verloren haben.

 

Wichtig in diesem Zusammenhang sind auch die Sponsoren. Ende des Jahres 2017 hat die Würth-Gruppe den Ulmer Schmierstoff-Hersteller und VfB-Geldgeber Liqui Moly übernommen. Welche Auswirkungen hat das für den VfB?

Benz: Keine, wir haben nämlich einen längerfristigen Vertrag abgeschlossen. Sonst hätte die Zusammenarbeit auch keinen Sinn gemacht.

 

Das Gespräch führte

Norbert Dengler.