Eichstätt
Marco Witasek verlässt VfB Eichstätt

29-jähriger Angreifer kickt ab sofort für den Landesligisten SV Manching

17.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:56 Uhr

Ein Höhepunkt in seiner VfB-Zeit war sicherlich der Aufstieg in die Bayernliga. Der damalige Toptorjäger Marco Witasek verpasste in dieser Szene seinen Mitspielern inklusive Trainer Jürgen Steib eine Bierdusche. ‹ŒArch - foto: Johannes Traub

Eichstätt (EK) Mit Marco Witasek hat ein ganz Großer den VfB Eichstätt - nach insgesamt acht Jahren und fast 200 Punktspielen im grün-weißen Trikot - in der Winterpause verlassen. Der 29-jährige Mittelstürmer ist eine der prägenden Figuren des vergangenen Jahrzehnts gewesen.

Mit ihm stieg der Verein dreimal auf: von der Bezirksoberliga bis in die Regionalliga. Dort kam der torgefährliche Angreifer (36 Landesliga-Tore für den VfB und 24 in der Bayernliga) jedoch nur noch sporadisch zum Einsatz. Zwölfmal wurde er kurz vor Schluss erst eingewechselt, einmal nach 63 Minuten ausgewechselt. Insgesamt standen für den 1,84 Meter großen Vollblut-Fußballer nur noch 172 Einsatzminuten zu Buche. Zu wenig für den ehrgeizigen Sportler, der bei seinem Heimatverein TSV Etting in der F-Jugend mit dem Kicken begann, sich beim MTV Ingolstadt weiterentwickelte und nach der Fusion zum FC Ingolstadt 04 übergewechselt war. Er suchte nach reiflicher Überlegung eine neue Herausforderung und heuerte kurzerhand beim Landesligisten SV Manching an. Dessen Trainer Andreas Thomas freut sich über den Neuzugang: "Ich denke, dass der Wechsel für beide Seiten eine sehr gute Lösung war. Marco wollte unbedingt mehr Spielpraxis und wir sind froh, so einen guten Stürmer bekommen zu haben. Er hat viel Qualität und steht für Torgefährlichkeit", sagt Thomas. Auch Eichstätts Trainer Markus Mattes lobt die fußballerischen Fähigkeiten Witaseks, die unumstritten sind, wenngleich er auch dessen Trainingseifer etwas bemängelt. Zu der Zeit als er vor zwei Jahren seine Bachelor-Arbeit schrieb, könne er diese Aussage nachvollziehen, so sein Schützling: "Doch zuletzt hatte ich mir persönlich schon mehr erhofft, weil ich mich immer voll reingehängt habe und ein variantenreicher Spieler bin. Aber letztendlich stellt der Trainer auf - und was der Fabian Eberle da vorne macht ist Weltklasse und rechtfertigt auch seinen Einsatz."

Für Witasek blieb in jüngster Zeit also überwiegend nur die Ersatzbank, respektive die Rolle des Jokers. Damit musste sich der Fahrzeugtechnik-Student, der aktuell in Zwickau den Master macht, schon einmal abfinden. Damals, es war zu Beginn seiner Laufbahn bei den Senioren, kam der talentierte Fußballer bei der U23 des FC Ingolstadt 04 nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinaus. Es folgte schließlich der Wechsel nach Eichstätt und es sollte der Beginn einer äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit werden. Unter Trainer Erich Hock blühte der damals 20-Jährige Youngster - nachdem er Anfang 2009 aus der Schanz kam und mit dem VfB von der Bezirksoberliga in die Landesliga aufstieg - regelrecht auf und erzielte an der Seite von Sturmpartner Jochen Regler (11) und Offensivmann Markus Hörmann (17) stattliche 19 Landesliga-Tore. Witasek sicherte sich gleich mal die interne Torjägerkanone und machte ligaweit auf sich aufmerksam. Punktgleich mit dem SV Heimstetten belegten die Eichstätter seinerzeit den ersten Rang, verloren jedoch das Entscheidungsspiel um die Meisterschaft in Gersthofen gegen den SV Heimstetten mit 1:2 und dann auch noch das Relegationsspiel gegen Schweinfurt. "Von Erich Hock habe ich wahnsinnig viel gelernt. Sowohl taktisch als auch menschlich", lobt Witasek seinen einstigen Mentor.

Es sind bei ihm in all den Jahren beim VfB ohnehin viele schöne Erinnerungen hängengeblieben: da wären beispielsweise seine zwei Tore bei der 3:8-Niederlage gegen den FC Bayern München oder die legendäre Nicht-Abstiegsparty, als man am letzten Spieltag der Landesliga-Saison 2010/11 dem direkten Konkurrenten SV Wacker Burghausen II ein torloses Unentschieden abtrotzte und der Relegation nur hauchdünn entging. "Da haben wir zwei Tage pausenlos durchgefeiert. Wir waren in sämtlichen Diskotheken. Teilweise hatten die Spieler noch die Schienbeinschoner an oder kamen in Badelatschen daher", erinnert sich Witasek, als sei es erst gestern gewesen. Im Sommer 2015 folge der Torjäger den Lockrufen seines Ex-Trainers Jürgen Steib und wechselte von der Bayernliga zum TSV Rain am Lech in die Regionalliga. "Als Sportler ist das doch ganz normal, dass man sich mit den Besten messen will. Deswegen habe ich Eichstätt damals verlassen und bin eine Liga höher gewechselt", begründet er den Wechsel. Nachdem eine Rückholaktion in der Winterpause aus finanziellen Gründen scheiterte, kehrte der "verlorene Sohn" am Ende der Spielzeit nach 19 Spielen und drei Toren wieder zum VfB zurück.

Nun war für ihn aufgrund fehlender sportlicher Perspektiven erneut die Zeit gekommen, um seine Zelte abzubrechen. Er tut dies aber keineswegs im Groll. Ganz im Gegenteil. "Es war ein wahnsinnig toller Lebensabschnitt und eine sehr schöne Zeit. Ich habe viele tollen Menschen, sei es als Mitspieler, Trainer, Funktionäre oder aber auch Zuschauer kennenlernen dürfen. Das waren alles tolle Persönlichkeiten und die acht Jahre haben mich wirklich geprägt. Es sind dabei viele richtig gute Freundschaften entstanden", sagt Witasek, der seine Laufbahn früher oder später bei seinem Heimatverein Etting ausklingen lassen will. Doch davor kehrt er als Spieler mindestens noch einmal nach Eichstätt zurück. Und zwar am Samstag, 27. Januar, wenn er mit seinem neuen Verein SV Manching ein Freundschaftsspiel gegen seinen mittlerweile Ex-Verein Eichstätt bestreitet. Anpfiff auf dem Kunstrasenplatz ist um 14 Uhr.