Während
Löwen suchen nach Lösungen

16.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:29 Uhr

Während sich der TSV 1860 mit seinem ehemaligen Personal vor Gericht wiedertrifft, müssen die aktuellen Verantwortlichen die brisante sportliche Situation entschärfen. Heute kommen die Würzburger Kickers.

München (DK) Wie falsch die 1860-Verantwortlichen vor dieser Saison offenbar einige Dinge eingeschätzt hatten, bekamen sie in den vergangenen Tagen noch einmal wie durch ein Brennglas vor dem Arbeitsgericht München vorgeführt. Viermal hieß es dort Löwen gegen Ex-Löwen, beziehungsweise im Falle des zur U 21 verbannten Profis Karim Matmour Löwen gegen (Noch-)Löwen. Während der Verein in der Auseinandersetzung mit dem Spieler am Montag einen Teilerfolg verbuchte (die Klage auf einstweilige Verfügung zur Rückkehr ins Profi-Training wurde vorerst abgelehnt), kam es gestern mit Ex-Sportchef Thomas Eichin (50), Ex-Chefscout Peer Jaekel (34) und Ex-Trainer Kosta Runjaic (45) zu keiner gütlichen Einigung. In alle drei Personen hatte man vor dieser Saison noch große Hoffnungen gesetzt, um den Umbruch beim Traditionsverein einzuleiten.

Nur wenige Stunden nach dem unschönen Wiedersehen vor Gericht saß mit Vitor Pereira der Mann im Pressecontainer an der Grünwalder Straße, der in den restlichen zehn Saisonspielen nun ausbaden soll, was Eichin, Runjaic und Co nach Ansicht der 1860-Verantwortlichen dem Klub in der ersten Saisonphase eingebrockt haben. Natürlich äußerte sich Pereira nicht zu den Geschehnissen vom Vormittag. Genauso wenig wie zu den anderen Themen, die das Image des Vereins in den vergangenen Wochen immer mehr ramponiert hatten. Nur so viel sagte der Portugiese: "Ich respektiere alle Journalisten. Aber zu den anderen Themen müssen die entsprechenden Leute angefragt werden." Er selbst wolle sich ausschließlich mit den Fragen zum Derby gegen die Würzburger Kickers heute Abend (18.30 Uhr) befassen. Auch sportlich liefert die aktuelle Lage schließlich ausreichend Zündstoff.

Ungewohnt sei die aktuelle Situation für ihn, so Pereira. Sowohl die Serie von drei Niederlagen als auch der Abstiegskampf an sich. "Ich habe meist immer um die Meisterschaft gekämpft - bei Porto, Olympiakos, Fenerbahce", erklärte der 48-Jährige und betonte: "Ich bin auch zu 1860 gekommen, um dieses Ziel zu verwirklichen. Ich bin mir sicher, dass wir in der nächsten Saison eine Mannschaft haben, die um den Aufstieg mitspielen kann."

Zuvor gilt es allerdings, gegen Würzburg einen wichtigen Sieg zu schaffen und damit die Lage im Abstiegskampf zu entspannen. Nur noch drei Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegationsrang. "Doch wenn wir so spielen wie in Hannover, haben wir sehr gute Chancen, das Spiel zu gewinnen", meinte Pereira, der deshalb wohl auch auf seine Startaufstellung von vor einer Woche setzen wird, als die Löwen trotz überzeugender Leistung unglücklich mit 0:1 verloren.

Also auch auf Verteidiger Sebastian Boenisch, der gestern unfreiwillig Thema bei der gerichtlichen Auseinandersetzung mit Ex-Chefscout und Kaderplaner Jaekel war. Am 6. Januar 2017 war dieser fristlos gekündigt worden, hatte anschließend eine Kündigungsschutzklage eingereicht. Der Vorwurf, der nun im Kammerverfahren am 19. Mai geklärt werden muss: Jaekel soll nicht erkannt haben, dass die Verpflichtung Boenischs aufgrund dessen Verletzungsgeschichte ein Risiko darstellt. Unter Pereira ist Boenisch Stammspieler. "Also sollte man davon ausgehen, dass man alles richtig gemacht hat", erklärte Jaekel gestern. Was die Gegenseite im Detail vorbringen möchte, könne er nicht genau sagen. "Da hat der gegnerische Anwalt etwas in Rätseln gesprochen."

Ähnlich nebulös waren gestern die Vorwürfe gegenüber Eichin und Runjaic, die den Verein beide auf Fortzahlung ihres Gehalts verklagt hatten. Runjaic war im November 2016, Eichin Anfang Dezember freigestellt worden. Die Vorwürfe der Löwen-Seite reichen von falschen Spielereinsätzen bis hin zu Beratergeschäften. Ex-Trainer und Ex-Geschäftsführer sprachen gestern von Rufschädigung. Eichin bestand auf eine schnelle Einigung. "Alles andere schadet den Löwen und auch meiner Person."