Nürnberg
Verletzt und ohne Zukunft?

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Stammplatz weg, Verletzung da. Ohne Thorsten Kirschbaum im Tor versucht der 1. FC Nürnberg in Braunschweig mal wieder zu gewinnen. Für den 30-Jährigen stellt sich darüber hinaus die Frage nach seiner Zukunft beim Club.

Ortsmarke (DK) Wer es böse mit Thorsten Kirschbaum meint, könnte behaupten, die Knieprellung, die sich der Torhüter im Mittwochstraining zugezogen hatte, komme genau zur richtigen Zeit. Der 30-Jährige kann seinen Nicht-Einsatz am Samstag (13 Uhr) in Braunschweig so mit seiner Verletzung begründen, anstatt sich wie gegen Kiel mit seiner neuen Rolle als Nummer zwei arrangieren zu müssen. Wer es gut mit Thorsten Kirschbaum meint, könnte ihn aber auch bedauern: Der Stammplatz war schon vorher weg, eine unkomplizierte, aber schmerzhafte Verletzung ist hinzugekommen. Vielleicht leitet das erneute Aus im Club-Tor außerdem die ersten Schritte von Kirschbaums Abschied aus Nürnberg ein.

Im Sommer 2018 läuft dessen Vertrag beim Club aus. Und weil der 30-Jährige seinen Stammplatz vor einer Woche wieder einmal, zum dritten Mal seit 2015 verloren hat, stellt sich auch die Frage nach der Zukunft des gebürtigen Würzburgers. "Es ist sicherlich so, dass Thorsten mit der Situation nicht glücklich ist und sich bei seiner Vertragssituation ein paar Gedanken machen wird", sagte Sportvorstand Andreas Bornemann in dieser Woche der "Bild". Andererseits könne es aber im Fußball bekanntermaßen schnell gehen. "Alles, was kommt, werden wir sehen und in Ruhe besprechen", kommentierte Bornemann.

Dass es schnell gehen kann, hatte Kirschbaum in den vergangenen zweieinhalb Jahren selbst oft erlebt. Mehrmals war der Platz im Tor weg, mehrmals kämpfte er sich zurück. Weil die Konkurrenz hinter ihm entweder nicht besser war, oder wie Raphael Schäfer kurz vor dem Karriereende stand. Diesmal ist die Situation nun anders, denn mit dem neuen, enorm talentierten Fabian Bredlow hat der Club auch seine Zukunft auf der Torhüterposition eingeleitet. Einen "stabileren Eindruck" habe der 22-jährige Neuzugang aus Halle zuletzt gemacht, sagt Trainer Michael Köllner. Kirschbaum habe man dagegen angemerkt, dass er "mit seinem Fehler gegen Ingolstadt zu kämpfen hat". Bei der 1:2-Niederlage gegen die Schanzer patzte der 30-Jährige vor zweieinhalb Wochen, verursachte so einen Elfmeter. Es war sein einziger grober Fehler in dieser Saison.

Wenigstens auf der Bank kann Kirschbaum nun vielleicht am Samstag Platz nehmen. "Wir müssen schauen, wie der Schmerz zurückgeht und ob er zumindest nach Braunschweig mitfahren kann oder noch ein paar Tage aussetzen muss", sagt Köllner. Als Ersatz des neuen Ersatzkeepers stünde Johannes Kreidl von der U 21 bereit. Wohl sicher nicht in Braunschweig dabei ist Patrick Erras (Ödem in der Wade). Tim Leibold war im Heimspiel gegen Kiel umgeknickt, Cedric Teuchert plagte ein grippaler Infekt. Bei beiden müsse man abwarten, ob es reicht.

Als der Club vor 30 Jahren zuletzt in Braunschweig gewann, waren all diese Spieler noch nicht geboren. "Wenn man unsere Historie anschaut, wird es schwer", sagt Köllner, der trotz des einen Punktes aus den vergangenen drei Partien mit der Gesamtsituation noch einigermaßen zufrieden ist. "Wir haben es zumindest geschafft, dass wir uns unter den Top fünf bewegen können. Das ist unser Anspruch, also liegen wir eigentlich voll im Soll", sagt er. Seine Antwort auf die gestiegenen Erwartungen im Umfeld: "Auch wenn der Christkindlesmarkt schon aufgestellt ist und die Buden beleuchtet sind, können wir uns nicht alles so wünschen, wie es uns am besten passt."

Dasselbe gilt für beide Torhüter, von denen nur einer spielen kann: Aktuell ist das Bredlow. Auch längerfristig? "Wir haben zwei starke Torhüter und der, der unter der Woche den besseren Eindruck macht, wird in der Kiste stehen", sagt Köllner. Schon nach dem 2:2 gegen Kiel hatte der Trainer betont: "Es ist ein offenes Rennen. Mal sehen, wie die Reaktion der beiden in dieser Woche ausfällt." Kirschbaums unfreiwillige Reaktion war in dieser Woche zunächst eine Knieprellung im Training.