Ingolstadt
FC Ingolstadt holt Andreas Görlitz

04.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:48 Uhr

 

Ingolstadt (DK) "Ich soll hier Verantwortung übernehmen und ein Führungsspieler werden. Nach meinem durchwachsenen Jahr beim FC Bayern bin ich richtig heiß auf diese Aufgabe!" Andreas Görlitz fiebert der neuen Saison in der 2. Liga entgegen, in der er beim FC Ingolstadt 04 einen Neuanfang starten will.

Der gebürtige Weilheimer hatte als Stammspieler des FC Bayern eine große Karriere vor sich, ehe ihn eine Reihe schwerer Verletzungen – darunter ein im Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin (3. November 2004) erlittener Kreuzbandriss – weit zurück warfen. Danach musste er 830 Tage auf seinen nächsten Bundesliga-Einsatz warten. Nach der langen Pause hatte er Probleme, den Anschluss wieder zu schaffen und wurde daraufhin für zwei Jahre an den Karlsruher SC ausgeliehen. Zur Saison 2009/10 kehrte er zu den Bayern zurück, fiel aber nach wenigen Wochen aufgrund einer Fersenverletzung wieder aus.

Nach seiner Genesung folgten noch vier Einsätze im Drittliga-Team der Münchner, der Vertrag wurde dann nicht verlängert. Die Ingolstädter haben sich seit einigen Wochen um den Abwehrspieler bemüht. Gestern gab der Zweitliga-Aufsteiger dann die Verpflichtung des zweifachen Nationalspielers bekannt, der einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben hat.

Vom FC Bayern in die 2. Liga – für Andreas Görlitz kein Problem. "Ich sehe diesen Punkt sehr entspannt. Ich bin mir nicht zu schade für die 2. Liga, zumal hier in Ingolstadt etwas entstehen soll", gibt sich Görlitz bescheiden. Wobei er aber gleichzeitig bestätigt, dass es auch Anfragen von höherklassigen Vereinen – der 1. FC Kaiserslautern soll ebenso interessiert gewesen sein wie die Zweitligisten FC Augsburg und 1860 München – gab: "Ich hatte Angebote aus der Bundesliga und sogar aus der Premiere League. Aber das hat einfach nicht gepasst oder wurde noch nicht richtig konkret. Und ich hatte einfach keine Lust mehr, mich hinhalten zu lassen."

Und noch einen wichtigen Grund gibt es für Görlitz, dass er so schnell mit den Ingolstädtern einig wurde: "Ich wollte nicht erst zu meiner neuen Mannschaft kommen, wenn die Vorbereitung vorbei ist oder sogar schon ein Spieltag absolviert wurde."

Ausschlaggebend für seinen Wechsel zum FC 04 waren in erster Linie Trainer Michael Wiesinger und Geschäftsführer Harald Gärtner. "Die Beiden haben sich extrem um mich bemüht und mich mit ihrem Konzept beeindruckt. Da hat dann die Ligazugehörigkeit nur eine untergeordnete Rolle gespielt," schwärmt der 28-Jährige, der insgesamt 104 Bundesligaspiele für den TSV 1860, den FC Bayern und den KSC bestritten hat und mit den Bayern dreimal Meister und Pokalsieger wurde.

"Andreas ist ein weiterer wichtiger Baustein, um unsere Ziele zu erreichen", ist Gärtner davon überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben. Wobei es für ihn wichtig ist, dass sich Görlitz auch mit dem Team identifiziert. Die Verbindung zu Görlitz bestand schon seit einiger Zeit, jetzt hat es – so Gärtner – "menschlich gefunkt." Neben der Nähe zu München, wo Görlitz lebt, war mitausschlaggebend die Tatsache, dass sich das Trainerteam intensiv um Görlitz bemüht hat.

Auch FC-Trainer Michael Wiesinger, der bei den Bayern noch mit Görlitz zusammen gespielt hat, freut sich auf den prominenten Neuzugang: "Mit Andreas kommt ein gestandener Spieler mit viel Erfahrung. Er hat seine Qualität schon auf höchstem Niveau unter Beweis gestellt. Gerade aufgrund unserer aktuellen Personalsituation bin ich froh, dass wir uns so schnell mit ihm einigen konnten."

Hobby-Gitarrist Görlitz, der mit seiner Band Room 77 schon im Vorprogramm von ACDC im Rahmen ihrer Deutschland-Tournee auftrat, hat im übrigen zu unserer Zeitung ein besonderes Verhältnis: Während der Fußball-WM 2006 in Deutschland steuerte er einige Kolumnen bei. Vorerst aber wird er nicht mehr für uns, wir aber über ihn berichten. Vielleicht irgendwann sogar über sein 105. Bundesligaspiel . . .