Ingolstadt
Österreichisches Stürmerduell in Bayern

Lukas Hinterseer und Rubin Okotie treffen im Derby zwischen dem FC 04 und 1860 München aufeinander

26.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Auf Vereinsebene Konkurrenten, im Nationalteam Österreichs Kollegen: Der Ingolstädter Lukas Hinterseer (links) und Rubin Okotie vom TSV 1860 München. - Fotos: Imago

Ingolstadt/München (DK) Noch drei Tage, dann steigt im Audi-Sportpark das zwölfte Zweitligaduell zwischen dem FC Ingolstadt und dem TSV 1860 München. Seit gestern ist das Derby (Montag, 20.15 Uhr) ausverkauft. Die Spannung steigt, nicht nur bei den Fans, sondern auch bei den Spielern.

Wir unterhielten uns mit den beiden österreichischen Nationalspielern Lukas Hinterseer (FC 04) und Rubin Okotie (1860), die im Derby aufeinandertreffen. Im vergangenen Jahr feierten die Schanzer am 14. Februar mit einem 2:0 den ersten Sieg. Zudem gab es fünf Unentschieden, fünfmal gewannen die Löwen.

Herr Okotie, Sie haben zu Wochenbeginn eine Trainingseinheit ausgelassen und sich am Knie untersuchen lassen. Wie geht es Ihnen?

Rubin Okotie: Alles okay. Ich habe keine Probleme mehr.

 

Ihr Trainer Torsten Fröhling hat gesagt, er will Krieger sehen. Sind Sie einer?

Okotie: Ja, natürlich. Wir sind alle Krieger und zeigen das in jedem Training. Jeder hängt sich voll rein, wir sind für das Derby alle topmotiviert.

 

Bei Ihnen persönlich läuft es ja sehr gut. 13 Tore in 20 Spielen. So etwas wie eine Torflaute kennen Sie wohl nicht?

Okotie: Wichtig ist, dass die Mannschaft Erfolg hat. Ich profitiere ja nur von meinen Mitspielern, wenn sie mir die Bälle auflegen.

 

Sie haben auch schon siebenmal getroffen, Herr Hinterseer. In den letzten fünf Partien aber nicht mehr. Nagt das an Ihnen?

Hinterseer: Das ärgert mich schon. Ich habe aber auch, als ich getroffen habe, immer gesagt, dass es mal anders kommen kann. Das Gute bei uns ist, dass dann eben ein anderer trifft. Dadurch sind wir schwerer auszurechnen. Ich jedenfalls werde jetzt nichts ändern, die Tore kommen schon wieder.

 

Und was sagen Sie zur Torquote Ihres Nationalmannschaftskollegen?

Hinterseer: Das ist beachtlich, vor allem, wenn man bedenkt, dass sich die Löwen ja eher hinten in der Tabelle aufhalten. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass er nur 28 Torschüsse hatte. Dann 13 Tore zu machen, ist schon ein Wahnsinn.

Herr Okotie, Sie haben mit 20 Spielen als Stürmer auch die meisten Einsätze im Löwen-Team. Das ist doch eher ungewöhnlich. Woher kommt diese Konstanz?

Okotie: Ob das ungewöhnlich ist, kann ich nicht beurteilen. Ich will einfach der Mannschaft helfen, und da ist es wichtig, dass man Rückschläge wegstecken kann. Das kann ich. Ich arbeite hart daran und versuche, mich immer gut vorzubereiten.

 

Herr Hinterseer, Sie waren sogar in allen Spielen bislang dabei. Hätten Sie gedacht, dass Sie in Ihrer ersten Saison in Deutschland gleich eine so tragende Rolle spielen?

Hinterseer: Stimmt schon, bis auf die Partie gegen Sandhausen, als ich ein bisschen angeschlagen war, stand ich sogar jedes Mal in der Startelf. Ich war schon darauf vorbereitet, dass ich bei der Konkurrenz in Ingolstadt sicher auch mal draußen sitzen muss. Deshalb bin ich natürlich sehr froh, dass es jetzt so läuft.

 

Die Umstellung von der ersten österreichischen Liga auf Deutschland hat Ihnen gar keine Probleme bereitet?

Hinterseer: Ich war schon in Österreich jemand, der immer sehr viele Sprints gemacht hat. Ob alle jetzt sinnvoll sind, weiß ich nicht (lacht). Aber insofern kommt mir unser System hier sehr entgegen. In der Zweiten Liga muss man zudem sehr clever spielen, wenn ich zum Beispiel an unsere Partie in Leipzig denke. An die Härte musste ich mich allerdings erst gewöhnen, aber das passt schon.

 

Beim 1:1 im Hinspiel fielen die Tore innerhalb von zwei Minuten. Was erwarten Sie dieses Mal für eine Partie?

Okotie: Ja, das war am Anfang der Saison. Da wusste man noch nicht, wie alles laufen wird. Jetzt ist Ingolstadt der Favorit, wir sind der Underdog. Aber natürlich wollen wir beim Tabellenführer etwas holen. Bei Ingolstadt läuft es zurzeit auch nicht so rund, wir wollen möglichst drei Punkte mitnehmen.

Hinterseer: Die Löwen haben durch den Sieg gegen St. Pauli Selbstbewusstsein getankt, deshalb wird es sicher wieder ein schwieriges Spiel für uns. Wir müssen Geduld haben, in der ersten Halbzeit Gras fressen und den Gegner erst niederkämpfen, bevor wir dann vielleicht in der Schlussphase den Ball laufen lassen können.

 

Wie stellen Sie sich auf die Münchner Löwen ein?

Hinterseer: Uns muss es wieder gelingen, so lange wie möglich die Null zu halten. Das ist die Basis. Schaffen wir das, sieht es meist gut für uns aus, schließlich haben wir – mit Ausnahme der Partie in Düsseldorf – selbst in dieser Saison immer ein Tor geschossen.

 

Und wie muss man gegen Ingolstadt spielen?

Okotie: Man weiß ja mittlerweile, was Ingolstadt auszeichnet. Sie machen vorne Druck, spielen enormes Pressing. Unser Trainer wird uns richtig darauf einstellen.

 

Sie treffen im Derby auch als Nationalmannschaftskollegen aufeinander. Sehen Sie sich in dieser Hinsicht als Konkurrenten?

Okotie: Nein, ich freue mich auf Lukas und auch Rambo. Ich sehe Lukas nicht als Konkurrenten, sondern gönne ihm, dass er in Ingolstadt so gut zurechtkommt und viele Tore schießt. Ob wir im Nationalteam künftig häufiger zusammenspielen, weiß ich nicht. Wir haben viele gute Spieler, da kann man schwer vorhersagen, ob wir in Zukunft den Angriff im Nationalteam bilden werden.

Hinterseer: Gegen Montenegro haben wir eine Viertelstunde gemeinsam auf dem Feld gestanden. Rubin als Sturmspitze, ich auf Linksaußen. Da wir als Spielertypen doch recht unterschiedlich sind, sehe ich uns eigentlich nicht als direkte Konkurrenten. Ich gönne Rubin, dass er jetzt mehr Wertschätzung als bei seinen letzten Stationen erfährt.

 

Herr Okotie, Sie waren in der Saison 2010/2011 mit dem 1. FC Nürnberg schon mal in der Bundesliga, haben aber nur vier Einsätze bestritten. Sie und Lukas haben beide das Ziel, dorthin zu kommen. Wer schafft es zuerst?

Okotie: Klar ist es mein Ziel, wieder in die Bundesliga zu kommen. Ob mir das gelingt, ist schwer zu sagen. Lukas hat aktuell sicher die besseren Voraussetzungen. Wenn man so klar in der Tabelle führt, ist das eine gute Ausgangsposition.

Hinterseer: Es gibt ja mehrere Möglichkeiten, dorthin zu kommen. Mich würde es auf jeden Fall freuen, wenn wir beide kommende Saison in der Bundesliga wären.

 

Noch mal zu den Löwen. Sie erleben bei 1860 schon den dritten Trainer seit Saisonbeginn. Was hat sich in der Zeit verändert?

Okotie: Na ja, jeder hat seine eigenen Vorstellungen. Darauf muss man sich eben einstellen. Ich will nicht zurückblicken. Ich weiß nur, dass jetzt unser Ansatz ist, wieder mehr Fußball zu spielen. Wir wollen von hinten herausspielen.

 

Die Löwen sind als Meisterschaftsfavorit gestartet und stecken jetzt im Abstiegskampf. Wie wirkt sich das auf die Psyche aus?

Okotie: Wir sind alle Profis und müssen uns auf die Situation einstellen. Natürlich ist es etwas anderes, vorne mitzuspielen, als im Abstiegskampf zu stecken. Wir müssen uns das Selbstvertrauen wieder erarbeiten. Der Sieg gegen St. Pauli war dafür ganz wichtig. Jetzt fahren wir nach Ingolstadt, um etwas zu holen.

 

Hat sich in Ingolstadt nach der Niederlage gegen Sandhausen und dem Unentschieden in Aalen die Stimmung verändert?

Hinterseer: Nein, überhaupt nicht. Ohne sich darauf ausruhen zu wollen, ist der Vorsprung ja immer noch da. Kaiserslautern hätte bestimmt gerne in Frankfurt gewonnen. Dass das nicht passiert ist, zeigt ja, dass es für keine Mannschaft leicht ist. Wir haben alle ein Ziel und wissen, dass wir dafür alles geben müssen. Ich habe nicht das Gefühl, dass es einen bei uns gibt, der nachlässt.

 

Wie geht das Derby aus?

Okotie: 2:1 für uns.

Hinterseer: Ich freue mich riesig, dass unser Stadion mal so richtig voll sein wird. Ich habe schon mitbekommen, dass man hier in Ingolstadt noch mal um einiges lieber gegen die Sechziger gewinnt als gegen andere Klubs. Deshalb wollen wir unseren Fans nach Möglichkeit drei Punkte schenken. Die Partie wird ein Highlight für alle.

 

Die Fragen stellten

Gottfried Sterner

und Norbert Roth.