Ingolstadt
Keine Zeit für Spielereien

Für Pascal Groß muss der FC 04 derzeit vor allem auf Kampf setzen, will er in der Tabelle vorn bleiben

22.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

Viel Kampf, wenn Konstruktives: Ähnlich wie hier im Zweikampf zwischen dem Ingolstädter Pascal Groß (links) und dem Aalener Arne Feick, lief die gesamte Zweitligapartie am Freitagabend. Ansehnliche Kombinationen gab es kaum, dafür umso mehr intensive körperliche Auseinandersetzungen. Ein typisches Zweitligaspiel eben. - Foto: Baumann

Ingolstadt (DK) Nach zwei Spielen ohne Sieg von einer Krise beim FC Ingolstadt zu sprechen, wäre sicher verfrüht. Das zähe 1:1 in Aalen zeigt aber – trotz der schwierigen Umstände –, dass beim Primus derzeit nicht alles rund läuft. „Das spielerische Element hat heute komplett gefehlt“, bemerkte Pascal Groß.

Wieder mal war das Team nach einem Rückstand zurückgekommen, wieder mal wurde nicht verloren. Natürlich gab es am Freitagabend in Aalen auch positive Dinge, an denen sich Trainer und Spieler des FC Ingolstadt hochziehen konnten. Das 1:1 des Spitzenreiters beim abstiegsgefährdeten 17. als Erfolg zu werten, wäre indes fahrlässig. Dafür lief das Spiel der Ingolstädter lange Zeit zu ideenlos, strahlte der Favorit nicht die Souveränität aus, die man von ihm erwarten durfte. Das wussten auch die Beteiligten. „Zu Beginn war das krampfhaft“, gab Trainer Ralph Hasenhüttl zu.

Die Umstände in Aalen waren freilich nicht einfach. Zum einen hatten die Ingolstädter das 1:3 gegen Sandhausen aus der Vorwoche zu verarbeiten, zum anderen sorgte Schiedsrichter Thorsten Schriever mit seiner kleinlichen Spielführung früh für Verunsicherung. „Der Beginn war sehr schwierig für uns“, meinte Hasenhüttl, der den gelb-rot-gefährdeten Robert Bauer schon nach 17 Minuten vom Feld nehmen musste. „Meine Spieler wussten zeitweise ja gar nicht mehr, wie sie den Gegner attackieren sollten“, schimpfte Hasenhüttl.

Hinzu kam, dass die Aalener jeden Spielfluss verhinderten, reichlich diskutierten und in einer niveauarmen Partie immer wieder die Chance nutzten, um sich fallen zu lassen. So konnte sich kein ansehnliches Fußballspiel entwickeln.

Fast eine Stunde merkte man dem Ingolstädter Spiel die Verunsicherung an. Als Beleg dafür kann die Situation in der 35. Minute gelten. Begleitet von zwei Aalenern war Stefan Lex in den VfR-Strafraum gelaufen, ließ sich nach außen drängen und traf dann nur noch das Außennetz. „Ich habe Stefan in der Pause gefragt, warum er sich nicht hat fallen lassen. Wir hätten einen Elfmeter bekommen können“, erzählte Hasenhüttl. Lex, der kurz vor dieser Szene Gelb gesehen hatte, antwortete pragmatisch: „Ich hatte Angst vom Platz zu fliegen.“

Erst nach dem 0:1-Rückstand (56., Gjasula), der nach einem zweifelhaften Elfmeterpfiff zustande kam, entwickelten die Ingolstädter so etwas wie Trotz gegen die widrigen Umstände, schüttelten ihre Zurückhaltung ab und rissen die Partie an sich. Das 1:1 durch Mathew Leckie nach Vorarbeit von Groß (77.) war deshalb durchaus verdient. In der Schlussphase verhinderte dann der starke VfR-Torwart Daniel Bernhardt einen Sieg der Ingolstädter.

So kam die Hasenhüttl-Elf zwar mit einem blauen Auge davon, schaffte es aber auch im dritten Spiel nach der Winterpause nicht, über die volle Distanz den Gegner zu dominieren. Gewiss ein hoher Anspruch. In der Hinrunde war dies den Ingolstädtern aber immer wieder gelungen.

„Uns muss klar sein, dass du im Winter, auf diesen Plätzen, einfach kein Direktspiel aufziehen kannst“, hatte Mittelfeldantreiber Groß als Erster seine Lehren aus dem wenig befriedigenden 1:1 in Aalen gezogen. „In dieser Liga geht es nur mit viel Kampf und Geduld. Irgendwann setzt sich dann das bessere Team durch und wir werden belohnt.“

Sein Trainer verbuchte immerhin auf der mentalen Seite einen wichtigen Teilerfolg. „Wenn du oben stehen willst, musst du für alles eine Lösung haben. Deshalb war es heute für den Kopf unheimlich wichtig, dass wir auch in diesem Spiel zurückgekommen sind“, meinte er. Am nächsten Montag (2. März, 20.15 Uhr), im wohl ausverkauften Derby gegen den TSV 1860 München, können die Ingolstädter erneut gegen ein Kellerkind zeigen, ob und wie sie eine Lösung finden.