Ingolstadt
Goalgetter mit Gänsehaut

FCI-Stürmer Hartmann von Fanreaktion beim Comeback überwältigt

22.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Strahlende Gesichter: Moritz Hartmann (oben) feiert seine Rückkehr mit den Teamkollegen Tobias Levels (unten) und Marvin Matip (rechts) und applaudiert zugleich den FCI-Fans. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Er stand nur sieben Minuten der regulären Spielzeit auf dem Feld, war an keinem der drei Tore beteiligt - und doch die Hauptperson des Abends: Moritz Hartmann feierte beim 3:0-Heimsieg des FC Ingolstadt gegen den 1. FC Heidenheim ein umjubeltes Comeback und zeigte sich vom Empfang im Audi-Sportpark beeindruckt: "Ich hatte die ganze Zeit über Gänsehaut."

Die Kurzinterviews nach dem Spiel gehören zum Pflichtprogramm der Profis. Mit meist routinierter Gelassenheit kommentieren die Akteure dann gegenüber der Journalistenschar das zuvor Erlebte und wirken am Ende nicht selten ein Stück weit erleichtert, wenn die Prozedur überstanden ist. Am Freitag durften die anwesenden Redakteure deshalb eine etwas überraschende Erfahrung machen. Nämlich die, dass man diese Gesprächsrunde offenbar auch vermissen kann.

Natürlich hat sich Moritz Hartmann nach seiner zehnmonatigen Zwangspause infolge eines nur langsam verheilenden Muskelbündelrisses ganz sicher mehr über seine Rückkehr auf den Rasen gefreut. Dennoch überraschte er den Gesprächskreis mit erfrischender Höflichkeit: "Schön, wieder hier zu stehen", versicherte er glaubhaft und gab anschließend bereitwillig Auskunft über die zurückliegende Leidensphase: "Es war eine schlimme Zeit, wenn man zusehen muss, wie ein halbes Jahr Bundesliga an einem vorbeifliegt, ohne dass man etwas machen kann. Dann auch noch der Abstieg, das war psychisch nicht ohne, da hatte ich schon sehr dran zu knabbern", bekannte Hartmann erstaunlich offen.

Kraft gab ihm in dieser schweren Zeit ein neues Familienmitglied. "Während der Reha wurde meine Tochter geboren. Sie und die Familie haben mir Energie gegeben und es geschafft, dass ich das durchgehalten habe", erzählt der junge Vater weiter. Maja, das erste Kind des 31-Jährigen, war im Januar zur Welt gekommen.

Ein ähnlich beeindruckendes Erlebnis wie die Geburt seiner Tochter waren für den dienstältesten Profi des FCI (erzielte seit 2009 in 212 Partien 62 Tore für den Klub) die stehenden Ovationen des Publikums auf seine Rückkehr. "Ich weiß nicht, ob die Leute bei einer Einwechslung schon mal so gejubelt haben. Das war schon Wahnsinn, dafür habe ich zehn Monate gearbeitet."

Dass der "Bomber", wie er genannt wird, nach seiner Hereinnahme in der 83. Minute nicht mehr viel bewirken konnte, spielte in der Folge keine wirkliche Rolle. Durch die Tore von Hauke Wahl (45. Minute), Sonny Kittel (70.) und Stefan Kutschke (79.) war die Partie gegen die in allen Belangen unterlegenen Heidenheimer ohnehin schon entschieden.

Cheftrainer Stefan Leitl stimmte nach dem Sprung auf Tabellenplatz elf gleich mehrere Lobeshymnen an: "Es freut mich, dass ,Mo' zurück ist. Er ist eine große Persönlichkeit für den FC Ingolstadt und ich hoffe, dass er lange gesund bleibt." Ebenso war der Coach vom Aufritt seiner Elf angetan. "Wir hatten heute eine gute Passquote, haben viele flache Bälle gespielt und konnten uns so mehrfach durchs Zentrum kombinieren. Das Einzige, was vor allem in der ersten Hälfte gefehlt hat, war der letzte Pass."

Aber da gab es ja noch die Stärke bei Standardsituationen. Und mit Kittel einen Spieler, der als Meister der ruhenden Bälle den viel zitierten Unterschied ausmachen kann. Das 1:0 bereitete er per Eckball vor, und zum 2:0 traf er mit einem lang gezogenen Freistoß selbst. In der Schlussphase holte der 24-Jährige im Duell mit Marnon Busch dann auch noch einen Elfmeter raus, den Kutschke zum 3:0 nutzte. Der vierte Saisonsieg war perfekt.

Kein Wunder, dass Kittel mit nun zwölf Punkten (sechs Tore, sechs Vorlagen) gemeinsam mit dem Kieler Marvin Ducksch (9/3) die Scorerliste der Zweiten Liga anführt. Zufriedengeben will sich der Blondschopf damit aber natürlich nicht und kündigte an: "Da geht noch mehr."

Das ist natürlich auch die Hoffnung von Hartmann, der sich in den kommenden Wochen über weitere Kurzeinsätze an die Startelf herankämpfen will. "Ich bin fit und fühle mich vom Kopf her völlig frei, nachdem der Muskel wieder zusammengewachsen ist", erklärte er zum Abschluss. Schon morgen Abend, im DFB-Pokalspiel bei Greuther Fürth (20.45 Uhr), darf der "Bomber" auf seine nächsten Einsatzminuten hoffen.