Ingolstadt
Teamgeist und Talente

FCI-Sportdirektor Thomas Linke erklärt vor dem Trainingsauftakt am Sonntag die Kaderplanung des Klubs

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr
FCI-Sportdirektor Thomas Linke hat seinen Vertrag bis 2018 verlängert. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Vier Neuzugänge und sechs Abgänge gibt es bisher. Dennoch sind die Kaderplanungen des FC Ingolstadt noch lange nicht abgeschlossen. "Durch die Europameisterschaft und die lange Sommerpause könnte sich das Ganze noch einige Zeit hinziehen", sagt Sportdirektor Thomas Linke. Doch wie plant der Klub? Mit welchen Problemen hat der 46-Jährige zu kämpfen? Vor dem Trainingsauftakt am Sonntag (15 Uhr) fassen wir den aktuellen Stand zusammen und haben Linke zu den weiteren Planungen befragt.

Wird sich die Hierarchie innerhalb des Teams nach den Abgängen von Ramazan Özcan, Benjamin Hübner und Danny da Costa verändern? Vor allem Özcan und Hübner bildeten im Zentrum gemeinsam mit Kapitän Marvin Matip ein ganz wichtiges Defensiv-Dreieck. Auch da Costa war in der Rückserie Stammspieler. Da tut es gut, dass ein Leader zurückkommt. "Tobias Levels hat in der Hinrunde seine Sache sehr gut gemacht und nur durch seine Verletzung seinen Stammplatz verloren", sagt Linke. Der wiedergenesene Rechtsverteidiger, dessen Vertrag bis 2018 verlängert wurde, kann die Rolle von da Costa tatsächlich sofort übernehmen. Die Typen "Rambo" und "Hübi" zu ersetzen, wird schwerer. Während Hübner auf dem Platz voranging, "hatte Rambos Wort in der Mannschaft schon Gewicht", wie Linke zugibt. Der Sportdirektor sieht die anstehende Veränderung aber vor allem als Chance: "Wir hatten auch mit Ralph Hasenhüttl schon früh besprochen, dass wir neue Reize setzen müssen", erzählt er. Die Verpflichtung neuer Spieler war damit gemeint. Man darf dennoch gespannt, welche neue Hierarchie sich in der Vorbereitung bildet.

 

War der vorzeitige Abschied von Elias Kachunga eine Art Befreiung? Spätestens nachdem er seinen Einsatz gegen Stuttgart aufgrund seines ausgeschalteten Handys verpasste hatte, stand Elias Kachunga im Abseits - nicht nur beim Trainer. Neun Spieltage vor Saisonende wurde der 1,5 Millionen Euro teure Neuzugang von Hasenhüttl aus dem Kader gestrichen, der Abschied deutete sich an. "Ich habe mich mit Elias Ende der Saison zusammengesetzt, da gab es keine zwei Meinungen", erzählt Linke. Offenbar hat der Sportdirektor dem Spieler klargemacht, dass er trotz eines Vertrages bis 2019 chancenlos ist. "Er selbst hat sich die Geschichte anders vorgestellt", zeigt Linke Verständnis für den Wechsel Kachungas zu Huddersfield Town, der dem FCI laut "Kicker" 1,5 Millionen Euro Leihgebühr einbringt. Am Ende die beste Lösung für beide Seiten.

 

Können die Neuzugänge Martin Hansen und Hauke Wahl die Abgänge sofort ersetzen? "Zunächst einmal kann man keinem Spieler versprechen, dass er spielt", stellt Linke klar. Den Konkurrenzkampf zu schüren, das ist immer das erste Ziel einer Neuverpflichtung. "Mit Martin Hansen haben wir sichergestellt, dass der Kampf um den Platz im Tor wie im Vorjahr weitergeht, genauso fair, wie zwischen Örjan Nyland und Ramazan Özcan", sagt Linke. Von einem kleinen Vorsprung für Nyland gegenüber Hansen spricht der Sportdirektor nicht. "Es kommt ein neuer Trainer, bei dem jeder Spieler die Chance hat, sich zu zeigen", sagt er stattdessen. Als Ersatz für Leistungsträger Hübner sieht der Klub zunächst einmal Romain Bregerie. "Wir hatten in der Vorsaison mit Matip, Hübner und Bregerie drei praktisch gleichstarke Innenverteidiger. Romain kann die Position also ohne Probleme spielen", stellt der Sportdirektor klar. Bei Wahl, 22 Jahre alt und bislang erst eine Saison in der zweiten Liga (SC Paderborn) aktiv, rechnet man derweil mit einer gewissen Anpassungszeit. "Er hat weniger Erfahrung, aber man kann sich bei ihm schon vorstellen, dass er mit einem starken Partner an der Seite auch Bundesliga spielen kann", sagt Linke.

 

Auf welchen Positionen will sich der Verein noch verstärken? "Mit Ausnahme der Torhüterposition schauen wir überall", erklärt Linke und will sich verständlicherweise nicht in die Karten gucken lassen. Das gilt auch für die Anzahl der Verstärkungen. Als Kandidaten werden mit den beiden Nürnbergern Niklas Füllkrug (23 Jahre, Mittelstürmer) und Tim Leibold (22, linke Seite) sowie dem Frankfurter Sonny Kittel (23, offensives Mittelfeld) derzeit ausnahmslos junge Spieler gehandelt. Füllkrug ("Ich weiß, wohin ich will. Ob es klappt, muss man sehen") wird aufgrund seines Vertrages bis 2017 ebenso wie Leibold (bis 2018) Ablöse kosten. "Ablösefreie Spieler sind inzwischen weitestgehend vom Markt", sagt Linke.

 

Welche Möglichkeiten hat der FCI auf dem Transfermarkt? Um preiswert Talente verpflichten zu können, braucht man zunächst ein gutes Scouting, und dann muss man schnell sein. Das gilt für den FC Ingolstadt in besonderem Maße. "Wenn ein Spieler nur nach dem Geld geht und andere finanzstärkere Vereine mit ins Spiel kommen, wird es schwierig für uns", erklärt Linke. Das frühe Entdecken von entwicklungsfähigen Spielern bleibt somit der Weg des FCI: "Dazu zwingt uns unser Budget, außerdem ist das unsere Philosophie", stellt der 46-Jährige klar. Außerdem müssen die Spieler charakterlich passen. "Wir sind total abhängig davon, dass die Truppe funktioniert." Trainer Markus Kauczinski unterstützt die Jugend-Strategie. Deshalb kündigt Linke an: "Wir wollen den Profikader so gestalten, dass im Training immer ein bis zwei Plätze für Nachwuchsspieler frei bleiben."

 

Drohen dem FC Ingolstadt noch Abgänge von etablierten Spielern? "Ausschließen kann man nie etwas", sagt Linke und weist neben den deutschen Ligen auch auf die Konkurrenz durch den englischen Markt hin. "Die Engländer haben durch den Fernsehvertrag sehr viel Geld. Da ist sogar die zweite Liga ein richtiger Konkurrent für uns, bei dem wir kaum mithalten können", sagt er. Durch den Brexit ist derzeit allerdings auch vieles unklar. Gut möglich, dass einige Klubs auf der Insel vorbauen wollen und schnell noch Spieler zu sich holen. Deshalb will sich der FCI zumindest im Fall von Pascal Groß absichern. Trotz eines bestehenden Vertrages bis 2017 spricht man mit dem 25-Jährigen aktuell bereits über eine vorzeitige Verlängerung des Arbeitspapieres. Auch im Fall von Talent Max Christiansen (19, Vertrag bis 2018) ist man in ständigem Austausch.