Ingolstadt
Stefan Kutschke: Der sensible Torjäger des FC Ingolstadt

Stefan Kutschke fällt nach erstem Zweitliga-Treffer für den FC Ingolstadt ein Stein vom Herzen

01.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr

Pure Freude: Stefan Kutschke (rechts), der Schütze des 1:0, freut sich mit Sonny Kittel, der gegen Darmstadt das 2:0 erzielte - es war bereits das fünfte Saisontor des 24-jährigen Edeltechnikers. - Foto: Meyer

Ingolstadt (DK) Die Erleichterung nach dem hochverdienten 3:0-Erfolg gegen Bundesliga-Mitabsteiger SV Darmstadt 98 war allen Spielern des FC Ingolstadt ins Gesicht geschrieben. Einem aber ganz besonders: Stefan Kutschke. Der bisher torlose Torjäger ebnete mit einem verwandelten Elfmeter seinem Team den Weg zum ersten Heimsieg der Saison.

Als Sonny Kittel nach Wilson Kamavuakas Fußsichel in der 30. Minute zu Boden ging, sah Kutschke seine Chance. Der 28-jährige Dresdner schnappte sich den Ball, legte ihn auf den Elfmeterpunkt und hämmerte die Kugel entschlossen zum 1:0 unter die Latte. Die Schanzer führten, der Bann war gebrochen, und Kutschke leitete mit seinem Nachsetzen auch das 2:0 ein. Am Ende hieß es nach den weiteren Toren durch Kittel (60.) und Thomas Pledl (79.) 3:0 - der erste Sieg im Audi-Sportpark seit dem 9. April war perfekt, und dazu trafen alle drei Stürmer.

Alle freuten sich, doch keiner so sehr wie Kutschke, der an Stelle von Dario Lezcano erstmals alleine im Sturmzentrum agieren durfte. Die lange Zeit ohne Torerfolg nagte an dem 1,94-Meter-Mann, der in der Vorsaison 16-mal für Dresden getroffen hatte. "Ich spürte einen enormen Druck aus der vergangenen Saison. Das zu bestätigen, ist eine große Kunst. Hoffentlich war das Tor auch ein Schritt, dass ich mich wohlfühle und in einen Lauf reinkomme, um der Mannshaft helfen zu können und vornewegzugehen", reflektierte Kutschke nach dem Schlusspfiff und man merkte förmlich, wie viel Verunsicherung noch in dem sensiblen Dresdner steckte.

FCI-Trainer Stefan Leitl versäumte es daher nicht, den Torjäger besonders zu loben. "Es freut mich unheimlich für ihn. Er kam mit 16 Toren nach Ingolstadt, und jetzt erwartet jeder, dass er hier 25 oder 30 schießt. Den Druck muss man ihm nehmen. Stefan brauchte eine Eingewöhnungshase, es lief zu Beginn nicht so gut. Ich bin froh, dass er hier ist, und er wird auch noch mehr Tore machen", sagte Leitl, der mit Kutschkes Nominierung auch auf den Gegner und dessen Stärke bei Standardsituationen reagierte.

Aber wie geht es nun weiter? Heißt es wöchentlich Kutschke oder Lezcano? "Ich werde nicht Woche für Woche tauschen. Ich bin froh, dass ich beide habe. Dario hat richtig gut gespielt, als er reinkam. Außerdem habe ich wieder Moritz Hartmann, dazu Antonio Colak und Robert Leipertz. Alle können sich reiben", schürte Leitl den Konkurrenzkampf.

Kutschke, der bei seiner Auswechslung mit Sprechchören gefeiert wurde, meldete noch keine Ansprüche an. "Letztes Jahr habe ich mich in Dresden nach Anfangsschwierigkeiten im Einmannsturm durchgesetzt. Dario hat andere Qualitäten als ich. Die hat man gesehen, als er reingekommen ist, was er mit den Gegenspielern macht. Ob das zusammen mit ihm klappt, ist eine Entscheidung des Trainers", sagte Kutschke diplomatisch, machte dann aber doch noch Werbung für sich. "Wenn man unser Auftreten sah, wie aggressiv wir in die Zweikämpfe gingen und Darmstadt keine große Torchance ließen, dann zeigt das, wie kompakt wir als Mannschaft waren", erklärte der robuste Stürmer und verglich den Auftritt mit dem bei der 0:2-Niederlage in Bochum. "Das war ein anderes Gesicht. Es kann nicht sein, dass man 0:2 zurückliegt, und gar keinen Funken Hoffnung hat, das Spiel noch zu drehen. Wenn man ein Spiel so über sich ergehen lässt, muss man sich hinterfragen. Das ist eine Frage von Mentalität."

Gegen die Lilien, die immerhin noch fünf Punkte mehr auf dem Konto haben als die Schanzer, stimmte die Einstellung. Nun braucht es mehr Konstanz. "Die Spiele stehen lange auf des Messers Schneide. Wir müssen in jedem Spiel alles reinwerfen, dann sind es Kleinigkeiten, die entscheiden", meinte Leitl und will nach dem guten Auftritt nicht bereits wieder vom Aufstieg reden. "Wir nehmen uns ein bisschen zurück. Wir haben den Start verpennt und haben einiges aufzuholen. Deswegen wäre es nicht seriös, über den Aufstieg zu reden", sagt Leitl. Für ihn zählt der nächste Schritt im Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden (14. Oktober). Davor testet der FCI am kommenden Freitag gegen den Drittligisten SpVgg Unterhaching (13 Uhr) auf dem Gelände am Audi-Sportpark.