Ingolstadt
"Das wird ein sehr harter Einstieg"

FCI-Kapitän Marvin Matip fiebert Start gegen Union Berlin entgegen und hofft auf den Wiederaufstieg

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Kapitän Marvin Matip bestreitet gegen Union Berlin seinen 205. Einsatz in der 2. Bundesliga. Der 31-Jährige, der seit 2010 das Schanzer Trikot trägt, ist damit der zweitligaerfahrenste Spieler im Kader der Ingolstädter. - Foto: Schiffmann

Ingolstadt (DK) Fünf Wochen Vorbereitung und sieben Testspiele, in denen die Schanzer ungeschlagen blieben, liegen hinter Bundesliga-Absteiger FC Ingolstadt. Am Samstag um 13 Uhr geht es nun gegen den Vorjahresvierten 1. FC Union Berlin erstmals seit zwei Jahren wieder um Punkte in der 2. Bundesliga. Kapitän Marvin Matip führt sein Team in eine spannende Saison und verrät, was er vom Start und der neuen Spielzeit erwartet.

Herr Matip, wie froh sind Sie, dass es jetzt losgeht?

Marvin Matip: Natürlich sehr. Dafür haben wir in der Vorbereitungsphase geschuftet, dass wir jetzt wieder um Punkte spielen können.

 

Es war Ihr erster Abstieg mit dem FCI. Was war das Schwierigste in der Vorbereitung?

Matip: In der Vorbereitung war es gar nicht mehr so schwer. Der letzte Spieltag und danach das Bewusstsein, dass es eine Liga tiefer geht. Die Erkenntnis, dass der Abstieg vermeidbar war, damit klarzukommen. Aber jetzt hatten wir genug Abstand und genug Bock auf Fußball, um hart zu arbeiten und uns auf die Zweitliga-Saison vorzubereiten.

 

Sind schon alle mit im Boot und auf die zweite Liga fokussiert? Die Wechselfrist läuft ja noch bis Ende August, da mag mancher doch noch ins Grübeln kommen.

Matip: Das ist ja jedes Jahr so. Ich sehe diese Ablenkung jetzt nicht höher, auch wenn man durch den Abstieg ins Visier gerät und natürlich durch gute Leistungen Begehrlichkeiten geweckt werden. Ich glaube, dass 95 Prozent der Jungs absolut fokussiert auf die zweite Liga sind und diese zu 100 Prozent angenommen haben. Wir sind als Team bereit.

 

Sie haben sich früh zum FCI bekannt. Auch Almog Cohen ist schnell gefolgt. Wer hat Ihnen geholfen, die Mannschaft zusammenzuhalten?

Matip: Das war gar nicht notwendig. Jeder hat für sich erkannt, welches Potenzial in der Mannschaft und im Verein steckt. Wir sind glücklich hier und wissen, was wir am FCI haben. Deswegen musste da gar keine so große Arbeit geleistet werden. Aber trotzdem war es wichtig, dass Spieler wie Romain Bregerie, Almog Cohen und Sonny Kittel frühzeitig gesagt haben, dass sie den Weg in Ingolstadt weitergehen wollen.

 

Jetzt geht es auf dem Papier mit einem Spitzenspiel gegen Union Berlin los. Wie sehen Sie die Partie?

Matip: Auf dem Papier sind am ersten Spieltag bestimmt vier Spitzenspiele, weil sich viele Vereine entweder selbst zum Aufstiegsaspiranten ernannt haben oder von Experten dazu erklärt wurden. Aber ich glaube schon, dass mit Union und uns zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die im Laufe der Saison eine gute Rolle spielen werden. Berlin hat sein Team zusammengehalten. Das wird direkt ein Gradmesser werden und ein sehr harter Einstieg in die zweite Liga, aber darauf haben wir uns fünf Wochen lang vorbereitet.

 

Wo sehen Sie die Stärken bei Berlin?

Matip: Sie sind komplett eingespielt und kennen sich fast schon zwei Jahre. Sie haben eine sehr gute Offensive mit Kroos und Kreilach über Polter, Skrzybski, und ich könnte noch mehr Namen nennen. Das sind einfach gute Jungs, die oberes Zweitliga-Niveau haben. Die gilt es einfach als Mannschaft zu bekämpfen und auszuschalten.

 

Ihr Team ist ungeschlagen durch die Vorbereitung gekommen. Wie weit sehen Sie die Mannschaft im neuen 3-5-2-System?

Matip: Wir sind noch nicht bei 100 Prozent, aber das habe ich am ersten Spieltag auch noch nie erlebt. Es müssen sich noch Abläufe verfeinern, aber wir sind schon sehr weit und in einem Bereich, in dem wir am Ende der Vorbereitung sein wollten. Ich bin überzeugt, dass wir das neue System gut drin haben und definitiv bereit sind für die zweite Liga.

 

Wie groß war die Umstellung auf das neue System?

Matip: In der Offensive haben wir dadurch mehr Optionen. Wir haben deutlich mehr Leute vor dem Ball. In der vergangenen Saison hat uns da in manchen Situationen ein Mann in der vordersten Linie gefehlt. Jetzt haben wir mit dem Zwei-Stürmer-System zumindest immer einen Mann in der Box, das ist der große Vorteil. Außerdem haben wir mit den beiden hochstehenden Achtern viele Leute in der Nähe des Strafraums. Das wird im Laufe der Saison der Schlüssel sein, dass wir uns sehr viele Chancen herausspielen und hoffentlich dann - im Gegensatz zur letzten Saison - den Killerinstinkt an den Tag legen und die Dinger auch verwerten.

 

Wen können wir am Ende auf den Aufstiegsplätzen erwarten?

Matip: Den Schuh ziehe ich mir nicht an. Es wird eine extrem enge, intensive Saison. Es wird davon abhängen, wie wir die Liga annehmen und in die Saison starten. Das Gleiche gilt für Darmstadt, und dann sind da noch die Mannschaften, die in der vergangenen Saison schon oben dabei waren. Dann wird sich zeigen, wer den längsten Atem hat und am konstantesten punktet.

 

Sie sagten zuletzt, Sie könnten sich ein Karriereende beim FC Ingolstadt vorstellen, am liebsten in der Bundesliga. Ihr Vertrag läuft bis 2019.

Matip: Darüber müssen wir nicht reden. Es wäre schön, wenn ich die letzten Monate meiner Karriere in der Bundesliga verbringen könnte. Aber derzeit denke ich nicht an das Ende, ich will noch einige Jahre spielen. Ich hoffe, dass wir innerhalb der nächsten zwei Jahre aufsteigen. Aber wenn es in dieser Saison schon klappen sollte, wären wir darüber nicht traurig.

 

Das Interview führte Gottfried Sterner.