Eines
Kommentar: FCI braucht einen Messias

03.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Eines vorneweg: Es war klar, dass der Nachfolger von Trainer Ralph Hasenhüttl ein schweres Erbe antreten würde. Wer ein Team vom letzten Platz der zweiten Liga in die Bundesliga führt und mit dieser kaum veränderten Mannschaft den Klassenerhalt schafft, ist ein Fußball-Messias und hat alles richtig gemacht.

Hasenhüttls Kunst bestand nicht nur darin, seine individuell limitierten Spieler so einzusetzen, dass sie als Kollektiv stark waren, sondern er hat auch erreicht, dass erstmals in der Klubgeschichte, Fans, Mannschaft und Verein eine verschworene Einheit bildeten. Ingolstadt begann, den FCI zu lieben. Mehr geht nicht.

Genau das ist Markus Kauczinskis Dilemma. Er kam als neuer Trainer in ein Umfeld mit vielen positiven Erinnerungen und wenig Bereitschaft, neue Wege zu gehen. Das aber wollte und will Kauczinski. Der Ex-Karlsruher hat es bisher jedoch nicht geschafft, seinem Kader, der zudem nur ergänzt und nicht verstärkt wurde, den Glauben zu vermitteln, dass seine Spielidee funktioniert. Erfolgserlebnisse blieben von Beginn an aus, und die Spieler überredeten ihren Trainer, gegen Hoffenheim doch wieder zum "System Hasenhüttl" zurückzukehren - auch das misslang.

Jetzt steckt der Karren im Dreck. "Wir müssen einen neuen Weg finden", heißt es nun - zumindest darin sind sich alle einig. Das Problem: Die wertvolle Zeit der Vorbereitung ist vorbei, der FCI steht erstmals seit drei Jahren wieder auf einem Abstiegsplatz, die Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt drohen frühzeitig davonzuziehen und das Verhältnis zwischen Spielern und Trainer ist belastet. Kurzum - ein erfolgreicher Neubeginn unter diesen Voraussetzungen ist schwierig.

Der einzige Grund, Kauczinski eine weitere Chance zu geben, besteht darin, Zeit zu gewinnen, um sich überhaupt klar darüber zu werden, wie das Ruder herumgerissen werden kann, und wer das machen soll. Im Prinzip ist der FCI da, wo er im Oktober 2013 stand, jetzt aber eine Etage höher in der Bundesliga. Die Schanzer brauchen einen Mann, der sofort an den richtigen Schrauben dreht und mit dem Team schnell in die Erfolgsspur findet. Eine Mammutaufgabe. Es muss also wieder ein Messias sein.