Bremen
"Von Pizarro kann ich viel lernen"

Werder-Profi Robert Bauer über das Duell mit Ex-Klub Ingolstadt, Tätowierungen und prominente Kollegen

30.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Motiviert: Der Neu-Bremer Robert Bauer freut sich auf die Ex-Kollegen aus Ingolstadt. "Ich will auf jeden Fall spielen", sagt er. - Foto: Imago

Bremen (DK) Der Wind pfeift ihm um die Ohren, als der Anruf aus seiner alten Heimat erfolgt. Der ehemalige Ingolstädter Robert Bauer, seit Saisonbeginn beim SV Werder Bremen unter Vertrag, nutzt einen freien Nachmittag, um an der Nordsee spazieren zu gehen. Zeit für ein Gespräch über die zwei Jahre beim FC Ingolstadt, seine alten und neuen Teamkollegen und die Wiedersehensfreude vor dem Duell der beiden Klubs am Samstag (15.30 Uhr) in Bremen, nimmt er sich natürlich dennoch.

 

Herr Bauer, die erste Frage betrifft Ihr Äußeres: Sie haben sich verändert, seit Sie Ingolstadt verlassen haben. Was ist mit Ihrem linken Arm passiert?

Robert Bauer: Ja, den habe ich mir vergangenen Monat tätowieren lassen. Auf dem Arm sind jetzt verschiedene christliche Motive, wie ein Erzengel, eine Taube, das Gesicht von Maria, ein Löwe und ein Spruch zur Familie zu sehen.

 

Bleiben wir beim Stichwort Veränderung: Nach Olympia wurden Sie bei Werder sofort ins kalte Wasser geworfen und kamen nur wenige Tage nach Ihrer Rückkehr aus Rio gleich zu Ihrem ersten Einsatz.

Bauer: Die Eingewöhnung ging aber ganz schnell, die Mannschaft hat mich super aufgenommen. Nachdem ich bei Olympia nicht so oft gespielt habe, war ich sogar froh, dass ich sofort wieder zum Einsatz kam. Auch das System kannte ich, kein Problem also.

 

Unmittelbar vor Ihrem Wechsel nach Bremen soll es noch einen Anruf aus Leipzig gegeben haben, um Sie möglicherweise umzustimmen.

Bauer: Das stimmt. Sofort als ich aus Rio zurückgekommen bin, hat sich Ralph Hasenhüttl gemeldet. Während des Medizin-Checks hat dann auch Ralf Rangnick nochmal bei meinem Berater angerufen. Aber wir haben denen dann klargemacht, dass wir den Weg nach Bremen gehen wollen. Ich hatte einfach das Gefühl, dass das besser passt und ich hier die bessere Perspektive habe.

 

Haben Sie sich angesichts der positiven Entwicklung von Leipzig im Nachhinein schon ein wenig geärgert?

Bauer: Nein. Ich konzentriere mich auf Bremen und wir haben andere Sorgen, als dass ich mir darüber Gedanken machen könnte.

Bremen erlebt sportlich ein ständiges Auf und Ab, hat auch schon einen Trainerwechsel hinter sich. Warum findet Werder so schwer in die Saison?

Bauer: Gute Frage. Die Mannschaft war vielleicht aus der Vorsaison noch ein wenig verunsichert. Im ersten Spiel gegen die Bayern gab es dann direkt einen drauf (0:6, Anmerk. d. Red.), sodass das Selbstbewusstsein natürlich nicht wachsen konnte. Das haben wir uns nach dem Trainerwechsel dann zurückgeholt. Jetzt wollen wir schauen, dass wir bis zur Winterpause noch punkten, um ein Polster zu den Abstiegsrängen zu haben.

 

Wie ist Ihre Rolle? Sie haben im zentralen Mittelfeld, dann als Links- und zuletzt gegen Hamburg als Rechtsverteidiger gespielt.

Bauer: Unter dem alten Trainer habe ich noch zentral gespielt, bin dann nach links hinten gerückt, weil mit Santiago Garcia der etatmäßige Linksverteidiger verletzt war. Grundsätzlich bin ich aber als Rechtsverteidiger geholt worden und soll mich da jetzt auch einspielen.

 

Bei Werder sind Sie mit den Nationalspielern Serge Gnabry und Max Kruse sowie Champions-League-Sieger Claudio Pizarro auf äußerst namhafte Kollegen getroffen. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Bauer: Total unkompliziert. Die drei haben überhaupt keine Starallüren und fügen sich wie jeder andere ins Team. Dass diese Jungs darüber hinaus eine enorme Klasse haben, darüber brauchen wir nicht extra zu reden.

 

Was nehmen Sie zum Beispiel vom immerhin schon 38-jährigen Stürmerstar Pizarro mit?

Bauer: Ganz einfach seine gesamte Einstellung zum Sport. Es ist heute ja nicht selbstverständlich, dass man in dem Alter noch auf dem Niveau Fußball spielt. Er ist absolut professionell, achtet sehr auf seine Fitness, da kann man schon viel lernen. Und auf dem Platz sind seine Cleverness und sein Auge einfach überragend.

 

Hat Max Kruse Sie schon zur Pokerrunde eingeladen?

Bauer: Nein, das war noch kein Thema in der Mannschaft (lacht). Auch er ist ein cooler Typ und jemand, der gute Stimmung ins Team bringt. Es ist auf jeden Fall ganz wichtig, solche Spieler in der Mannschaft zu haben.

. . . und Serge Gnabry ist die Entdeckung der Saison.

Bauer: Ja, der Wechsel nach Bremen hat ihm richtig gut getan. Hier ist er Stammspieler, weiß, dass der Trainer ihm vertraut. Serge ist klasse drauf und kann durch seine Dribblings jedes Spiel entscheiden.

 

Wie verfolgen Sie denn noch die Entwicklung Ihres Ex-Klubs FC Ingolstadt?

Bauer: Natürlich gibt es noch Kontakt zu verschiedenen Spielern. Besonders zu meinem alten WG-Mitbewohner Max Christiansen. Wir sind in Ingolstadt ja so etwas wie beste Kumpels geworden. Wir haben uns auch schon drei- oder viermal getroffen. In der Phase als es nicht lief, taten mir die Jungs schon ein bisschen leid. Anders herum bin ich jetzt bei Werder, wir sind Konkurrenten im Abstiegskampf, sodass für uns am Samstag nichts anderes als ein Sieg zählt.

 

Hemmungen, gegen die alten Kollegen anzutreten, kennen Sie demnach nicht.

Bauer: Ach was. Ich will auf jeden Fall auflaufen, auch wenn ich mit Ingolstadt nur positive Dinge verbinde, wie zum Beispiel den Aufstieg oder den souveränen Klassenerhalt im Jahr darauf. Aber am Samstag kommt zuerst das Spiel, danach kann man sich ja immer noch mit den alten Kollegen unterhalten.

 

Ingolstadt hat mit Maik Walpurgis einen neuen Trainer. Auf was für einen Gegner stellen Sie Ihre Teamkollegen ein?

Bauer: Ich habe das Spiel der Ingolstädter gegen Wolfsburg gesehen, das sie natürlich hätten gewinnen müssen. Ich gehe schon davon aus, dass sie mit breiter Brust hierherkommen. Und wie schwer es sein kann, gegen Ingolstadt zu spielen, weiß ich, glaube ich, mit am besten (lacht). Da müssen wir einfach dagegenhalten, sollten anders als in Hamburg nicht wieder früh in Rückstand geraten und müssen versuchen, unser Publikum mitzunehmen.

 

Stichwort Publikum: Die beiden Siege dieser Saison gelangen jeweils daheim, dort scheint sich Werder wohler zu fühlen.

Bauer: Die Stimmung im Weser-Stadion ist schon eine besondere. Das Wichtigste ist, dass wir nicht verlieren, damit wir zumindest den Abstand halten. Es ist Abstiegskampf, da werden beide Mannschaften erstmal über den Einsatz kommen. Mal schauen, vielleicht gibt die individuelle Klasse, die mit den drei schon angesprochenen Spielern bei uns vielleicht etwas höher ist, ja am Ende den Ausschlag.

 

Das Gespräch führte

Norbert Roth.