Augsburg
Ende der Durststrecke

FC Augsburg feiert 1:0-Heimsieg gegen Darmstadt aber Bobadilla fällt lange aus

25.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Augsburg (DK) Von wegen ein emotionales Ereignis: "Nichts Besonders" sei es für Dirk Schuster gewesen, am Samstag auf seinen Ex-Klub zu treffen. Viel wichtiger für ihn und seinen FC Augsburg: Mit dem 1:0 gegen Darmstadt 98 klappte es endlich mit dem ersten Heimsieg in der neuen Saison.

Aber warum versuchte der Cheftrainer der Schwaben dann fast schon krampfhaft keine Miene zu verziehen? "Wir haben unser Ziel erreicht in diesem Spiel", sagte er nur kurz - ohne erkennbare Freude in seinen Gesichtszügen. Auch der Sprung hoch auf Rang elf im Zwischenklassement - kein Grund für den 48-Jährigen für besondere Gefühlsausbrüche. "Durchschnittlich bis gut" sei die bisherige Ausbeute nach fünf Partien - nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

Zugegeben: Es passierten an diesem Samstagnachmittag schon einige Dinge in der WWK-Arena, die nachdenklich stimmten. Die mitunter auch zeigten, dass Fußball nicht alles ist im Leben. So gab's bereits vor dem Anpfiff eine beeindruckende Choreografie der FCA-Fans - in Gedenken an die beiden Ultras aus ihrer Mitte, die vor exakt einem Jahr bei einer Auswärtsfahrt tödlich verunglückt waren. Prompt herrschte Gänsehautatmosphäre pur im Stadion, und das mehrere Minuten lang.

Natürlich bei Weitem nicht so schlimm wie die Tragödie vor zwölf Monaten, aber doch auch schmerzhaft für die Augsburger: die schwere Verletzung, die sich Raul Bodadilla dann in der 31. Minute zuzog. So landete der Paraguayer nach einer rücksichtslosen Grätsche von Peter Niemeyer so unglücklich auf dem Boden, dass er mit Verdacht auf eine Schultereckgelenkssprengung ins Krankenhaus gebracht werden musste. Eine mehrwöchige Zwangspause scheint nun unvermeidbar zu sein. Schuster muss nach Caiuby und Dominik Kohr also wohl die nächste Stammkraft vorerst abschreiben.

Dennoch, um wieder beim Erfreulichen des Samstags zu landen: Auf dem Konto der Schwaben befinden sich jetzt bereits sieben Zähler. "So viel ich weiß, hatte der FCA in der vergangenen Saison selbst nach zwölf Spieltagen noch nicht diese Anzahl an Punkten besessen", so Innenverteidiger Martin Hinteregger schmunzelnd. Und der Österreicher hat tatsächlich Recht mit dieser Feststellung. Also, ein bisschen Zufriedenheit wäre im Lager der Augsburger schon angebracht.

Gerade Hinteregger selbst - ein Sinnbild dafür, dass der FCA schön langsam auf Touren kommt. Direkt nach seiner Verpflichtung vom FC Red Bull Salzburg noch teilweise als Panikkauf tituliert worden, findet sich der 24-Jährige mittlerweile immer besser zurecht bei den Schwaben. So gewann er am Samstag stolze 91 Prozent seiner Zweikämpfe, ließ in der Innenverteidigung gegen die (allerdings erschreckend harmlosen) Darmstädter nicht das Geringste zu. "Dass wir in der Defensive sicher standen, war in dieser Partie der Schlüssel zum Erfolg", so der gebürtige Kärntner: "Denn dass wir vorne immer wieder unsere Chancen bekommen, das wussten wir."

Nur die Verwertung dieser Möglichkeiten, das war beim FCA auch an diesem Samstag wieder so eine Sache. Bobadilla etwa knallte die Kugel lediglich ans Aluminium (23.), und Alfred Finnbogason scheiterte nach zuvor geschickten Körpertäuschungen doch freistehend am gut reagierenden Gästekeeper Michael Esser (45.). Die Konsequenz daraus: keine Halbzeitführung für die Platzherren - trotz gnadenloser Überlegenheit in einer ausgesprochen niveauarmen Partie.

Umso erfreulicher war's für die Augsburger, dass sie dann wichtige Unterstützung durch Darmstadts Leon Guwara erhielten- denn in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs ging der bereits gelbbelastete 20-Jährige so dämlich in einen Zweikampf mit Daniel Baier, dass Schiedsrichter Guido Winkmann nichts anderes übrig blieb, als ihn mit der Ampelkarte vom Feld zu schicken. "Das war eine kleine Vorentscheidung in diesem Spiel", räumte 98-Chefcoach Norbert Meier hinterher ein: "Leon muss aus dieser Sache lernen, am besten sehr schnell. So darf er keinesfalls mehr hingehen."

Nach dem Seitenwechsel benötigte der FCA dann nur schlappe 61 Sekunden, um die Überzahlsituation eiskalt auszunutzen: Ja-Cheol Koo flankte, Finnbogason besorgte per Kopf im Zentrum den Rest. 1:0 also ausgerechnet durch den Isländer, der bislang in der neuen Saison so glücklos agiert hatte und noch ohne eigenen Treffer dagestanden war. "Umso schöner ist das Gefühl jetzt. Tore sind für jeden Stürmer extrem wichtig", atmete der 27-Jährige erleichtert auf.

"Aber andererseits: Wenn ich einen richtig guten Tag gehabt hätte, hätte ich sogar drei Treffer erzielen können", so Finnbogason weiter. Stimmt. Und da auch alle anderen Schwaben trotz teilweise hochkarätiger Chancen nicht nachlegten, musste unnötigerweise bis zur allerletzten Sekunden um den knappen Heimsieg gezittert werden. "Gefährdet war dieser allerdings nie", so Hinteregger: "Und jetzt wollen wir in Leipzig am Freitagabend natürlich auch etwas holen." Warum eigentlich nicht - schließlich sind die Augsburger auswärts in dieser Saison noch ungeschlagen. Und sollte das unweit von Schusters Geburtsstadt Chemnitz so bleiben, lächelt vielleicht sogar auch der FCA-Chefcoach wieder ein bisschen.