München
FC Bayern im Umbruch

Double gilt als kurzfristiges Ziel Langfristig suchen Münchner die Nachfolger für Alonso und Lahm

21.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

München (DK) Kurzfristig geht es beim FC Bayern München um das Double aus Meisterschaft und Pokal. Langfristig steht die Umgestaltung des Kaders im Mittelpunkt. Ein Überblick, welche Gedanken beim Rekordmeister eine Rolle spielen.

Durch das frühe Aus in der Champions League hat die Zukunft beim FC Bayern früher als gedacht begonnen, die Planungen für den Umbruch im Jahr eins nach dem Karriere-Ende von Kapitän Philipp Lahm (33) und Xabi Alonso (35) müssen nun rascher und intensiver vorangetrieben werden. Mit Trainer Carlo Ancelotti, der sich kritische Fragen gefallen lassen muss, wie Trainingsintensität, Auswechslungen, Führungsstil, Talentförderung. Alles ausbaufähig. Der 57-Jährige bekommt die Chance, in seinem zweiten Jahr zu zeigen, dass er auch ein Entwickler, ein Visionär sein kann. Es gibt viel zu tun. Doch wie packen sie's an?

Kapitän dürfte wie in der Nationalelf Torwart Manuel Neuer werden, doch schon bei den sportlichen Erbfolgen beginnen die Unwägbarkeiten und Unsicherheiten. Joshua Kimmich, in der Nationalelf unter Bundestrainer Joachim Löw Stammspieler, von Ancelotti jedoch vernachlässigt, soll auf Lahms rechte Abwehrseite rücken. Im Mittelfeld könnte man Thiago nach hinten auf die Sechserposition von Alonso ziehen. Talent Renato Sanches (19) blieb in seinem ersten Jahr in München ein Talent, das Alonso-Erbe wäre zu viel Last und Druck für den Portugiesen. Bayern bräuchte einen echten Leader-Typen, einen giftigen, torgefährlichen Spielmacher wie Marco Verratti (24) von Paris St. Germain - doch der Italiener würde eine Ablösesumme nahe des dreistelligen Millionenbereichs kosten. "Diese Super-Transfers passen nicht zu unserer Philosophie", sagt Kaderplaner Michael Reschke. Muss Bayern da umdenken?

"Das Team, das wir haben, ist sehr gut - auch für die nächste Saison", sagte Ancelotti, "möglicherweise wird es kleinere Änderungen geben, aber keine Revolution." Dem Kader fehlt jedoch in der Breite die Tiefe. Das zeigt der Ausfall von Top-Torjäger Robert Lewandowski im Hinspiel gegen Real. Thomas Müller ist kein Angreifer. Es braucht eine erstklassige 1-B-Lösung, vom Schlage eines Mario Gomez (Wolfsburg) oder Sandro Wagner (Hoffenheim).

Weitere Neueinkäufe scheinen unumgänglich. Die bisher von Hoffenheim verpflichteten Niklas Süle und Sebastian Rudy sind sinnvolle Kader-Ergänzungen, haben aber - noch - kein europäisches Top-Niveau. Außerdem gehen Arjen Robben (33) und Franck Ribéry (34) im Sommer in ihre letzte Saison, in der die Flügel-Oldies auch wieder ihre Pausen brauchen werden. Douglas Costa hat durch lasche Joker-Auftritte viel Kredit verspielt. Wenn der Brasilianer - Tottenham will ihn angeblich holen - geht, können die Bayern einen neuen Außenstürmer kaufen, etwa Julian Brandt aus Leverkusen. Doch auch Brandt hat noch das Talent-Label. Kingsley Coman wird man fix verpflichten, der Franzose soll seinen Landsmann Ribéry mittelfristig ersetzen. Ein Wagnis.

Und wie sieht es mit eigenen Talenten aus? Am 1. August eröffnet im Norden der Stadt der neue "FC Bayern Campus". Das Nachwuchsleistungszentrum soll eine Brutstätte für Jungstars werden. "Es kann natürlich nicht der Sinn sein, dass wir Millionen in die Jugendausbildung investieren und den Talenten mit teuren Stars von außen den Weg verbauen", sagte Uli Hoeneß der "Sport Bild". Der Präsident betonte, dass man bei Bedarf auch weiter "in Stars investieren" werde, "doch vorher müssen wir schauen, ob wir dafür nicht in den eigenen Reihen jemanden haben".

Danach wird es "peu à peu einen Umbruch geben", wie Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge versprach. Er und Hoeneß und müssen nun mit Kaderplaner Reschke beweisen, dass diese Mission auch ohne Sportdirektor bzw. Sportvorstand gelingen kann.