WM-Pleite gut verkraftet

18.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:24 Uhr

Augsburg (DK) Da stand sie nun in den Katakomben der Augsburger SGL-Arena und strahlte.

Fatmire, genannt „Lira“ Bajramaj hatte im Trikot der deutschen Nationalmannschaft endlich wieder allen Grund zur Freude. Die verpatzte Heim-WM hinter sich gelassen, führte Deutschlands „Fußballerin des Jahres“ ihr Team am Samstag mit zwei Treffern gegen die Schweiz zu einem erfolgreichen Auftakt in die Qualifikation für die Europameisterschaft 2013 in Schweden. Ist damit wieder alles gut bei der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft?

„Ich persönlich habe aus der Weltmeisterschaft die Lehre gezogen, dass eine Niederlage dich immer weiter bringt“, sagt Bajramaj, nachdem im ersten Länderspiel seit dem enttäuschenden Viertelfinal-Aus gegen Japan ein souveräner 4:1 (1:0)-Erfolg über die Eidgenossinnen heraussprang. „So ein Spiel macht natürlich total glücklich, aber ich selbst und die Mannschaft wissen, dass wir noch viel mehr herausholen können“, so die Doppeltorschützin durchaus selbstkritisch. Positiv: Der Blick richtet sich bei Bajramaj – wie bei der gesamten deutschen Mannschaft – nicht mehr zurück, sondern den kommenden Aufgaben entgegen.

Dazu dürfte auch die deutliche Aussprache, die es zwischen Bundestrainerin Silvia Neid und ihrer Mannschaft beim Wiedersehen in Augsburg gegeben hatte, einen entscheidenden Part beigetragen haben. „Wir haben rege diskutiert, und alle anwesenden Spielerinnen haben sich zu Wort gemeldet“, verrät Neid. In Folge dessen soll auch die Bundestrainerin selbst eine Menge Impulse und Ratschläge von ihren Spielerinnen beherzigt haben. Die Leistung vom Samstag kann jedenfalls als Beleg dafür durchgehen, dass die Ereignisse der Weltmeisterschaft inzwischen ausreichend aufgearbeitet wurden.

„Wir haben das jetzt auch abgehakt und uns neue Ziele gesetzt, das ist ganz wichtig“, berichtet etwa Mittelfeldspielerin Simone Laudehr. „Wir haben eine sehr junge Mannschaft, haben gut trainiert, 4:1 gegen die Schweiz gewonnen und damit einen guten Start in die EM-Quali erwischt – was will man mehr“, fragt sich die Duisburgerin. Schön zu erkennen war dabei vor allem, dass die Defizite der WM – das kreative Spiel nach vorne und das Kreieren von Torchancen – am Samstag keine Rolle mehr spielten. Das große Manko gegen die Schweizerinnen war vielmehr die schlechte Verwertung der zahlreich Möglichkeiten.

Vor der 1:0-Führung vergaben bereits Melanie Behringer (14.) und zweimal Bajramaj (24./28.) unkonzentriert und fahrlässig. „Dass sie sich nach ihren Großchancen aber ein Herz gefasst und den Ball reindonnert hat, spricht für sie und ihre mentale Stärke, die sie momentan wieder besitzt“, lobt die Bundestrainerin die Neu-Frankfurterin Bajramaj, die nach Zuspiel von Behringer dann doch zur ersehnten Führung für die deutsche Nationalmannschaft traf (32.).

Bajramaj zum Zweiten (66.), Linda Bresonik per Kopf (68.) und die eingewechselte Martina Müller (79.) erzielten schließlich, vor 6632 Zuschauern in Augsburg, die weiteren Tore. Für die Schweiz traf die für den 1. FFC Frankfurt aktive Ana Maria Crnogorcevic zum zwischenzeitlichen Anschlusstreffer (68.).

„Was die Ruhe am Ball und die Ideen nach vorne angeht, war das schon sehr gut“, resümiert die Bundestrainerin. „Vorne fehlte manchmal die Präzision im Abschluss. Das Spiel hätte auch noch höher ausgehen können, aber für den Moment sind wir mit diesem Ergebnis sehr zufrieden“, sagt Neid. Der perfekte Start in die EM-Qualifikation ist jedenfalls geglückt. Und die deutschen Nationalspielerinnen haben endlich wieder allen Grund zum Strahlen.