Nürnberg
Zwei für eine Legendenelf der Zukunft

Alexander Esswein und Dominic Maroh schenken Nürnberg einen Heimsieg im 1000. Bundesligaspiel

22.01.2012 | Stand 03.12.2020, 1:55 Uhr

Nürnberg (DK) Die Legende lebt: Selten hat die Vereinshymne des 1. FC Nürnberg so gut gepasst wie nach dem Abpfiff am Samstag. In seinem 1000. Bundesligaspiel glückte dem Club ein 2:0-Heimsieg zum Rückrundenstart gegen Hertha BSC Berlin – ein wichtiges Erfolgserlebnis im Kampf um den Klassenerhalt.

Der Dortmunder Rechtsanwalt Reinhard Rauball hat sich zu Jahresbeginn mit einem recht komplizierten Klienten befasst. In seiner Funktion als Präsident der höchsten deutschen Fußball-Liga verfasste der Jurist einen Glückwunschbrief an den 1. FC Nürnberg, der sich gleichzeitig Rekordauf- und –absteiger nennt. Aufgestöbert und auch aufgeschrieben hat Rauball in seinem Schriftsatz einen wunderbaren Spruch des in Wendelstein (Landkreis Roth) wohnenden Humoristen Klaus Schamberger: „Ruhmreich ist dieser Verein immer in den Zeiten gewesen, an die man sich nicht mehr genau erinnern hat können, also ungefähr immer vor zwanzig Jahren.“

Damit die vielen Erinnerungen beim ruhmreichen Club künftig vielleicht etwas langsamer verblassen, hat der Verein vor seinem 1000. Bundesligaspiel am Samstag ein buntes Jubiläumsteam aufs Feld geschickt. Aufgestellt waren Richard Albrecht, Karl-Heinz Ferschl, Stefan Reisch, Gustav Flachenecker und Heinrich Müller, die 1963 für die Rot-Schwarzen den ersten Bundesliga-Spieltag in Berlin bestritten. Dazu Horst Leupold (Mitglied der Meistermannschaft von 1968), Sasa Ciric (Torschütze des 1000. Nürnberger Bundesliga-Treffers), Thomas Brunner (Rekordspieler des Club mit 328 Erstliga-Einsätzen) und Dieter Eckstein (erfolgreichster Bundesliga-Torschütze des FCN mit 66 Treffern). Hätten nur noch Andreas Köpke und Marek Mintal gefehlt, damit die Legendenelf komplett gewesen wäre.

Für den 2:0-Heimsieg zum Rückrundenstart gegen Hertha BSC Berlin mussten dann aber doch die aktiven Clubberer ran. Alexander Esswein zum Beispiel, der erst 27 Jahre nach Nürnbergs Bundesliga-Einstand das Licht der Welt erblickte, doch die versammelten Veteranen mit seinem Führungstreffer gegen Ende der ersten Halbzeit verzückte. Entscheidend abgefälscht von Hertha-Verteidiger Peter Hubnik fand Essweins Distanzschuss den Weg zum 1:0 ins lange Eck (42.). „Solche Heimspiele am Ende auch zu gewinnen, ist wichtig für den Verein“, sagte der Torschütze später. Vergeben und vergessen, dass er sich kurz zuvor zwei katastrophale Fehlpässe geleistet hatte, die das Berliner Team zum Ärger des neuen BSC-Trainers Michael Skibbe nicht bestrafte.

Von einem „guten Start ins neue Jahr“ sprach dagegen Club-Coach Dieter Hecking, der sich nach dem Sieg am Samstag nicht lange mit der Analyse von Schwachstellen aufhalten wollte: „Wir haben Fußball gearbeitet, als Mannschaft gut funktioniert und auch das nötige Glück gehabt.“ Besonderen Beistand brauchte der Bundesliga-Jubilar in der 66. Minute, als der Pfosten bei einem Hubnik-Kopfball rettete und anschließend auch Almog Cohen im Getümmel vor der Torlinie den Ausgleich verhinderte. Allerdings war es ausgleichende Gerechtigkeit, weil eine Stunde zuvor der Schuss von Club-Verteidiger Philipp Wollscheid vom rechten an den linken Pfosten und schließlich ins Spielfeld zurückprallte.

Abgesehen von dieser Szene, Essweins Führungstreffer und zwei Rettungstaten von Hertha-Torwart Thomas Kraft gegen Daniel Didavi (12.) und Tomas Pekhart (59.) geriet das Nürnberger Jubiläumsspiel jedoch nicht wirklich berauschend. „Wir waren über weite Strecken die bessere Mannschaft“, klagte der geschlagene Patrick Ebert. „Hinten sind wir ganz gut gestanden, aber nach vorne wurde es immer dünner“, beschrieb Peter Niemeyer die Harmlosigkeit der Hertha. „Ein schlimmes Déjà-vu-Erlebnis“, weil die Berliner bereits am ersten Spieltag das Nachsehen gegen Nürnberg hatten (0:1).

Dass der Club-Sieg zum Rückrundenstart noch um ein Tor höher ausfiel, war einem Freistoß des bemerkenswert guten Neuzugangs Adam Hlousek zu verdanken, den Dominic Maroh mutterseelenallein am langen Pfosten verwandelte. „Das ist schon ungewöhnlich, dass ein Abwehrspieler da auftaucht“, sagte Maroh, für den es wie Esswein der zweite Bundesliga-Treffer war. Aber nach Absprache mit Christian Eigler änderte er clever den Laufweg und drehte anschließend direkt in die Nürnberger Fankurve ab: „Die Fans wollten nach der Pokalpleite sehen, dass wir kratzen und beißen können“, so Maroh. „Aber wir haben verstanden, dass die Leistung gegen Fürth nicht in Ordnung war und geloben Besserung.“ Das Ziel ist klar: Der Klassenerhalt am letzten Spieltag nach Bundesligamatch Nummer 1016.