Jahreshauptversammlung beim FC Bayern: Wirtschaftlich das Maß aller Dinge

27.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

München (DK) Nanu? Einmal kann der FC Bayern mit keinem neuen Rekord auftrumpfen, aber dennoch gewaltige Zahlen vorweisen. Beim Umsatz wurde im zurückliegenden Geschäftsjahr eine neue Bestmarke verpasst - 523,7 Millionen Euro Umsatz im Gegensatz zur Rekordzahl aus 2013/14 in Höhe von 528,7 Millionen. Dafür erreichte die FC Bayern AG, also der Gesamtkonzern, einen Rekordgewinn von 23,8 Millionen Euro (nach Steuern).

Natürlich war den dafür Verantwortlichen der Applaus der 2590 anwesenden Mitglieder (von insgesamt 270.329) gestern Abend im „Audi Dome“ gewiss. Doch Vertragsverlängerungen – etwa von Trainer Pep Guardiola – oder Jérome Boateng und Thomas Müller konnten nicht verkündet werden.

Dennoch blickte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit so viel Stolz und Pathos auf den Verein. Man könne „sehr zufrieden sein mit dem Verlauf der Saison“, die er als „nahezu makellos“ bezeichnete. Aktuell erlebe man „vielleicht die beste Zeit des FC Bayern in seiner 115-jährigen Geschichte“, sagte Rummenigge, der beim 3:1 im DFB-Pokal in Wolfsburg „die vielleicht beste Bayern-Halbzeit überhaupt“ gesehen habe. 2013 holte Trainer Jupp Heynckes das Triple – so lautet auch diese Saison das Ziel und der Anspruch an Trainer Guardiola.

Der Vorstandsboss gratulierte während seiner Rede zur 26. Meisterschaft – wohl nur vorauseilender Fleiß. Da kann mal schon mal durcheinander kommen, bei so viel Vorsprung und so vielen Erfolgen. „Der FC Hollywood war gestern. Heute ist der FC Bayern ein FC Zuverlässig geworden, ein FC Seriös“, sagte Rummenigge im „Bayern Magazin“ zum Heimspiel gegen Hertha BSC am Samstag (15.30 Uhr). Das Ziel des FC Bayern sei es immer, „dauerhaften und nachhaltigen sportlichen Erfolg zu haben - immer 'FC Bayern like'. Das heißt: seriös, solide und selbst finanziert“, betonte Rummenigge. Aktuell komme man diesem „Ideal“ sehr nahe.

Zwei der beinahe ewigen Hauptdarsteller der alljährlichen Mitgliederversammlungen fehlten gestern: Ehrenpräsident Franz Beckenbauer und Ex-Präsident Uli Hoeneß. Doch als ihr Name fiel, wurde es emotional bis rührselig. Kein Mitglied der Mia-san-Mia-Familie wird jemals vergessen, so die Botschaft. Präsident Karl Hopfner erwähnte den aktuell in die Affäre um die Vergabe der WM 2006 verwickelten Franz Beckenbauer und erklärte, der FC Bayern habe „ihm als Spieler, Trainer und Präsident verdammt viel zu verdanken. Ohne die WM 2006 in Deutschland hätten wir nicht die Allianz Arena ab 2005 bekommen. Er ist zurecht unser Ehrenpräsident und wird es auch bleiben.“ Basta. Rummenigge merkte zu Beckenbauer an: „Franz macht eine sehr schwierige Zeit durch. Man versucht, ihm exklusiv die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ich finde das nicht fair und korrekt. Er hat in allen Funktionen Überragendes für den FC Bayern geleistet. Danke dafür, Franz! Auch beim DFB täte man gut daran, Franz respektvoller, fairer und mit mehr Sensibilität zu behandeln.“

Was war eigentlich mit Uli Hoeneß? Er verzichtete entgegen mancher Spekulationen auf einen Besuch der Mitgliederversammlung. Der Ex-Präsident, aktuell Freigänger, hatte sich wegen Steuerhinterziehung selbst angezeigt und könnte ab März 2016 ein freier Mann sein. Und ab Herbst kommenden Jahres wieder als Präsident? „Die Antwort kann nur einer geben, und das ist Uli Hoeneß“, sagte Rummenigge kürzlich der „SZ“. Gestern sagte er: „Ich darf mich an dieser Stelle auch bei Uli Hoeneß bedanken“, schon wird er vom aufbrausenden Applaus unterbrochen. Bravo-Rufe schallen durch die Halle. „Uli Hoeneß unterstützt seit dem 2. Januar die Jugendabteilung des FC Bayern. Seine schwere Zeit im Gefängnis konnte man ihm damals im Gesicht ansehen. Er hat frischen Wind in die Jugendabteilung hineingebracht.“ Schließlich machte Rummenigge noch den Schlenker zur langsam wiederkehrenden Leibhaftigkeit des Ex-Präsidenten: „Wenn ich ehrlich bin, gefallen mir in der Zwischenzeit seine Gesichtszüge auch wieder besser.“