Ingolstadt
Zwischen Klasseleistung und Kopfproblem

Trainer und Team sind vom Potenzial des ERC Ingolstadt überzeugt – doch noch fehlt Konstanz

18.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:29 Uhr
Mit vereinten Kräften stoppen die ERC-Profis Timo Pielmeier (rechts), Patrick McNeill und Benedikt Kohl den Augsburger David Stieler. Am Ende stand ein letztlich souveräner 4:2-Derbysieg. −Foto: Traub

Ingolstadt (DK) Sechs Punkte und Tabellenplatz sechs nach vier Spieltagen – auf den ersten Blick ist dem ERC Ingolstadt der Saisonstart in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) geglückt. Bei genauerer Betrachtung können die Panther allerdings nicht zufrieden sein – denn in allen vier Begegnungen waren sie die bessere Mannschaft. Den vermeintlich leichteren Gegnern Straubing und Krefeld jedoch mussten sie trotz teils drückender Überlegenheit die Punkte überlassen.

Oder besser ausgedrückt: Sie schlugen sich durch individuelle Fehler und Unkonzentriertheiten selber. Dagegen zeigte der ERC bei seinen letztlich souveränen Erfolgen gegen Meister München und die bis dato ungeschlagenen Augsburger Panther sein ganzes, vor allem offensives Potenzial.

 

Und von dem sind im ERC-Lager alle überzeugt: Ob Trainer, Sportdirektor oder Panther-Profis – die Aussagen ähneln sich auffallend. „Wenn wir unsere Top-Leistung bringen, haben wir viel Potenzial in der Mannschaft. Und wenn wir es schaffen, die Ausreißer nach unten zu minimieren, sind wir in Zukunft schwer zu schlagen“, sagte Tommy Samuelsson nach dem 4:2-Derbysieg am Sonntagabend gegen die Augsburger Panther. Angreifer Brandon Buck pflichtete seinem Trainer bei: „Wir haben eine fantastische Mannschaft. Wenn wir an einem Strang ziehen, gehören wir zu den Spitzenteams.“ Sportdirektor Larry Mitchell und Stürmer Brett Olson hatten sich schon vor dem Saisonstart ähnlich geäußert.

Diese Meinung haben die Panther keineswegs exklusiv: Münchens Angreifer Dominik Kahun zollte den Panthern nach deren Sieg in der Olympia-Eishalle ein Lob: „Ingolstadt hat uns überrascht, die haben in etwa Champions-League-Niveau gespielt“, zitierte ihn der „Münchner Merkur“.

Einfaches, temporeiches Eishockey auf der einen Seite, unerklärliche Aussetzer auf der anderen – das kommt vielen Fans bekannt vor. „Das Problem ist nicht neu, das war in der vergangenen Saison schon so“, erinnert sich Buck, der zugab: „Im Moment haben wir vielleicht noch ein kleines Kopfproblem.“

Das wurde beispielsweise am vergangenen Freitag in Krefeld offensichtlich, als sich Verteidiger Matt Pelech in einen unnötigen Zweikampf verwickeln ließ, die Scheibe verlor und der ERC das vorentscheidende 3:4 kassierte. Oder gleich zum Auftakt gegen Straubing, als der klar bessere ERC trotz souveräner 2:0-Führung das Spiel nach dem ersten Gegentreffer noch aus der Hand gab. Umso wichtiger war es am Sonntag, dass Greg Mauldin und Mike Collins nach dem ersten Augsburger Tor die passende Antwort parat hatten: Mit ihrem Doppelschlag zum 3:1 und 4:1 sorgten die Angreifer dafür, dass der ERC nicht mehr groß ins Wanken kam.

Zwei vermeintlich leichtere Gegner – und die wohl längste Auswärtsfahrt der Saison – warten am kommenden Wochenende auf die Ingolstädter: Am Freitag treten sie bei den Schwenninger Wild Wings an, am Sonntag geht es zu den Fischtown Pinguins Bremerhaven. Die Fans dürfen auf eine Klasseleistung hoffen – wenn sich das Kopfproblem nicht wieder durchsetzt. „Wir müssen schneller lernen, wenn wir in dieser Saison Erfolg haben wollen“, sagt Samuelsson.