Ingolstadt
Spion am Handgelenk

ERC-Fitnesscoach Maritta Becker steuert von Ingolstadt aus per Digitaltechnik das Sommertraining ihrer Profis

11.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:12 Uhr

Schwitzen unter Anleitung: ERC-Verteidiger Fabio Wagner trainiert zweimal pro Woche mit Fitnesstrainerin Maritta Becker im Kraftraum der Saturn-Arena. Zusätzlich hält sich der 19-Jährige in seiner Heimatstadt Landshut fit - Foto: Petri

Ingolstadt (DK) Die Luft ist stickig im Fitnessraum der Saturn-Arena. An den Wänden türmen sich die Folterwerkzeuge: Kurz- und Langhanteln, eine Stange knapp unter der Decke für Klimmzüge, Gewichtswesten, Gymnastikbälle, Hantelbänke.

Mittendrin liegt ERC-Verteidiger Fabio Wagner mit schweißnassem T-Shirt auf dem Rücken und absolviert eine Übung mit einer 24 Kilogramm schweren Kugelhantel, Kettlebell genannt. „Arm durchdrücken, rechtes Bein, gut so“, lauten die Kommandos von Fitnesstrainerin Maritta Becker, die die Übung überwacht.

Der 19-jährige Wagner keucht, der Arm mit der Hantel zittert, doch der Verteidiger beißt auf die Zähne. Becker ist zufrieden. „Mit den Kettlebells werden tiefere Muskelgruppen angesprochen. Gleichzeitig ist das Training damit auch koordinativ sehr anspruchsvoll“, erklärt die 34-jährige ehemalige Eishockey-Nationalspielerin.

Die Schufterei zahlt sich aus: Rund vier Kilogramm Muskelmasse hat Wagner nach eigener Einschätzung zugelegt, seit er im vergangenen Sommer aus Landshut nach Ingolstadt wechselte – ohne dabei an Beweglichkeit einzubüßen. Besonders die jungen Ingolstädter Profis sollen vom Sommertraining profitieren. Sechs bis acht ERC-Cracks trainieren während des Sommers im Fitnessraum der Arena, zweimal in der Woche ist auch Becker dabei. Weniger zur Kontrolle, eher als Anleitung und Hilfestellung. „Mein Ziel ist es, einmal die Woche mit jedem Spieler zu sprechen, um ihnen ein Feedback zu geben“, sagt sie. Das gilt nicht nur für die deutschen Profis – auch die US-Amerikaner, Kanadier und Tschechen haben von Becker einen Trainingsplan erhalten. Der Clou: Per Digitaltechnik kann die Fitnesstrainerin überprüfen, ob sich die Spieler auch daran halten. Alle Profis haben eine Uhr bekommen, die deren Leistungsdaten während der Einheiten speichert. Mittels einer App kann Becker diese Daten an ihrem Computer aufrufen. „Das war für die Spieler etwas Neues, aber im Großen und Ganzen haben sie das gut angenommen“, sagt sie. Es gehe dabei weniger um Kontrolle, sondern darum, anhand der Daten eine individuell abgestimmte Belastungsgrenze festzulegen. „Wenn ich sehe, dass einer permanent im roten Bereich ist, kann ich eingreifen“, sagt Becker, die sich in regelmäßigen Abständen auch mit Chefcoach Manny Viveiros bespricht.

Ziel des schweißtreibenden Trainings: Zum Start der Fitnesstests Ende Juli sollen die Panther fitter sein als bei den Tests nach Saisonende. Dafür versammelt der Klub seine deutschen Profis womöglich noch zu einem Sommercamp in den Bergen. „Da wäre Intervalltraining auf dem Mountainbike möglich“, schwärmt Becker. „Aber auch hier an der Donau kann man toll radeln.“ Wie und wo auch immer: Die Uhr am Handgelenk ist unbestechlich.