Ingolstadt
Mister Zuverlässig

Vor Partie in Krefeld: Dustin Friesen ist punktbester ERC-Verteidiger – in der Statistik führt er die Liga an

20.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:58 Uhr

Wenn er auf dem Eis steht, brennt wenig an: Dustin Friesen (rechts), der sich zum statistisch besten Verteidiger der Panther entwickelt hat. In dieser Szene stört er den Nürnberger Nationalspieler Yasin Ehliz. - Foto: ISPFD

Ingolstadt (DK) Er ist die wohl größte Überraschung beim ERC Ingolstadt: Dustin Friesen hat sich binnen kürzester Zeit von einem Zweitliga-Verteidiger zu einem der besten Abwehrspieler der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) entwickelt – und das in seiner ersten Saison in der deutschen Eliteklasse.

Bei den Fischtown Pinguins Bremerhaven in der DEL 2 war der Verteidiger in den vergangenen beiden Jahren ein Leistungsträger gewesen. Seine abgeklärte Spielweise, sein ausgezeichnetes Passspiel und seine Laufstärke weckten auch eine Klasse höher Interesse: Neben dem ERC waren mehrere Klubs, darunter der EHC Wolfsburg, an einer Verpflichtung des Deutsch-Kanadiers interessiert.

Der 31-Jährige entschied sich für die Panther – und überzeugte bislang auf ganzer Linie. Mit 14 Vorlagen ist er hinter Petr Taticek zweitbester Torvorbereiter der Ingolstädter. Zudem kommt er fast immer ohne Fouls aus, nur acht Strafminuten belegen das. Herausragend ist Friesens Plus-Minus-Bilanz: In dieser Statistik, die die Differenz von Treffern und Gegentreffern angibt, während ein Spieler auf dem Eis steht, steht Friesen mit +21 ligaweit mit Abstand an der Spitze. Auf Rang zwei folgt der Hamburger Kevin Clark mit +14.

In allen 18 Saisonspielen der Panther verzeichnete Friesen nur einmal eine negative Bilanz – beim 1:9 in Nürnberg. „Ich profitiere davon, dass die Mannschaft so gut spielt“, sagt er vor dem Spiel heute Abend in Krefeld (19.30 Uhr, König-Palast) bescheiden. Sein Meisterstück lieferte der Linksschütze am vergangenen Sonntag ab: Beim 4:2 in Mannheim stand Friesen bei allen ERC-Treffern auf dem Eis. „Das war ein großer Sieg. Es gibt so Spiele, wo alles für dich läuft. Manchmal spielst du aber noch besser, und am Ende steht eine Minusbilanz da“, sagt Teamplayer Friesen, der den Teamerfolg über seine eigenen Statistiken stellt. Trotzdem fehlt noch etwas – das erste Saisontor. „Ich hatte schon einige Chancen. Ich werde es weiter versuchen, irgendwann klappt es“, sagt Friesen, der ungern im Mittelpunkt steht.

Der Name verpflichtet offenbar: Dustin ist nicht der erste Eishockeyspieler namens Friesen, der in Deutschland für Furore sorgt: Torwart Karl Friesen, ebenfalls Deutsch-Kanadier, hütete in den 80er und 90er Jahren die Tore in München und Rosenheim. Jeff Friesen wiederum sammelte rund 900 Spiele und einen Stanley-Cup-Triumph in der nordamerikanischen Profiliga NHL, ehe er seine Karriere 2009 bis 2011 bei den Eisbären Berlin ausklingen ließ.

Der Name – und das Eishockey – sind allerdings die einzigen Gemeinsamkeiten der drei (Ex-)Profis. „Ich kenne sie nicht persönlich. Jeff kommt aus derselben Provinz wie ich, aber wir sind nicht verwandt“, sagt Dustin Friesen lächelnd.

Das zurückhaltende und stets höfliche Auftreten passt zum Farmersohn aus Waldheim, einer kleinen Siedlung inmitten der kanadischen Provinz Saskatchewan. Die Familie seines Vaters hat deutsche Wurzeln, daher besitzt auch Friesen einen deutschen Pass. „Meine Großeltern haben manchmal deutsch gesprochen. Nicht viel, aber sie konnten es“, erinnert sich Friesen, der früh seine Leidenschaft fürs Eishockey entdeckte. Im Winter verwandelte Vater Friesen den Garten in eine Eisfläche, auf dem er mit seinem Sohn nach Feierabend trainierte. „Ich bin sehr dankbar dafür“, sagt Friesen.

Nach vier Jahren in einer kanadischen Jugendliga wechselte er zum Team der Universität von New Brunswick. „Eine tolle Zeit“, sagt er. Neben dem Sport studierte er Lehramt – und könnte heute ebenso gut als Highschool-Lehrer arbeiten. Doch an die Zeit nach der Karriere denkt Friesen noch nicht. Sportlich läuft es mit dem ERC, und auch seine Frau Kathrin und die Töchter Taryn (5) und Nova (vier Monate) haben sich in Ingolstadt eingelebt. „Uns gefällt es sehr gut hier. Taryn besucht den Kindergarten. Die Leute behandeln uns hier wirklich gut“, erzählt er. Die Panther wollen ihn gerne halten: Gespräche mit dem Klub über eine Verlängerung des 2015 endenden Vertrags laufen bereits.