Ingolstadt
Glücklich im Getümmel

ERC-Neuzugang Jean-Francois Jacques fühlt sich vor dem Tor am wohlsten Heute Debüt gegen Bozen

25.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Jean-Francois Jacques (rechts) und seine Kernkompetenz: Mit seiner Statur und seiner Einsatzbereitschaft sorgt der Ex-Klagenfurter in dieser Szene für Unruhe vor dem Bozener Tor. Schon heute könnte er gegen die Italiener sein Debüt für den ERC feiern. - Foto: Eibner/Imago

Ingolstadt (DK) Imposante Statur, beachtliches Engagement und ein Lob vom Trainer: Bei seinem ersten Eistraining hat Jean-Francois Jacques, Neuzugang des ERC Ingolstadt, einen ordentlichen Eindruck hinterlassen. Klappt es mit der Spielgenehmigung, soll der 31-Jährige schon heute (19.30 Uhr, Saturn-Arena) im Testspiel gegen Bozen zum Einsatz kommen.

 

Jacques fällt auf. Mit einer Körpergröße von 1,91 Metern überragt der Franko-Kanadier seine neuen Teamkollegen allesamt, mit knapp 100 Kilogramm ist er auch der schwerste Panther. Seiner Statur entsprechend sieht Jacques seine Stärken in der körperlichen Auseinandersetzung vor dem Tor und an der Bande. "Ich werde nie jemand sein, der sich den Puck hinter dem eigenen Tor schnappt, alle ausspielt und dann den Treffer macht", sagt er. Vielmehr sei er Experte für die dreckigen Tore, also beispielsweise abgefälschte Schüsse oder Abstauber aus dem Gewühl heraus. "So habe ich eigentlich alle meine Tore erzielt", sagt er. Trainer Tommy Samuelsson lobte gestern nach dem ersten, 45-minütigen Eistraining vor allem die Beweglichkeit des Flügelstürmers, der nach eigenen Angaben noch nie als Center aufgelaufen ist. "Für seine Größe ist er ein exzellenter Schlittschuhläufer", sagte der Schwede.

Jacques, der sich während des Sommers in seiner Heimatstadt Montréal mit Eislaufen und Fitnesstraining in Form hielt, hatte trotz guter persönlicher Punktausbeute bei seinem Ex-Verein Klagenfurter AC keinen neuen Vertrag erhalten. Zu den Gründen müsse man die Österreicher befragen, sagt er und zuckt mit den Schultern. Jetzt sei er angekommen: "Ich wollte schon in die DEL, seit ich vor zwei Jahren nach Europa gekommen bin. Ich habe diesmal etwas länger gewartet, um ein Team aus Deutschland zu finden. Viele meiner Freunde spielen hier", berichtet er.

Einer davon ist ERC-Stürmer Darryl Boyce, der mit Jacques - und Verteidiger Patrick McNeill - in der Saison 2013/14 die Kabine der Springfield Falcons in der nordamerikanischen Profiliga AHL teilte. "Er ist ein guter Typ. Wir sind immer in Kontakt geblieben. Wir sind Freunde. Es ist toll, wieder vereint zu sein", freut sich Boyce. "Als der Wechsel nach Ingolstadt konkreter wurde, habe ich mit Darryl und Patrick gesprochen. Sie haben mir nur Gutes erzählt", erzählt Jacques.

Von der Spielweise und dem Niveau der DEL hat er trotz zweier Testspiele mit Klagenfurt gegen Augsburg und Straubing dagegen noch kein genaues Bild: "Manche sagen, dass in Deutschland körperlich gespielt wird, andere finden das Eishockey eher technisch. Ich werde es erleben und mir mein eigenes Urteil bilden."

Abseits des Eises sei er ein entspannter Typ, der seine Zeit am liebsten mit der Familie und Freunden verbringe. Ein paar Worte Deutsch spricht der 166-fache NHL-Spieler ebenfalls - auch wenn sich das Deutsch der Österreicher doch erheblich vom Bayerischen unterscheide. "Es reicht, um mir im Restaurant mein Essen zu bestellen", sagt er. Dass eine österreichische Zeitung Jacques einmal als ein wenig eitel bezeichnete, weist der Angreifer zurück: "Würde ich dann so das offizielle Foto von mir schießen lassen", fragt er und fährt sich über das verschwitzte Gesicht.

Sein Debüt für die Panther könnte Jacques schon heute Abend im ersten von zwei Testspielen gegen den HC Bozen feiern - sofern die Spielgenehmigung rechtzeitig vorliegt. "Er soll möglichst schnell in den Rhythmus kommen", meint Samuelsson. Weil die Südtiroler einige Spieler für einen Lehrgang des italienischen Nationalteams abstellen müssen, wurde das zweite Spiel in Bozen von Sonntag auf Samstag vorverlegt. Samuelsson findet's gut: "Back-to-back-Spiele kosten zwar viel Kraft, aber sie sind spannend. Das wäre auch für die Derbys in der DEL eine Überlegung." Überhaupt seien die Testspiele angesichts von bislang fast 25 Eis- und 25 Trockentrainingseinheiten eine willkommene Abwechslung. "Wenn man nur trainiert, verliert man die Motivation", sagt Samuelsson.