Ingolstadt
Ein Mann für alle Fälle

Für Teammanager Neville Rautert vom ERC Ingolstadt ist die Saisonvorbereitung die stressigste Zeit des Jahres

21.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Der Ex-Profi Neville Rautert arbeitet seit 2014 in der Geschäftsstelle des ERC. ‹ŒArch - foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Fans, Experten, Verantwortliche - alle waren sich einig, dass dem ERC Ingolstadt mit der Verpflichtung von Tommy Samuelsson ein echter Glücksgriff gelungen ist. Fast alle. Denn als Neville Rautert erfuhr, dass der neue Trainer der Panther eine Vorliebe für Hunde hat und bei seinem Dienstantritt auch noch zwei extra große Exemplare mitbringen wird, stand er vor einem Problem.

Zu den Aufgaben des Teammanagers beim Klub aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zählt nämlich auch, Wohnungen für die Spieler und Trainer zu suchen.

"Man kann schon sagen, dass die Phase gerade die stressigste Zeit für mich ist", erzählt der 34-Jährige mit seinem sympathischen Akzent aus Deutsch, Englisch und Bayerisch. Zum Aufgabenbereich des Deutsch-Kanadiers gehören ebenfalls die Organisation der Auswärtsfahrten, Hotelsuche, Lizenzierungen und Behördengänge - oder wie er es nennt: "Papierkram".

"Ich will, dass sich die Spieler in Ingolstadt zu Hause fühlen, um ihre Leistung aufs Eis bringen zu können", sagt der Ex-Profi, der seine Laufbahn nach zwei schweren Gehirnerschütterungen bereits mit 28 Jahren beenden musste. Die Karriere nach der Karriere begann er in der Verwaltung beim EHC München. Zum ERC Ingolstadt kehrte Rautert vor zwei Jahren zurück, nachdem er von 2001 bis 2004 bereits bei den Panthern spielte.

Wohl auch deshalb sagt er: "Ingolstadt war immer ein Zuhause. Der ERC ist für mich mehr als ein Verein. Auch die Spieler schätzen das." Rauterts Engagement kommt bei den Spielern an. "Neville nimmt uns viele Kleinigkeiten ab", sagt Patrick Köppchen und ergänzt: "Als ehemaliger Profi hat er ein gutes Gespür, was wir brauchen." So muss sich der Ingolstädter Kapitän, der sich gluten- und laktosefrei ernährt, bei Auswärtsfahrten beispielsweise um nichts kümmern. "Im Hotel kommt immer jemand auf mich zu und fragt nach, was ich brauche. Das ist sicher nicht überlebenswichtig, macht das Ganze aber sehr angenehm", erzählt der 36-Jährige.

Vor allem die nordamerikanischen Profis, die zum ersten Mal den Schritt über den großen Teich wagen, finden in Rautert einen kompetenten Ansprechpartner. Selbst wenn es nur um die Schaltung in ihren Dienstautos geht. "Ich finde das immer wieder witzig, dass einige nicht mit einer Handschaltung klarkommen", sagt er und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. Rautert kam mit 18 Jahren nach Deutschland, um in Schweinfurt Eishockey zu spielen. Er sprach kaum ein Wort Deutsch und musste eine neue Kultur kennenlernen. Dank seiner offenen Art fand er aber schnell Anschluss.

"Ich komme gut mit Menschen klar und will ihnen helfen - so bin ich einfach." Eine Eigenschaft, die er in seiner kanadischen Heimat Winnipeg im Familienbetrieb lernte. Vater Richard betrieb dort eine Konditorei, in der der kleine Neville mithalf. "Das hat mich sicher geprägt", meint er.

Viel Zeit für die Familie mit Ehefrau Viktoria und den beiden Söhnen Leander und Valentin scheint für den 34-Jährigen nicht zu bleiben. Doch er sieht das locker. "Es ist ja nicht so, dass ich die Glühbirne in den Wohnungen der Spieler austausche. Es gibt auch Grenzen", sagt Rautert und plaudert über eines dieser kuriosen Erlebnisse, die eben auch zu seiner Arbeit gehören. So habe ihn während seiner Zeit in München ein Spieler gefragt, welche Jeans-Größe er brauche. "Ich habe dann nur gesagt, dass er das besser seine Mama fragen soll."

Wie lange der Ex-Profi, der parallel zu seiner Tätigkeit beim ERC Ingolstadt Management an einer Fern-Universität studiert, noch bei den Panthern bleibt, möchte er nicht verraten. Nur so viel: "Ich will langfristig in Ingolstadt arbeiten." Die Spieler würden das sicher begrüßen. Und Trainer Samuelsson auch. Schließlich hat Rautert auch das Problem mit einer geeigneten Wohnung mit Auslauf für die beiden Hunde des Schweden gelöst.