Helsinki
"Die WM ist mein Ziel"

Eishockey-Nationaltorhüter Dennis Endras über seine Zeit in Finnland und das nächste große Turnier

18.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:35 Uhr
Eishockey-WM 2011, Deutschland gegen Russland: Nationalkeeper Dennis Endras in Aktion −Foto: imago

Helsinki (DK) Der ERC Ingolstadt ist in den Play-offs um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft im Halbfinale ausgeschieden. Für die Nationalspieler richtet sich der Blick deshalb schon voll auf die Eishockey-Weltmeisterschaft im Mai. Unsere Mitarbeiterin Sabine Olfen hat mit Nationaltorhüter Dennis Endras telefoniert, der vergangene Saison bei Helsingfors IFK in Finnland spielte.

Eben diese Mannschaft, gegen die der ERC im Sommer in der European Hockey League antreten wird. Allerdings ist offen, ob Endras bis dahin noch in Helsinki spielt. Denn der 26-Jährige wird mit Adler Mannheim in Verbindung gebracht. Trotzdem ist der deutsche Goalie voll des Lobes über seine Zeit in Helsinki, wie er im Interview erzählte.
 
Die diesjährige WM findet in Finnland und Schweden statt. Ein Heimspiel für Sie?

Dennis Endras: Nicht wirklich, weil in der Vorrunde sind wir mit der deutschen Mannschaft in Stockholm. Das ist ein bisschen schade. Falls wir das Viertelfinale erreichen sollten, steht schon ein Spiel in Helsinki an. Das ist mein Ziel, ich möchte unbedingt vor meinen Fans mit Deutschland spielen. Das wäre schon cool.

 

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie in Helsinki spielten?

Endras: Das war nicht ganz einfach. Ich war ja am Anfang der Saison bei Minnesota unter Vertrag, wurde dann nach Houston in die AHL geschickt. Das war natürlich nicht ganz mein Ziel und deshalb wollte ich schauen, dass ich woanders die Chance bekomme zu spielen. Und dann kam das Angebot aus Helsinki und dann ging schon der Flieger.

 

Hatten Sie sich schnell eingelebt?

Endras: Ja, klar. Meine Freundin und ich wurden super aufgenommen. Am Anfang waren wir natürlich im Hotel bis wir eine Wohnung hatten. Dann haben wir ein Auto bekommen. Das ging eigentlich recht schnell.

 

Haben Sie Finnisch gelernt?

Endras: Nur ein paar Wörter.

 

Wurde im Training Englisch gesprochen?

Endras: Nein, das war alles auf Finnisch. Es waren noch zwei weitere Ausländer in der Mannschaft. Ein Schwede und ein Kanadier. Deswegen war immer jemand da, der uns das Ganze dann ein bisschen ins Englische übersetzt.

 

Was mögen Sie besonders an Finnland?

Endras: Ich mag einfach die Mentalität von den Finnen. Es ist alles ein bisschen relaxter, nicht so viel Zeitdruck. Das ist eigentlich ein ziemlich ruhiges Volk.

 

Was mögen Sie gar nicht?

Endras:  (Überlegt) Minus 30 Grad mag ich nicht so. (lacht)

 

Haben Sie etwas vermisst?

Endras: Ja, das gute bayerische Essen. Das ging mir schon ein bisschen ab.

 

Haben Sie ein neues Lieblingsessen?

Endras: Was gibt’s denn in Finnland Leckeres? Hm, nein, eigentlich nicht. Lachs ist ziemlich gut. Der finnische Lachs ist schon ein bisschen besser als der in Deutschland.

Haben Sie es vermisst, abends zu erschwinglichen Preisen etwas trinken zu gehen?

Endras: Wenn man abends beim Abendessen ein Glas Wein trinken will, dann kostet das gleich über zehn Euro. Das ist schon ziemlich heftig. Aber so ist es halt. Mit dem muss man leben. Aber mich freut es natürlich auch, wenn man in Deutschland dann mal wieder für kleines Geld gemütlich essen oder was trinken gehen kann.

 

Zum Sportlichen: Wie groß war die Umstellung auf die finnische Spielweise?

Endras: Es ist immer eine Umstellung, wenn man die Liga oder sogar das Land wechselt. Am Anfang gab es noch kleine Abspracheprobleme mit meinen Verteidigern, weil ich erstens die Namen nicht konnte und zweitens nicht gewusst habe, ob sie Englisch sprechen. Das war schon ein bisschen schwierig, aber das hat sich dann ganz gut eingependelt.

 

Sie haben schnell nach Ihrer Ankunft gespielt. Wie war das?

Endras: Ja, gleich am zweiten Tag, als ich da war, habe ich spielen dürfen. Ich war noch ein bisschen müde. Es hat jeden Tag Spaß gemacht. Die finnische Liga ist eine gute Eishockey-Liga. Es ist ein richtig guter Ort, um Eishockey zu spielen.

Wie sieht die Zukunft aus? Wissen Sie schon, ob Sie in Helsinki bleiben, oder künftig in Mannheim spielen werden?

Endras: Es geht jetzt hoffentlich zur Weltmeisterschaft nach Schweden und Finnland. Dann ist erst mal Sommer angesagt. Wo ich danach dann spielen werde, weiß ich noch nicht.

 

Verfolgen Sie das deutsche Eishockey?

Endras: Ja, natürlich. Ich kenne ja in fast jeder Mannschaft irgendwelche Spieler und schaue natürlich schon, wer Tore geschossen hat. Ich verfolge das fast täglich.

 

Ihre Karriere lief ja seit 2009 wie am Schnürchen. Vor allem bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Wie nahmen Sie das alles wahr?

Endras: Das war natürlich ein riesen Erlebnis für alle Beteiligten. Ob das jetzt Spieler waren oder Fans. Es war halt vom Startschuss weg. Mit dem Spiel in Gelsenkirchen ging’s los. Das war ein Erlebnis und wir haben Erfolg gehabt. Das gab dem Ganzen noch die Krönung.

 

Was ist das Besondere, in der Nationalmannschaft zu spielen?

Endras: Das hat immer etwas mit riesen Stolz zu tun, wenn man sich das Trikot überstreifen darf. Als kleiner Junge verfolgt man immer die Nationalmannschaft im Fernsehen und hofft und bangt natürlich, dass man da auch mal mitspielen darf. Dann ist es endlich so weit. Es ist immer ein riesen Spaß, wenn man die ganzen Jungs wiedertrifft aus der DEL. Wenn man dann auch noch Erfolg hat, macht das tierisch Spaß.

 

Denkt man während der Saison überhaupt an die Nationalmannschaft?

Endras: Ja klar, es ist für jeden Spieler das Ziel dabeizubleiben. Sich mit guten Leistungen im Verein dafür zur qualifizieren. Es stehen ja immer ein paar Turniere während der Saison an und man hofft natürlich, dass man da dabei ist. Wenn man dabei ist, will man auch gute Leistungen bringen. Man spielt immer im Hinterkopf mit der Nationalmannschaft.

 

Stehen Sie in regelmäßigem Kontakt mit dem Bundestrainer?

Endras: Ich habe ihn erst einmal persönlich kennengelernt. Seit er das Amt übernommen hat, haben wir regelmäßig Kontakt per E-Mail, wie es so läuft. Er macht einen guten Job bis jetzt. Ich hoffe, dass wir den Erfolg, den wir die letzten zwei Jahre hatten, mit ihm fortführen können.

 

Wissen Sie schon, ob Sie im Nationalkader für die WM stehen?

Endras: Nein, das entscheidet sich immer recht kurzfristig.