AEV, ERC und die wilde 13

23.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:44 Uhr
Jean-Francois Boucher, der Schütze des entscheidenden Tors. −Foto: Bösl

Augsburg (DK) Panther-Trainer und Ex-Verteidiger Larry Huras dürfte Bauchschmerzen verspürt haben: Der ERC Ingolstadt hat ein vogelwildes Pantherderby vor 5835 Zuschauern in Augsburg mit 7:6 (2:2, 2:2, 3:2) gewonnen. Die schwache Defensivleistung beider Teams ermöglichte ein unterhaltsames Torfestival im Curt-Frenzel-Stadion.

Mit der Statistik beim Eishockey ist das so eine Sache. Die einen schwören drauf, die anderen halten das akribische Auflisten von Punkten, Strafminuten, Torhüter-Fangquoten und ähnlichem Zahlenwerk für überschätzt. Ein kluger Mann hat – vermutlich ohne dabei an Eishockey gedacht zu haben – mal gesagt: „Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, verdammte Lügen und Statistiken.“ Von wem das Zitat stammt, lässt sich heute nicht mehr eindeutig klären. Der nie um einen Spruch verlegene Larry Huras ist zweifelsfrei nicht der Urheber, doch zutrauen würde man es ihm. Zumindest hätte niemand widersprochen, hätte der ERC-Trainer das Pantherderby am Freitagabend so zusammengefasst.

Hatte der Tabellenzwölfte Augsburg nicht die schlechteste Überzahl-Quote aller 14 DEL-Teams und generell Probleme, Tore zu schießen? Und gehörte der Dritte aus Ingolstadt mit einem Mann weniger nicht zu den am schwersten zu bezwingenden Mannschaften und hatte er sich zuletzt nicht defensiv stabilisiert?

Statistisch gesehen ja. Doch der AEV traf schon im Auftaktdrittel zweimal im Powerplay: Zunächst hämmerte Spencer Machacek den Puck aus der Distanz ins Netz (7.), dann fälschte Thomas Jordan Trevelyan einen Schlagschuss durch die Beine des chancenlosen ERC-Torhüters Timo Pielmeier ab (13.).

Zum Glück aus Ingolstädter Sicht waren die Panther von der Donau zuvor jeweils zweimal in Führung gegangen: Das 1:0 hatte Rückkehrer Petr Taticek schon nach knapp vier Minuten erzielt, für den zweiten Treffer sorgte Christoph Gawlik (10.). Beide Male machte Chris Mason im Augsburger Tor nicht den allerbesten Eindruck. Das dritte Tor der Oberbayern erzielte Brandon Buck mit dem Schlittschuh, daher zählte es nicht (18.).

Doch auch das 2:2 nach den ersten 20 turbulenten Minuten hatte – wie jeder Spielstand am Freitagabend – nicht lange Bestand. 19 Sekunden nach Wiederbeginn zog AEV-Verteidiger Brady Lamb einfach mal ab – und Pielmeier ließ den keineswegs unhaltbaren Schuss durchrutschen. Plötzlich stand es 3:2 für Augsburg (21.).

Wenig später durften die Gastgeber fast zwei Minuten lang in doppelter Überzahl ran – Taticek (Haken) und Alexandre Picard (Spielverzögerung) hatten kurz hintereinander jeweils zwei Strafminuten kassiert. Auch diesmal zogen die Schwaben ein überzeugendes Powerplay mit zahlreichen Torchancen auf – ein Treffer gelang ihnen allerdings nicht. Mit einer überragenden Fanghand-Parade verhinderte Pielmeier gegen Trevelyan das 2:4 (24.). Das fiel erst, als der Deutsche Meister wieder vollzählig war – der Torschütze war erneut Trevelyan (26.).

Die mitgereisten ERC-Fans im proppevollen Gästeblock verstummten, auf der Bank der Gäste gingen die Köpfe kurz nach unten. Doch obwohl Ingolstadt weiterhin zu lässig, zu eigensinnig und in der eigenen Zone zu inkonsequent zu Werke ging, fanden sie zurück ins Spiel. Zunächst verkürzte Jared Ross nach feiner Einzelleistung auf 3:4 (34.), dann schlug auch der ERC in Überzahl zu: Ryan MacMurchy umkurvte Mason und schob aus spitzem Winkel zum 4:4 ein (37.).

Auch im Schlussabschnitt ging es munter weiter: Brett Breitkreuz brachte Augsburg mit 5:4 in Führung (44.), eine Minute später glich Ross mit seinem zweiten Treffer des Abends wieder aus. Danach lief es umgekehrt: Jeff Szwez fälschte einen Schuss von Picard zum 5:6 ab (48.), dann glich Maximilian Schäffler zum 6:6 aus (51.). Und da waren noch mehr als neun Minuten zu spielen.

Nur eine brauchte Jean-Francois Boucher, um unter Masons gütiger Mithilfe den siebten ERC-Treffer zu erzielen (52.). Und tatsächlich sollte der 13. der Siegtreffer sein. Am Ende war zumindest auf eine Statistik Verlass: Bei einem Pantherderby ist immer mächtig was geboten.

Augsburg:
Mason – Reiß, Lamb; Woywitka, Rekis; Tölzer, Seifert; Jobke – Machachek, Moore, Hinterstocker; Trevelyan, DaSilva, Schäffler; Grygiel, Breitkreuz, Ciernik; Riefers.

ERC Ingolstadt:
Pielmeier – Kohl, Periard; Köppchen, Picard; Friesen, Schopper; Brocklehurst – Taticek, Buck, MacMurchy; Szwez, Ross, Greilinger; Hager, Hahn, Davidek; Gawlik, Barta, Boucher.

Tore:
0:1 Taticek (4.), 1:1 Machacek (7.), 1:2 Gawlik (10.), 2:2 Trevelyan (13.), 3:2 Lamb (21.), 4:2 Trevelyan (26.), 4:3 Ross (34.), 4:4 MacMurchy (37.), 5:4 Breitkreuz (44.), 5:5 Ross (45.), 5:6 Szwez (48.), 6:6 Schäffler (51.), 6:7 Boucher (52.).

Schiedsrichter: Brill (Zweibrücken)/Brüggemann (Iserlohn)

Zuschauer: 5835

Strafminuten: 6/8