Strafe wegen Beihilfe zur Untreue

07.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:09 Uhr

Xaver Meier hatte nach Bekanntwerden des VW-Skandals immer wieder seine Unschuld beteuert. Jetzt hat der Ex-Audi-Betriebsratschef einen Strafbefehl akzeptiert.? Arch - foto: Sawatzki

Ingolstadt (DK) Der ehemalige Audi-Betriebsratschef Xaver Meier hat im September 2003 nach Überzeugung des Landgerichts Braunschweig auf Kosten von VW ein Bordell besucht und dem Konzern damit 575 Euro Schaden zugefügt. Er muss jetzt wegen Beihilfe zur Untreue eine Geldstrafe zahlen.

In einer ausführlichen Presseinformation teilte das Landgericht Braunschweig gestern das Ende der Ermittlungen und des Strafverfahrens gegen Xaver Meier, den ehemaligen Gesamtbetriebsratsvorsitzenden der Audi AG, mit. Demnach "ist gerichtlich festgestellt, dass der Angeschuldigte während der Welt- und Europapräsidiumssitzung des Volkswagenkonzerns in Prag am 17. 9. 2003 neben anderen Beteiligten die Dienste einer Prostituierten aus dem Bordell ,K 5‘ auf Kosten von VW unberechtigt in Anspruch genommen hat", heißt es in der Erklärung.

Den Schaden, der für Volkswagen entstanden ist, beziffern die Strafverfolger auf etwa 575 €. Die Geldstrafe für Xaver Meier beläuft sich auf 30 Tagessätze zu je 190 €, insgesamt 5700 €. Der heute 62-Jährige bekommt keinen Eintrag ins polizeiliche Führungszeugnis und gilt daher nicht als vorbestraft.

Kürzlich erst hatte VW-Betriebsrat Hans-Jürgen Uhl vor dem Braunschweiger Landgericht ausgesagt, auch Ex-Audi-Betriebsratschef Xaver Meier habe am "Beiprogramm" mit Prostituierten teilgenommen.
 
Auf Anfrage des DONAUKURIER bestätigte Staatsanwalt Joachim Geyer gestern, dass gegen Xaver Meier auch in zwei weiteren Fällen ein Anfangsverdacht vorgelegen habe. Die angebliche Teilnahme an einer Sex-Party in Hannover 1999 sei jedoch verjährt, hob der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft hervor. "Mangels hinreichenden Tatverdachts", so Geyer, seien auch die Untersuchungen gegen Meier im Zusammenhang mit einer Mexiko-Lustreise auf VW-Kosten im März 2001 eingestellt worden.
 
Xaver Meier selbst war gestern nicht zu erreichen. Die Unternehmensleitung lehnt jede Stellungnahme ab und verweist darauf, dass Meier kein Funktionsträger mehr sei. "Das ist seine persönliche Angelegenheit", sagte ein Sprecher. Ähnlich der Betriebsrat: "Niemand aus der jetzigen Betriebsratsspitze war damals Mitglied der VW-Gremien und kann etwas sagen."
 
Xaver Meier, der im vergangenen April mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde, hatte in der Öffentlichkeit immer alle Vorwürfe bestritten. Ende 2005 war der Vorsitzende des Audi-Gesamtbetriebsrates von allen Ämtern zurückgetreten und in den Vorruhestand gegangen. Der Entschluss, nach seinem 60. Geburtstag das Unternehmen zu verlassen, hieß es, habe bereits länger festgestanden.
 
Der 1945 geborene Meier war mehr als 40 Jahre bei dem Ingolstädter Automobilbauer beschäftigt. 1983 trat er als Sachbearbeiter in die Verwaltung der Arbeitnehmervertretung ein und saß ab 1988 im Aufsichtsrat. 1994 wurde Meier zum Gesamtbetriebsratsvorsitzenden gewählt.
 
Da Xaver Meier innerhalb von zwei Wochen keinen Einspruch eingelegt hat, kommt der Strafbefehl des Amtsgerichts Wolfsburg laut gestriger Pressemitteilung einem rechtskräftigen Urteil gleich. In einem Interview mit dem DK hatte Xaver Meier zu Beginn der Sex-Affäre gesagt: "Ich denke, dass ich immer für Geradlinigkeit und Ehrlichkeit stand."

Unterdessen wird der Prozess gegen die mutmaßlichen Haupttäter, Ex-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer und Ex-Konzernbetriebsratschef Klaus Volkert am kommenden Mittwoch fortgesetzt. Falls das Gericht einen Beweisantrag der Verteidiger ablehnt, könnte die Beweisaufnahme an dem Tag abgeschlossen werden.