"Menschen lassen sich nicht führen"

26.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:33 Uhr

Götz Werner bei seinem Vortrag in Eichstätt. - Foto: Schmidl

Eichstätt (DK) Ein Unternehmen führen heißt Menschen führen. Diese Aussage hält Götz Werner, Gründer, Gesellschafter und Aufsichtsratsmitglied der dm-Drogeriemarktkette, schlichtweg für falsch. "Menschen lassen sich nicht führen", sagte Werner in Eichstätt vor Absolventen des Masterstudiengangs "Werteorientierte Personalführung und Organisationsentwicklung".

Es sei demgegenüber "die hervorragendste Aufgabe der Verantwortungsträger", interessante Fragen zu stellen und damit Sinn zu stiften und vor allem Bewusstsein zu generieren. "Wir reden viel zu viel", so Werners Überzeugung, würden dabei aber viel zu selten nach dem Warum fragen. "Die Gesellschaft wartet auf Menschen, die sich diese Frage stellen." Die erfolgreichen Unternehmen der Zukunft würden deshalb diejenigen sein, die am ehesten den Wandel "vom Know-how zum Know-why" schaffen, sagte der 65-Jährige, der auch das Interfakultative Institut für Entrepreneurship an der Eliteuniversität Karlsruhe leitet.

Alles, was wir machen, habe den Menschen zum Ziel, zeigte sich Werner überzeugt, weshalb dieser auch im Mittelpunkt stehen solle. Und er fügte an, dass Wirtschaft bedeute, "in der Gemeinschaft für andere tätig zu werden". Natürlich müsse man wissen, wie man Stahl oder Autos herstellt. Aber das sei nur die Basis. In einer Kundenbeziehung müsse man sich stets fragen: "Was will der andere"

Seit die Zeiten der landwirtschaftlichen Selbstversorgung vorüber seien, "leisten wir nicht mehr für uns selbst, sondern ausschließlich für andere", so Werners Credo. Produzent und Konsument seien "zwei unterschiedliche gesellschaftliche Aggregatzustände".

Auch das Thema Arbeit und Einkommen behandelte Werner. So wie früher jeder Land besitzen musste, um sein Überleben sichern zu können, müsse heute jeder Einkommen haben, forderte er. Es sei ein "Riesendenkfehler" zu glauben, "dass wir arbeiten und dafür Geld bekommen". Einkommen sei nicht die Folge, sondern die Voraussetzung für Arbeit. "Wenn jemand hier leben können soll, muss er Einkommen haben, egal, was er leistet", so Werner, der mit seinem Buch "Einkommen für alle" eine bundesweite Diskussion in Gang gesetzt hat.

"Personalkosten" gebe es für ihn nicht. Denn "Mitarbeiter sind keine Kostenfaktoren, sondern Leistungsträger, ohne die es nicht geht", betonte er. Im übrigen sei nachgewiesen, dass Menschen, die unter Druck gesetzt werden oder Existenzangst haben müssen, immer unter ihren Möglichkeiten handeln würden.

Abschließend gab Werner ein Plädoyer ab für nachhaltiges Arbeiten und beharrliches Bemühen anstelle einer kurzfristigen Sichtweise. "Alles, was wir machen, muss notwendig, schön und sinnvoll sein", gab der Referent den 24 neuen "Masters of Ethical Management" mit auf den Weg.