Manching
Mehr als nur ein neuer Name

Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS wird umgebaut – die Auswirkungen für Manching bleiben wohl überschaubar

31.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr
Das Manchinger Cassidian-Werk −Foto: Heimerl

Manching (DK) EADS, Cassidian, Eurocopter – in den sperrigen Namen spiegelte sich bisher die unübersichtliche Struktur von Europas größtem Luft- und Raumfahrtkonzern. Zumindest beim Namen macht Konzernchef Thomas Enders nun einen klaren Schnitt.

In den kommenden Monaten wird das Unternehmen umgebaut und nach seiner wichtigsten Tochter Airbus benannt. Das Kürzel EADS gehört dann der Vergangenheit an. Damit folgt der Konzern seinem Erzrivalen Boeing. Die US-Amerikaner setzen seit jeher auf den Namen ihrer Flugzeugmarke. Es geht aber um mehr als nur um neue Firmenschilder. EADS-Chef Enders strafft vor allem die Konzernstruktur und fasst alle militärischen Aktivitäten unter einem Dach zusammen. Das ist sozusagen die kleine Lösung, nachdem der Deutsche im vergangenen Herbst mit Plänen für eine Fusion mit dem britischen Rüstungsgiganten BAE Systems spektakulär gescheitert war – vor allem am Widerstand der Bundesregierung. Im Gegenzug gelang es ihm allerdings, EADS durch Änderungen an der Führungs- und Aktionärsstruktur unabhängiger vom traditionell starken staatlichen Einfluss vor allem Deutschlands und Frankreichs zu machen.

Die Zusammenführung der Verteidigungs- und Raumfahrtsparten Cassidian, Astrium und Airbus Military mit insgesamt 45 000 Mitarbeitern zeigt aber auch, wo das Unternehmen der Schuh drückt. Während der Flugzeugbauer Airbus, die größte Tochter des Konzerns, erfreulich wächst, leidet die Verteidigungssparte unter den stagnierenden oder rückläufigen Verteidigungsbudgets vieler westlicher Staaten. Enders sagt denn auch deutlich, wo das Ziel liegt: Man reorganisiere, um Kosten zu reduzieren und die Profitabilität zu steigern. Gleichzeitig versucht er die Mitarbeiter zu beruhigen: „Was wir heute präsentieren, ist eine Evolution, keine Revolution“, sagt er.

Die Auswirkungen des Konzernumbaus auf die Beschäftigten auch am größten Cassidian-Standort Manching lässt das Unternehmen zunächst offen. Die Details werden wohl erst bis zum Jahresende klar sein. Man kann zwar davon ausgehen, dass es bei einer Zusammenlegung von Konzernsparten immer auch um Personaleinsparungen geht. Bei der bisherigen Verteidigungssparte Cassidian läuft allerdings bereits seit Ende des vergangenen Jahres ein Sparprogramm, nach dem europaweit 850 Stellen vor allem in der Verwaltung gestrichen werden sollen.

Bernhard Stiedl, der Unternehmensbeauftragte der IG Metall für EADS Deutschland, erwartet keine großen neuen Einschnitte. „Ich sehe nicht, dass es zu großen Personaleinsparungen kommt“, sagte er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Für den größten Militärluftfahrt-Standort des Konzerns in Manching erwartet er keine konkreten Auswirkungen, „außer dass wir wieder einen neuen Namen bekommen“.

Thomas Pretzl, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Cassidian, ist da vorsichtiger. „Wir starten erst im September mit dem Beratungsprozess“, sagt er. Positiv ist für ihn aber auf jeden Fall das „klare Bekenntnis“ der Konzernleitung zur militärischen Luftfahrt, „und damit auch zum Standort Manching“. Konzernchef Enders hatte im Streit um Aufträge der Bundeswehr auch schon mal mit einem Ausstieg aus dem Rüstungsgeschäft gedroht.

Danach sieht es nun nicht aus. Die Zusammenlegung der militärischen Aktivitäten soll das Unternehmen schlagkräftiger machen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der bisherige Cassidian-Chef Bernhard Gerwert. Der 60-Jährige macht einen Karrieresprung und leitet künftig eine Unternehmenssparte mit 45 000 Beschäftigten – doppelt so viele wie bisher. Einfach wird die Aufgabe nicht. Denn Konzernchef Enders hat ehrgeizige Ziele. Bis 2015 will er eine operative Gewinnmarge von mehr als zehn Prozent schaffen – im ersten Halbjahr 2013 lag sie bei 6,1 Prozent.

Immerhin steigerte EADS im ersten Halbjahr 2013 den Umsatz um sechs Prozent auf 26,3 Milliarden Euro, das Konzernergebnis wuchs auf 759 Millionen Euro, wie aus den gestern vorgestellten Halbjahreszahlen hervorgeht. Getragen wurde das Wachstum vor allem von der guten Nachfrage nach Airbus-Flugzeugen. Für das ganze Jahr hob das Unternehmen die Zahl der erwarteten Bestellungen auf 1000 an.