Ingolstadt
Kellerhals will Media-Saturn zurückkaufen

Ingolstädter Unternehmensgründer erwägt Übernahme der Metro-Anteile

15.05.2014 | Stand 02.12.2020, 22:41 Uhr
Die Media-Saturn-Zentrale in Ingolstadt. −Foto: Archivfoto: Rössle

Ingolstadt (DK) Im Ringen um die Elektronikhandelskette Media-Saturn geht Erich Kellerhals in die Offensive: Der Minderheitseigner und Gründer will das Unternehmen mit Investoren zurückkaufen. Es sei alles gründlich durchgerechnet, sagt er in einem Zeitungsinterview.

Dass eine solche Übernahme vermutlich Milliarden kosten würde, schreckt Kellerhals nicht ab: „Die Finanzierung ist nicht das Thema“, sagte Kellerhals in einem Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“. Nach dem Rückkauf wolle er Media-Saturn wieder dezentraler organisieren sowie kreativer und experimentierfreudiger machen.

Media-Saturn gehört zu gut 78 Prozent dem Handelsriesen Metro, den Rest der Anteile hält Kellerhals. Der Konzern aus Düsseldorf wollte die Äußerungen von Kellerhals gestern nicht kommentieren. Beide Seiten überziehen sich seit Längerem mit Vorwürfen und Beschuldigungen und leiern juristische Verfahren an. Die Geschäfte der beiden Ketten laufen nicht wirklich rund. Vor allem Handelsplattformen im Internet machen dem Geschäftsmodell mit großen Häusern das Leben schwer.

In dem Zeitungsinterview kritisiert Kellerhals auch Metro-Vorstandschef Olaf Koch. Dieser gebe sich nur in der Öffentlichkeit gesprächsbereit. „Hinter den Kulissen macht er, was er will“, sagte Kellerhals. Er mache sich große Sorgen um die Zukunft von Media-Saturn. „Es kann keiner von mir erwarten, dass ich da tatenlos zusehe“, sagte Kellerhals. Dem Vernehmen nach ist der Milliardär mit Wohnsitz in Salzburg von Koch schwer enttäuscht, weil dieser Details aus einem persönlichen Gespräch in einem Interview verraten haben soll. Ein Teil der Aktionäre von Metro erhöht offenbar den Druck auf den Konzern. Der Streit belaste langfristig die Aktie und die Reputation des Unternehmens, heißt es.

Nach Informationen unserer Zeitung soll sich Kellerhals bereits mit einigen potenziellen Investoren getroffen haben. „Er meint es wirklich ernst“, heißt es aus Branchenkreisen. Klar ist, dass die Metro ohne die Media-Saturn-Gruppe gut leben könnte. Gemessen am Umsatz trägt die Elektronikhandelskette etwa ein Drittel zu den gesamten Erlösen des Metro-Konzerns bei. Dennoch ist ein Verkauf an Kellerhals bei den Düsseldorfern im Moment offenbar kein Thema. Selbst wenn die Strategie des Media-Markt-Gründers offensichtlich ist. „Mit den vielen Störfeuern tut Kellerhals alles dafür, den Firmenwert nicht in die Höhe schnellen zu lassen“, vermutet ein ehemaliger Top-Manager von Media-Saturn.

Der von der Metro geplanten Berufung ihres Vorstandsmitglieds Pieter Haas zum neuen Media-Saturn-Chef und Nachfolger von Horst Norberg erteilt Kellerhals eine Absage. Haas habe Media-Saturn erst vor einem Jahr im Streit verlassen. „Angeblich war es ihm nicht mehr zuzumuten, für Media-Saturn zu arbeiten. Wie kann ich da annehmen, dass jetzt seine ganze Loyalität wieder dem Unternehmen Media-Saturn gehören soll, zumal er seinen Vorstandsposten bei der Metro nicht aufgeben will“, sagte Kellerhals.

Ungeachtet des Streits geht die Umstrukturierung bei Media-Saturn weiter. Wie viele Stellen in der Verwaltung in Ingolstadt gestrichen werden, ist offenbar immer noch unklar. Intern werden auch Stimmen laut, die den vorzeitigen Abgang von Horst Norberg kritisch sehen. „Es hat den Anschein, als ob er das sinkende Schiff verlassen hat. Vom Top-Manager hätte ich ein größeres Durchhaltevermögen erwartet“, sagte eine Führungskraft unserer Zeitung.