Ingolstadt
Audi forscht an Biobenzin

Autohersteller schließt Entwicklungskooperation mit Global Bioenergies

21.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:10 Uhr

Ingolstadt/Evry (DK) Audi verstärkt seine Anstrengungen zur Entwicklung alternativer Kraftstoffe. Mit der französischen Firma Global Bioenergies hat der Autohersteller nun eine auf zunächst zwei Jahre angelegte strategische Partnerschaft zur Erforschung und Erprobung von „e-Benzin“ vereinbart.

Mit „e-Gas“ und „e-Diesel“ sucht Audi bereits seit geraumer Zeit nach Alternativen zu nicht auf Erdöl oder Erdgas basierenden Kraftstoffen. Hintergrund: Die fossilen Energieträger sind endlich und bei der Verbrennung in Motoren entstehen gesundheits-, umwelt- und klimaschädliche Abgase. Nun forschen die Ingolstädter VW-Tochter als Exklusivpartner aus der Automobilindustrie und das in Paris börsennotierte Biotechnologieunternehmen Global Bioenergies mit Sitz in Evry gemeinsam an dem Drop-in Fuel genannten Sprit.

„Mit unseren Partnern gehen wir einen weiteren Schritt Richtung CO2-neutrale Mobilität“, erklärte Reiner Mangold, Chef der nachhaltigen Produktentwicklung bei Audi, gestern anlässlich der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags. „Wir unterstützen hier eine innovative Technologie, mit der sich erneuerbarer Kraftstoff herstellen lässt, ohne dabei in Konkurrenz zu Nahrungsmittelproduktion und Anbauflächen zu stehen.“

Zweck der Partnerschaft ist es nach Angaben von Thomas Buhl von Global Bioenergies, den Ingolstädter Autoherstellern „Isooktan zu Testzwecken zur Verfügung zu stellen“. Isooktan (2,2,4-Trimethylpentan) ist eine flüssige und farblose Substanz aus der Gruppe der gesättigten, verzweigten Kohlenwasserstoffe (Alkane). Anhand von Isooktan wurde die Skala der Oktanzahlen – ein Maß für die Klopffestigkeit von Ottokraftstoff – festgelegt.

Der nun „Audi e-Benzin“ genannte Kraftstoff wird auf den Motorprüfständen des Autoherstellers getestet, wie ein Unternehmenssprecher erklärte. Die dabei gewonnenen Ergebnisse gehen dann an den französischen Partner, der mit den Daten wiederum seine Anlagen und Produktionsmethoden weiter verbessern kann.

Vorteil der Drop-in-Kraftstoffe ist, dass sie direkt oder in jedem beliebigen Mischungsverhältnis mit allen Standardkraftstoffen in gängigen Benzinmotoren verwendet werden können. Weil sie zudem praktisch schwefelfrei sein können, entstehen entsprechend geringe Schwefeldioxid- sowie niedrigere sonstige Schadstoffemissionen. Die Herstellung ist aber derzeit aufwendiger als die Produktion fossiler Kraftstoffe.

Global Bioenergies stellt den für Isooktan benötigten Ausgangsstoff Bio-Isobuten aus nachwachsenden Rohstoffen in seinen Fermenteranlagen am Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse (CBP) in der Raffinerie Leuna bei Leipzig her. Noch befindet sich das Projekt in der vorindustriellen Pilotphase. Die Produktionsanlagen werden vom Bundesforschungsministerium mit 5,7 Millionen Euro gefördert. Auch eine erste Pilotanlage bei Reims in Frankreich wird von Paris mit Fördermitteln unterstützt.

Über die finanzielle Beteiligung von Audi „wurde Stillschweigen vereinbart“, erklärte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage. Allerdings kann sich der Autobauer in der zunächst auf zwei Jahre angelegten Kooperation mit „weniger als zwei Prozent des Firmenkapitals“ an Global Bioenergies beteiligen. Ob Audi diesen Schritt tut, wird aber erst während der Partnerschaft entschieden.