Ingolstadt
Wieder Geld für Petroplus-Gläubiger

Insolvenzverwalter zahlt Gläubigern der Ingolstädter Raffinerie- und Servicefirmen zunächst 33,7 Millionen Euro

23.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr

Ein Blick in die Leitungslandschaft der heute von Gunvor betriebenen früheren Petroplus-Raffinerie. Für einen Teil der deutschen Petroplus-Gläubiger gibt es jetzt Geld. ‹ŒArch - foto: Rost

Ingolstadt (DK) Gut fünf Jahre nach der Petroplus-Pleite gibt es demnächst wieder Geld für einen Teil der Gläubiger ehemaliger Ingolstädter Tochterfirmen des Schweizer Raffineriebetreibers. Abgeschlossen sind die Insolvenzverfahren aber noch lange nicht.

Wie der Insolvenzverwalter der deutschen Petroplus-Gesellschaften, Michael Jaffé, gestern in Nürnberg mitteilte, können diesmal die mehr als 1100 Gläubiger der Petroplus Raffinerie Ingolstadt GmbH (PRI) und der Petroplus Bayern GmbH (PB) in den nächsten Tagen mit Abschlagszahlungen von insgesamt etwa 33,7 Millionen Euro rechnen. Und: "Weitere substanzielle Zahlungen werden bis zum Abschluss der beiden Verfahren voraussichtlich noch folgen."

Mit weiteren Zahlungen können den Angaben zufolge aber auch die 137 Gläubiger der Petroplus Deutschland GmbH rechnen. Diese hatten bereits im Oktober vergangenen Jahres fast 250 Millionen Euro auf ihre festgestellten Insolvenzforderungen in Höhe von gut 410 Millionen Euro erhalten. Das entsprach einer Quote von 60 Prozent.

Im PRI-Insolvenzverfahren erhalten die 740 Gläubiger - zumeist Arbeitnehmer - laut Insolvenzverwalter Jaffé nun zunächst eine Auszahlung von etwa 26 Millionen Euro. Ihre festgestellten Forderungen belaufen sich indes auf rund 65 Millionen Euro. Immerhin beträgt die Quote in diesem Fall 40 Prozent. Den insgesamt 365 Gläubigern im PB-Insolvenzverfahren - darunter allein 237 ehemalige Wärmeabo-Kunden - winkt auf ihre Forderungen in Höhe von etwa 15,4 Millionen Euro nun eine erste Abschlagszahlung von rund 7,7 Millionen Euro. Die Quote beträgt in diesem Fall 50 Prozent.

Insolvenzverwalter Jaffé machte aber auch diesen Gläubigern Hoffnung auf mehr Geld: "Wir sind zuversichtlich, dass sich die Quoten bis zum Abschluss der Insolvenzverfahren noch weiter erhöhen werden. Weitere Abschlagsverteilungen beziehungsweise die Schlussverteilung erfolgen, wenn die letzten noch offenen Rechts- und Steuerfragen geklärt sind." Dies könnte laut Jaffé "im günstigsten Fall" noch im laufenden Jahr möglich sein. Damit findet eine der größten Pleiten im europäischen Energiesektor zumindest für die deutschen Gläubiger allmählich ein verhältnismäßig glimpfliches Ende. Denn in der Regel, so Jaffé, würden in Insolvenzverfahren hierzulande im Schnitt nur "Quoten im einstelligen Bereich" erzielt.

Der einst in Europa größte unabhängige Raffineriebetreiber Petroplus hatte im Januar 2012 eine Milliardenpleite hingelegt. Und dies gerade sieben Jahre nachdem das damals noch niederländische Unternehmen 2005 von Investoren um den amerikanischen "Ölbaron" Tom O'Malley aufgekauft worden war. Durch Zukäufe wurde Petroplus dann massiv ausgebaut - die Gruppe hatte schließlich Verarbeitungs- und Lagerbetriebe in der Schweiz sowie in England, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Deutschland.

Doch infolge der Finanzkrise funktionierte das Geschäftsmodell bald nicht mehr. Dem Unternehmen wurde von den Banken der Geldhahn zugedreht, Petroplus mit seinen rund 2500 Beschäftigten musste Insolvenz anmelden. O'Malley aber wurde mit der zuvor ausgegliederten PBF Energy Inc. nach dem alten Muster wieder im US-Ölsektor aktiv. Das Unternehmen ging sogar an die Börse. Mitte vergangenen Jahres verabschiedete sich der mittlerweile 75-jährige Milliardär in den Ruhestand.