Erfolgreich in die Zukunft

15.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:27 Uhr

Der Aufbruch in die Zukunft ist in Ingolstadt gelungen. An der Hochschule für angewandte Wissenschaften zum Beispiel wird an "autonomen mobilen Systemen" geforscht. - Foto: Rössle

Düsseldorf/Ingolstadt (DK) Die Kluft zwischen den starken Regionen im Süden und den schwachen im Nordosten der Bundesrepublik wird immer größer. Der Raum Ingolstadt entwickelt sich dabei immer erfolgreicher, geht aus dem "Zukunftsatlas 2010" hervor, der gestern in Düsseldorf vorgestellt wurde.

Die wachstumsstarken Städte und Kreise vor allem im Süden und Südwesten der Republik – vor allem Bayern und Baden-Württemberg – eilen den restlichen Regionen wirtschaftlich immer weiter davon. Das ist ein zentrales Ergebnis des aktuellen "Zukunftsatlas", in dem das Schweizer Forschungsinstitut Prognos für das "Handelsblatt" die Zukunftsfähigkeit aller 412 deutschen kreisfreien Städte und Kreise untersuchte.

Das Ergebnis: Wenige Regionen im Süden treiben den Konjunkturaufschwung in Deutschland voran. Sechs der sieben Städte und Kreise, denen Prognos "Top-Zukunftschancen" attestiert, befinden sich in den beiden süddeutschen Bundesländern. An der Spitze liegt der Landkreis München, gefolgt von der Landeshauptstadt München sowie Erlangen. Auf den Plätzen vier und fünf finden sich die Kreise Starnberg und Böblingen vor der Stadt Ingolstadt. Der siebte Spitzenstandort ist Frankfurt.

Damit hat sich Ingolstadt im Ranking der wachstumsstärksten Städte und Landkreise der Republik der Prognos-Untersuchung zufolge weiter vorgearbeitet. In der voran gegangenen Studie von 2007 hatte die Stadt noch auf Platz acht. Prognos attestiert Ingolstadt "Top-Zukunftschancen". Besonders bei den Kriterien Dynamik, Stärke, Demographie, Arbeitsmarkt sowie Wettbewerb und Innovation überzeugt die Kommune. Deutlich schwächer werden von den Forschern dagegen soziale Lage und Wohlstand bewertet.

Starke Landkreise

Aber auch die Region mischt in der Rangliste zum Teil ganz vorne mit (siehe Grafik). So haben die Landkreise Eichstätt und Pfaffenhofen laut Studie "sehr hohe Zukunftschancen". Für die Kreise Kelheim und Regensburg erkennen die Wirtschaftsforscher hohe Chancen sowie für die Kreise Aichach-Friedberg, Neuburg-Schrobenhausen und Neumarkt immerhin noch leichte Zukunftschancen. Einen "ausgeglichenen Chancen-Risiko-Mix" weisen die Kreise Donau-Ries, Weißenburg-Gunzenhausen und Roth auf. Positiv auch: Gegenüber der Untersuchung von 2007 haben sich Ingolstadt und die umliegenden Landkreise allesamt verbessert – besonders deutlich die Kreise Pfaffenhofen und Donau-Ries.

"Insgesamt sind die starken Regionen erstaunlich gut durch die Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre gekommen", sagte Prognos-Geschäftsführer Christian Böllhoff in Düsseldorf. Über die mit Abstand besten wirtschaftlichen Perspektiven verfügt danach der Großraum München. Die bayerische Landeshauptstadt gewann in den vergangenen fünf Jahren so viele Einwohner hinzu wie keine andere Region in Deutschland. Und zunehmend strahlt die wirtschaftliche Potenz auch in das Münchener Umland aus. Allgemein sind die Großstädte mit einem wieder starken Zuzug die großen Gewinner der Globalisierung, das Land dagegen verliert an Bevölkerung und damit an wirtschaftlicher Potenz.

Deutlich schlechter schätzen die Experten die Zukunftsaussichten im Norden und Nordwesten der Republik ein. So schaffte es nur eine einzige Stadt aus Nordrhein-Westfalen – Düsseldorf (Rang zehn) – in die zweitbeste Gruppe der 30 Standorte mit "sehr hohen Zukunftschancen". Auch aus Niedersachsen sind nur zwei Städte (Wolfsburg auf Platz neun und Braunschweig auf Platz 22) in dieser zweiten Spitzengruppe vertreten.

Osten verliert

Eher düster fallen die Prognosen für den Großteil Ostdeutschlands aus. Von den 53 Regionen, für die Prognos hohe oder sehr hohe Zukunftsrisiken sieht, liegen 48 in den neuen Bundesländern. Vor allem Flächenkreise abseits von Metropolen werden es in Zukunft noch deutlich schwerer haben, zeigt der Zukunftsatlas. Die rote Laterne unter allen 412 Städten und Kreisen geht im "Zukunftsatlas 2010" an den Landkreis Demmin in Mecklenburg-Vorpommern.

Doch gibt es auch Lichtblicke im Osten Deutschlands. Einige wenige Spitzenstandorte haben sich so gut entwickelt, dass sie inzwischen mit westdeutschen Metropolen auf Augenhöhe liegen. Das gilt vor allem für Jena (Platz 15) und Dresden (32), denen Prognos jeweils "sehr hohe Zukunftschancen" bescheinigt.Kommentar Seite 2