Düsseldorf (DK
Jeder Zehnte ist überschuldet

Creditreform: Immer öfter trifft es die Mittelschicht Eichstätter wirtschaften noch am besten

09.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

Düsseldorf (DK) Die Konjunktur brummt, die Zahl der Arbeitslosen ist auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung - und dennoch können immer mehr Menschen in Deutschland ihre Schulden nicht mehr begleichen. Verhältnismäßig wenig Überschuldete gibt es dagegen weiterhin in der Region Ingolstadt, wie aus dem gestern in Düsseldorf veröffentlichten "Schuldneratlas Deutschland" der Wirtschaftsauskunftei Creditá †reform hervorgeht.

Demnach stieg die Zahl der überschuldeten Personen in der Bundesrepublik in diesem Jahr gegenüber 2016 um rund 65 000 auf mehr als 6,9 Millionen. Bei gut jedem zehnten Erwachsen sind demnach die Gesamtausgaben dauerhaft höher als die Einnahmen. Besonders in Bayern stieg die Zahl der Fälle an: Im Freistaat haben sich in diesem Jahr rund 22 000 Bürger neu überschuldet - mehr als in jedem anderen Bundesland. Insgesamt waren damit in Bayern rund 800 000 private Haushalte nicht in der Lage, ihre Schulden abzustottern. Die Schuldnerquote lag im Freistaat mit 7,47 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 10 Prozent und war die niedrigste von allen Bundesländern.

Am besten steht - was die Schuldnerquote anbelangt - im Bundesgebiet der Landkreis Eichstätt mit 3,77 Prozent da. Auch die anderen Städte und Kreise in der Region liegen sowohl unter dem bayerischen als auch unter dem Bundesdurchschnitt. So liegt der Kreis Neuburg-Schrobenhausen im bundesweiten Ranking mit 5,41 Prozent auf Rang 6, dichtauf gefolgt von Neumarkt (5,42) und Aichach-Friedberg (5,62) auf Rang 9. Der Landkreis Roth (5,75) folgt auf Rang 14, der Kreis Dachau belegt mit einer Quote von 6,22 Prozent Platz 28. Der Landkreis Pfaffenhofen (6,31) liegt auf Rang 30 knapp dahinter. Der Kreis Kelheim (6,60) kommt auf Rang 50, die Stadt Ingolstadt landet mit 7,30 Prozent auf Platz 79.

Überschuldung ist längst nicht mehr allein ein Problem der Bundesbürger mit geringem Einkommen. Im Gegenteil: In diesem Jahr stammten laut Creditreform praktisch alle neuen Überschuldungsfälle aus der Mittelschicht. Die Zahl der Fälle aus den "gehobeneren Schichten" und den "unteren Schichten" habe dagegen leicht abgenommen, hieß es.

Die Gründe für den Sturz in die Überschuldung haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund der guten Konjunktur spürbar verändert. Zwar ist nach wie vor Arbeitslosigkeit der Hauptauslöser für Überschuldungsprozesse, wie das Statistische Bundesamt herausfand. Doch gewinnen Erkrankungen, Suchtprobleme und Unfälle sowie unwirtschaftliche Haushaltsführung eine immer größere Bedeutung als Auslöser für Überschuldungsfälle.

Überdurchschnittlich stark zugenommen hat 2017 erneut die Altersüberschuldung. Vier von fünf neu überschuldeten Personen sind älter als 50. Die Zahl überschuldeter Senioren im Alter ab 70 stieg sogar um rund 12 Prozent auf 194 000. Dagegen nehme die Zahl überschuldeter Personen unter 30 ab, hieß es. Das Gesamtvolumen der Schulden bezifferten die Experten auf rund 209 Milliarden Euro.