Washington
Zwei Hinrichtungen in einer Nacht

US-Bundesstaat Arkansas setzt Exekutionsserie trotz aller Proteste fort

25.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Washington (AFP) In den USA sind zum ersten Mal seit 17 Jahren zwei Häftlinge am selben Tag hingerichtet worden. Die beiden in den 90er-Jahren wegen Vergewaltigung und Mordes zum Tode verurteilten Männer Jack Jones und Marcel Williams seien am Montag durch die Giftspritze getötet worden, teilte die Generalstaatsanwältin des Bundesstaats Arkansas, Leslie Rutledge, mit.

Versuche, in letzter Minute einen gerichtlichen Aufschub zu bekommen, waren gescheitert.

Der republikanische Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson, wollte ursprünglich binnen elf Tagen bis Ende April acht Häftlinge hinrichten lassen, weil das Haltbarkeitsdatum des bei Giftinjektionen verwendeten Mittels Midazolam abläuft. Hutchinson hatte deshalb per Dekret die größte Hinrichtungswelle in den USA seit 40 Jahren angeordnet.

Vier der geplanten Exekutionen wurden aber von Gerichten gestoppt. Ein erster Häftling war am Donnerstag vergangener Woche per Giftspritze getötet worden, die letzte Hinrichtung ist für den 27. April geplant. In Arkansas hatte es zuvor seit 2005 keine Exekutionen gegeben. In Texas wurden zuletzt im Jahr 2000 zwei Todesurteile am selben Tag vollstreckt.

Die Anwälte der am Montag hingerichteten Männer hatten bis zuletzt für den Stopp der Exekutionen gekämpft. Der 52-jährige Jones wurde hingerichtet, nachdem das Oberste Gericht des Bundesstaates Arkansas den Antrag seiner Anwälte auf einen Aufschub abgewiesen hatte. Vor dem Gefängnis, in dem die Hinrichtung erfolgte, fand eine Totenwache statt. Nach Angaben von Augenzeugen sagte Jones kurz vor seinem Tod, er sei ein besserer Mensch geworden, und entschuldigte sich bei der Tochter seines Opfers, wie die Zeitung "Arkansas Democrat-Gazette" berichtete.

Wenige Stunden später erfolgte die Hinrichtung des 46-jährigen Williams. Auch seine Anwälte versuchten bis zur letzten Minute, die Vollstreckung des Todesurteils abzuwenden, wodurch es zu einer Verzögerung kam. Die Anwälte warfen den Behörden vor, dass Jones' Hinrichtung kurz zuvor nicht ordnungsgemäß abgelaufen sei.

In den USA werden die tödlichen Substanzen für die Giftspritzen knapp, weil sich viele europäische Pharmafirmen weigern, den US-Behörden Nachschub zu liefern. Die Todesspritzen bestehen aus drei Bestandteilen, die nacheinander verabreicht werden.

Das Vorhaben von Arkansas' Behörden sorgte weltweit für Kritik und Proteste. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte den US-Bundesstaat auf, die "Fließband"-Hinrichtungen zu stoppen. Bei den Fällen der Todeskandidaten gebe es zahlreiche rechtliche Bedenken. Auch die Europäische Union sowie die Bundesregierung in Berlin protestierten gegen die Exekutionen in Arkansas.