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Gemeinsam gegen Gewalt und Hass

Papst besucht zum Auftakt seiner Ägyptenreise islamische Al-Azhar-Universität

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Über Religionsgrenzen hinweg: Der Großimam der Al-Azhar-Universität, Ahmed Mohammed al-Tajjib, begrüßt Papst Franziskus in Kairo. Am ersten Tag seiner Ägypten-Reise nahm der Papst an einer Friedenskonferenz in dem bedeutendsten Lehrinstitut des sunnitischen Islam teil. - Foto: Solaro/AFP

Von Annette Reuther,

Benno Schwinghammer

und Lobna Monieb

Kairo (dpa) Papst Franziskus liebt Gesten mehr als viele Worte. Eine davon ist, dass er sich in einen Fiat-Kleinwagen setzt, statt in einen gepanzerten Wagen und durch Kairo fährt. Gottvertrauen statt Terrorangst. Aber das Katholiken-Oberhaupt will mit seinem ersten Besuch in Ägypten eine wichtigere Botschaft senden: Religionen - egal welcher Glaubensrichtung - haben die Pflicht, sich gemeinsam gegen Terror und Gewalt einzusetzen.

Vor allem hier in Ägypten, dem zentralen Land für eine dringend nötige Stabilität im Nahen Osten, hat diese Botschaft ein besonderes Gewicht. Die christliche Minderheit wird in dem arabischen Land immer wieder Ziel von Anschlägen, zuletzt vor knapp drei Wochen.

Die Betonung liegt auf dem Wort "gemeinsam", als der Papst in der Al-Azhar-Universität spricht, dem bedeutendsten Lehrinstitut des sunnitischen Islams. "Gemeinsam bekräftigen wir die Unvereinbarkeit von Gewalt und Glaube, von Glauben und Hassen", sagt der Pontifex. "Gemeinsam erklären wir die Unantastbarkeit jedes menschlichen Lebens gegen jegliche Form von physischer, sozialer, erzieherischer oder psychologischer Gewalt." Heute seien "Feuerwehrleute und nicht Brandstifter, Prediger von Versöhnung und nicht Aufrufer zur Zerstörung" gefragt.

In dem überwiegend muslimischen Land, das nach Regierungsumstürzen nicht zur Ruhe kommt und mit Menschenrechtsverletzungen in den Schlagzeilen ist, haben solche Aussagen besondere Bedeutung. Rund zehn Prozent der Einwohner sind Christen, die meisten Kopten. Auch wenn Franziskus später Präsident Abdel Fattah Al-Sisi für seine Bemühungen im Kampf gegen den Terror und für Religionsfreiheit lobt. Immer wieder betont er die Bedeutung, dass sich das Land mit seinen mehr als 90 Millionen Einwohnern für Frieden in der gesamten Region einsetzen muss.

"Ägypten hat eine einzigartige Rolle im Nahen Osten", sagt Franziskus. Waffenhandel, soziale Ungleichheiten, Machtstreben und religiöser Extremismus, "der im Namen Gottes noch nie da gewesene Grausamkeiten" begehe, müsse bekämpft werden. Bei den Menschenrechten gibt der Papst Al-Sisi dann doch noch einen mit: In Anspielung auf die arabischen Aufstände 2011 sagt er, die damaligen Ziele wie Freiheit und soziale Gerechtigkeit - momentan Mangelware am Nil - würden Realität, wenn alle gewillt seien, Worte in Taten umzusetzen.

Franziskus ist erst der zweite Papst der Neuzeit, der das Land am Nil besucht, das für das Christentum so wichtig ist. Der Besuch war deshalb schon vorab als historisch eingestuft worden. Denn die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Ägypten sind äußerst wechselhaft. Der letzte Papstbesuch in Ägypten liegt fast 20 Jahre zurück. Im Jahr 2000 kniete Papst Johannes Paul II. als erstes Katholikenoberhaupt der Neuzeit am Berg Sinai und rief die Religionen zum Frieden auf.