Tokio
Nordkorea ist allgegenwärtig

US-Präsident Trump poltert in Tokio gegen das Regime in Pjöngjang Japan will weitere Sanktionen

06.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr

Erster offizieller Auftritt in Asien: US-Präsident Donald Trump hat zum Auftakt seiner Asien-Reise Station in Tokio gemacht. Dort wurde er vom japanischen Regierungschef Shinzo Abe (vorne) empfangen. - Foto: Imago

Tokio (AFP) Nordkorea steht nicht auf dem Reiseplan des US-Präsidenten, doch während seiner Asien-Reise ganz oben auf der Agenda: Von Tokio aus hat Donald Trump erneut Warnungen an die Führung in Pjöngjang gerichtet. "Die Ära der strategischen Geduld ist zu Ende", sagte er gestern in Tokio.

Zuvor traf Donald Trump mit dem japanischen Regierungschef Shinzo Abe zusammen. Dabei bezeichnete er das nordkoreanische Atomprogramm als "Bedrohung für die zivilisierte Welt und für den internationalen Frieden und die Stabilität". Der US-Präsident bezog sich damit auf die Politik der "strategischen Geduld" seines Vorgängers Barack Obama. Dieser hatte die nordkoreanischen Raketentests stets auch verurteilt und neue Sanktionen gegen das Land verhängt. Die Wiederaufnahme eines Dialoges verweigerte Obama, solange die Führung in Pjöngjang keine konkreten Verpflichtungen zur Beendigung seines Atomprogramms eingehe. Ziel war es, Nordkorea mit Sanktionen und Druck im Innern zu einem Kurswechsel zu zwingen.

Kritiker dieser Politik warfen der damaligen US-Regierung vor, sie habe Pjöngjang Zeit gegeben, sein Nuklearprogramm voranzutreiben. In den vergangenen Monaten hatten sich die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea massiv verschärft. Das kommunistische Land hatte Anfang September nach eigenen Angaben seinen sechsten und bisher gewaltigsten Atomwaffentest vorgenommen. Zudem testete Pjöngjang in den vergangenen Wochen mehrfach Mittelstreckenraketen, von denen einige über Japan hinweg flogen.

Regierungschef Abe sagte gestern bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem US-Präsidenten, sein Land unterstütze stets Donald Trumps Politik, wonach "alle Optionen in der Krise auf dem Tisch liegen". Washington hatte zuletzt immer wieder mehr oder weniger deutlich mit militärischen Mitteln gedroht, einer möglichen diplomatischen Lösung des Konflikts aber immer den Vorrang eingeräumt.

Zu Beginn seiner knapp zweiwöchigen Asien-Reise hatte Trump noch einmal Dialogbereitschaft gezeigt. "Ich denke, sich mit jemandem hinzusetzen ist keine schlechte Sache", sagte Trump mit Blick auf ein mögliches Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-Un. Er treffe sich mit vielen Menschen, sagte er mit Verweis auch auf die zahlreichen Treffen mit asiatischen Staats- und Regierungschefs während seiner aktuellen Reise. Bereits im Mai dieses Jahres hatte Trump ein Treffen mit Machthaber Kim unter bestimmten Bedingungen nicht vollends ausgeschlossen. Seitdem verschärfte sich jedoch der Ton dramatisch. Im September drohte Trump Nordkorea in einer Rede vor den Vereinten Nationen (UN) gar mit dessen "völliger Zerstörung".

Abe kündigte bei der gestrigen Pressekonferenz weitere Sanktionen gegen Pjöngjang an. "Wir werden bald beschließen, die Vermögen von 35 Organisationen und Einzelpersonen einzufrieren", die im Zusammenhang mit den systematischen Entführungen von Japanern durch Nordkorea oder dem Atomprogramm stünden. Die Spannungen zwischen Tokio und Pjöngjang bestehen schon mehrere Jahrzehnte.

Besonders das Schicksal der entführten Japaner belastet seit Langem die Beziehungen beider Länder. Nordkorea hatte vor gut einem Jahrzehnt zugegeben, in den 1970er- und 1980er-Jahren 13 Japaner entführt zu haben, um den eigenen Geheimagenten die Sprache und Gebräuche der Japaner beizubringen. Fünf der Entführten durften später in ihre Heimat zurückkehren, die übrigen acht wurden von Pjöngjang für tot erklärt. Tokio geht von mindestens 17 Entführten aus.

Donald Trump sagte nach einem Treffen mit Angehörigen entführter Japaner zu, mit Tokio zusammen daran zu arbeiten, die Entführungsopfer wieder nach Hause zu holen. Es wäre ein "enormes Zeichen" von Pjöngjang, wenn sie zurückkehren dürften. "Wenn sie sie zurückschicken würden, wäre das der Beginn von etwas sehr Besonderem", so Trump.

Die weiteren Stationen sind Südkorea, China, Vietnam und die Philippinen. Auch in Seoul und Peking dürfte Nordkorea wieder eines der beherrschenden Themen sein. Vor allem in Peking dürfte der US-Präsident darauf dringen, dass China energischer als bislang Druck auf Nordkorea ausübt.