Hamburg
Der Gipfel am Rande des Gipfels

Trump und Putin vereinbaren bei Treffen in Hamburg Waffenruhe für Syrien und stehlen damit Merkel die Schau

07.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr

Auf Augenhöhe: Der russische Präsident Wladimir Putin (links) und US-Präsident Donald Trump am Freitag in Hamburg. - Foto: Loeb/AFP

Hamburg (DK) Eine Stunde wollten sie sich zusammensetzen. Doch dann dauert das erste Treffen von US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin am Rande des G 20-Gipfels länger und bringt nach zweieinhalb Stunden einen Durchbruch: Die Einigung auf eine Waffenruhe im Südwesten Syriens wird am Abend in Hamburg von US-Außenminister Rex Tillerson bestätigt.

Ein Fortschritt, der das Blutvergießen stoppen soll. Schon am Sonntag werde die Waffenruhe inkraft treten, verlautet aus der US-Delegation. Endlich gute Nachrichten aus Hamburg, ausgerechnet dank Trump und Putin!

Einzelheiten blieben zunächst vage. Auch sind in der Vergangenheit immer wieder Waffenruhen gebrochen worden. Und doch: Der Gipfel am Rande des Gipfels - der US-Präsident und der Kreml-Chef stehlen Angela Merkel als G 20-Gastgeberin die Schau, schwänzen ausgerechnet die wichtige Klimasitzung und kommen mit Verspätung zum Konzert in der Elbphilharmonie. Priorität hat für sie der Schulterschluss, ein starkes Signal senden sie: Ende der Eiszeit zwischen Moskau und Washington, man spricht miteinander - und wird sich einig.

Er sei "hocherfreut" über die Begegnung, hoffe, "dass unser Treffen Resultate bringt", hatte Putin den Ton für das Treffen gesetzt. Es sei ihm "eine Ehre", Putin zu treffen, brach auch Trump das Eis. "Ich hoffe, dass positive Dinge geschehen." Charmeoffensive statt neuer Provokationen.

Nur US-Chefdiplomat Tillerson und sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow waren bei dem Treffen in einem schmucklosen Nebenraum dabei. Der Syrien-Krieg stand dabei ganz oben auf der Agenda. Die USA hatten vorab Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisiert. Die Einigung auf Deeskalationszonen war anvisiert worden. Mit einer Einigung auf eine Waffenruhe hatte zuvor kaum jemand gerechnet. Auch Jordanien und Israel seien in die Vereinbarung einbezogen, heißt es in Hamburg.

Intensiv hatten sich Trump und Putin, der egozentrische Heißsporn und der eiskalte Ex-Agent, auf den Showdown vorbereitet, steht doch für beide viel auf dem Spiel. Zwischen Putin und Trump-Vorgänger Barack Obama hatte Eiszeit geherrscht. Doch von Tauwetter war nichts zu spüren, seit Trump ins Weiße Haus gezogen war, im Gegenteil: Als Mitgift für das erste Rendezvous hatte der US-Senat ein neues Sanktionspaket gegen Russland geschnürt. Von Warschau aus warf Trump Moskau vor dem Gipfelauftakt "destabilisierendes Verhalten" vor.

Mit dem Poltern markiert der US-Präsident für das heimische Publikum den starken Mann. In den USA gilt Putin als Bösewicht, der den Wahlkampf beeinflussen wollte, um die Demokratie zu schwächen. Trump selbst sitzen die Ermittler wegen Moskau-Kontakten seines Wahlkampfteams im Nacken. Der Spielraum für den US-Präsidenten, Putin entgegenzukommen, war also begrenzt. Dass er sich nun mit Putin auf einen Durchbruch im Syrien-Krieg verständigte, wird ihm helfen, in Hamburg aus der Schmuddelecke zu kommen, in die er wegen seiner Anti-Klimaschutz-Haltung und seines Protektionismus-Kurses gedrängt worden war.

Für Putin war das Treffen ein voller Erfolg. Was für den Kreml-Chef zählt: auf Augenhöhe mit Trump verhandeln. Dabei hatte der Stratege aus Moskau den Boden geschickt bereitet, Trump in die Defensive gedrängt, indem er sich in Hamburg selbst als Vorreiter von Freihandel und Klimaschutz in Szene setzte.