Kims großer Bruder

Kommentar

06.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:41 Uhr

Selbst der große Bruder ist mit seiner Geduld am Ende. Der nordkoreanische Diktator Kim Jong-Un hat den Bogen mit seinen Raketentests überspannt. Mit seinem atomaren Zündeln hat er China mehr als einen Gesichtsverlust zugemutet.

Nun haben auch die Chinesen für die schärfsten Sanktionen gestimmt, die der UN-Sicherheitsrat seit Langem verhängt hat. Diesmal bleibt es nicht bei einem erhobenen Zeigefinger. Die Strafmaßnahmen werden das heruntergewirtschaftete steinzeitkommunistische Nordkorea treffen.

Werden die Sanktionen überwacht und rigoros durchgesetzt, verliert Nordkorea etwa ein Drittel seiner Exporteinnahmen. Doch genau das ist das Problem. China kann kein Interesse daran haben, dass das Nachbarland implodiert. Peking fürchtet Flüchtlingsströme ins Reich der Mitte und die Ausweitung des US-Machtbereichs direkt an die chinesische Grenze. Das weiß Kim. Man kann ihn einen Verrückten nennen. Doch er hat so viel Realitätssinn, dass er zu Recht davon ausgeht: China wird ihn niemals ganz fallenlassen, sondern dafür sorgen, dass sich sein Regime hält.

Doch die Chinesen befinden sich in der Zwickmühle. Denn sie müssen fürchten, dass US-Präsident Donald Trump irgendwann militärisch Fakten schafft. Er kann nicht hinnehmen, dass Kim weiter an Waffen arbeitet, mit denen er amerikanische Großstädte vernichten kann.

Die internationale Diplomatie tritt auf der Stelle. Doch vielleicht gibt es noch Wege. Kim giert nach Anerkennung. Man könnte ihn bei seiner Eitelkeit packen. Eine große Konferenz, an der Trump und Xi Jinping teilnehmen - dafür wäre Kim zu einigen Zugeständnissen bereit.