Ein ungeheurer Rat

Kommentar

16.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Langsam, aber sicher muss man sich wirklich wundern. Die Autobranche hat massenhaft ihre Kunden betrogen. Im Straßenverkehr stießen etliche Diesel-Fahrzeuge wesentlich mehr Stickoxid aus, als zuvor auf dem Prüfstand ermittelt werden konnte.

Wer in gutem Glauben, etwas für die Umwelt zu tun, einen Diesel erwarb, kaufte also eine Dreckschleuder. Der Wert der Schummel-Fahrzeuge ist massiv gesunken und zu allem Überfluss drohen Fahrverbote in den deutschen Innenstädten. Und nun, nachdem sich abzeichnet, dass Software-Updates nicht reichen könnten, empfiehlt eine Expertenkommission der Bundesregierung, sie solle den Steuerzahler für die Nachrüstung von Hardware - also für einen weiteren Katalysator - zur Kasse bitten.

Man kann nur hoffen, dass die bald neugeschmiedete schwarz-rote Koalition nicht auf den ungeheuren Rat der Experten hört. Wenn die Allgemeinheit für die Verfehlungen der kraftstrotzenden Autokonzerne aufkommen müsste, wäre das der beste Durchlauferhitzer für Politikverdrossenheit. Man würde geprellte Kunden, leidenschaftliche Fußgänger und umweltbewusste Busnutzer treffen. Die Bürger haben kein Verständnis dafür, dass die Autobauer bislang weitgehend ungeschoren davongekommen sind. Es kann nicht angehen, dass sich Konzerne mit Verweis auf die Arbeitsplätze alles herausnehmen können. Was vor allem VW bisher geleistet hat, um die Affäre aufzuarbeiten, reicht einfach nicht aus.

So haben die Bosse sich für sogenannte Umweltprämien heftig gefeiert. Dafür jedoch - und das wäre auch das Problem bei neuen Abwrackprämien - kaufen die Kunden reihenweise hochmotorisierte SUVs, die alles andere als umweltfreundlich sind. Nein, die Hersteller müssen die finanzielle Hauptlast tragen bei der Nachrüstung, der Staat kann allenfalls noch einen überschaubaren und unterstützenden Betrag drauflegen, nicht umgekehrt. Die Verkehrswende wird für die öffentliche Hand ohnehin noch ziemlich teuer. Man denke nur an den öffentlichen Personennahverkehr, der weiter ausgebaut werden soll. Egal, ob nun kostenlos oder auch nicht.