Herr
"Jeder Heilige ist ein Vorbild"

Bernd Hagenkord von Radio Vatikan über Johannes XXIII., Johannes Paul II. und die Zeremonie am Sonntag

25.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:46 Uhr

Herr Hagenkord, Papst Franziskus spricht am Sonntag in Rom zwei seiner Vorgänger heilig. Bei Johannes XXIII. fehlt rein formal betrachtet das zweite Wunder – trotzdem wird er heiliggesprochen. Eine ungewöhnliche Entscheidung?

Bernd Hagenkord: Nein, so ungewöhnlich ist sie nicht. Der Papst hat immer das letzte Wort. Es ging Franziskus darum, beide gleichzeitig heiligzusprechen. Man sollte eine Heiligsprechung nicht mit einer Beförderung verwechseln. Es geht vielmehr darum, die Verehrung für diese beiden Päpste zu würdigen. Bei Johannes Paul II. ist das Verfahren sehr schnell gelaufen. Aber das heißt ja nicht, dass es schlecht geführt wurde. Die ungebrochene Verehrung für diesen Papst zeigt seine Identifikationskraft, auch als Personifizierung des Wandels in seiner polnischen Heimat.

 

Hunderttausende Pilger werden erwartet. Welchen Stellenwert haben Heiligsprechungen für die Kirche von heute?

Hagenkord: Es gibt natürlich viele Kritiker, die sich jetzt zu Wort melden und Heiligsprechungen für überkommen erklären. Da schimmert gefährliche Arroganz durch. Jeder Heilige ist für uns ein Vorbild. Heiligenverehrung ist nicht unmodern.

 

Auch der emeritierte Heilige Vater Benedikt XVI. will an der Zeremonie teilnehmen. Ein Zeichen, dass das Nebeneinander zweier Päpste unproblematischer läuft als gedacht?

Hagenkord: Eines unter vielen. Papst emeritus Benedikt hat sich ja einige Male gemeldet, auch öffentlich, aber das war nie problematisch. Es besteht kein Zweifel daran, wer der amtierende Papst ist, und deswegen wäre es völlig unproblematisch, wenn er am Sonntag dabei wäre. DK

 

Pater Bernd Hagenkord ist Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan. Das Gespräch führte Rasmus Buchsteiner.