Ingolstadt
Vielstimmiger Klang

Das Akkordeon-Orchester Ingolstadt begeistert im Festsaal mit getragenen und schwungvollen Stücken

23.04.2018 | Stand 23.09.2023, 3:00 Uhr
Von Chansons bis zu Tänzen: Das Akkordeonorchester Ingolstadt unter der Leitung von Inge Schindler. −Foto: Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Der kleine rosafarbene Plüschelefant steht schon unscheinbar am Rand mit auf der Bühne, seit das Akkordeon-Orchester Ingolstadt Konzerte gibt.

Auch diesmal hat das pinkfarbene Maskottchen den 20 Instrumentalisten um ihre Leiterin Inge Schindler Glück gebracht. Denn "die Vorbereitung war spannend wie nie zuvor", verrät die Dirigentin gleich zu Beginn des gut besuchten Konzerts im Festsaal des Stadttheaters.

Nicht alle ihrer Musiker haben schon jahrelange Praxis und Konzerterfahrung, darum hat Inge Schindler für den Anfang die moderne Komposition "Communion" von Jacob de Haan ins Programm genommen. In dieses ruhige Stück können sich auch die Eleven gut einbinden. "Communion heißt schließlich Gemeinschaft, und da sollen auch die Anfänger mit dabei sein", erläutert sie. Daran schließt sie die Vegelin-Suite in vier Sätzen des gleichen Komponisten an. Auch dies ist ein Werk, das den erfahrenen Akkordeonisten in den Reihen Gelassenheit gibt und den Anfängern Selbstvertrauen und Sicherheit vermittelt.

Dass ihre Akkordeons nicht nur vielstimmige Konzertinstrumente sind, sondern auch ausgezeichnete Begleiter für Gesangssolisten sein können, beweisen anschließend die Sopranistin Karin Law Robinson-Riedl und Bettina Kollmannsberger am Akkordeon. Robinson-Riedl hat sich die Chansons "J'attendrai" und das untrennbar mit Edith Piaf verknüpfte "Non, je ne regrette rien" für ihren Part ausgewählt. Mit zarter und einfühlsamer Stimme lässt die Sopranistin den unbeugsamen Lebenswillen der kleinen Französin wieder aufleben.

Auch im Stück "Die Uhr" von Calr Loewe, der darin den Lebenszyklus von der Geburt bis zum Tod beschreibt, gibt die Sängerin diesmal in Begleitung von neun Akkordeons einen sinnlichen Einblick in die Intentionen des Komponisten. Pauken und Xylophon ersetzen in "Dakota" wieder von Jacob de Haan die Singstimme. Die emotionalen Empfindungen zum Leben und zur Stammesgeschichte des nordamerikanischen Indianervolkes werden bei der Büffeljagd, beim Rauch der Friedenspfeife, dem Geistertanz durch die Akkordeons ausgedrückt. Insbesondere beim Besuch der Gräber aus dem Massaker, das die US-Kavalleristen an den Frauen und Kindern des Stammes am Wounded-Knee-Fluss verübt haben, setzen die Akkordeontöne die Trauer der Nachfahren eindrucksvoll in Szene.

Schwungvoll und heiter laden die Musiker in kleiner Besetzung ihr Publikum nach der Pause zu zwei jugoslawischen Tänzen ein bevor die Akkordeongruppe mit einer melancholischen Nordischen Sonate von Gerhard Mohr in drei Sätzen den Abend ausklingen lässt. Bemerkenswert bleibt als Summe des Abends, dass orchestraler Akkordeonsound weit mehr kann als nur als Begleitinstrument zu fungieren. Die Vielstimmigkeit des Instruments und ihr virtuoser Einsatz in manchen auch von Inge Schindler arrangierten Stücken lässt dieses Tasteninstrument aus seinem Schlummerdasein wieder hervortreten, zu dem es bisweilen in der öffentlichen Wahrnehmung verurteilt ist.

Der begeisterte Applaus des Publikums unterstreicht diese klingende Präsenz der Instrumentengruppe. Als Zugaben hat das Akkordeonorchester den Hit "You raise me up" in ihrer eigenen Klangweise mit dabei. "Wir wünschen uns, dass sie heute mit einem erfüllten Herzen nach Hause gehen und die Stimmung des Abends bei ihnen noch lange nachklingen darf", gibt Inge Schindler ihrem Publikum mit auf den Weg.

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Lorenz Erl