Saarbrücken
Abgründe der digitalen Welt

Im spannenden Neujahrs-"Tatort" geht es um einen Todesfall im Prototypen eines selbstfahrenden Autos

29.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr

Schlechte Nachrichten: Judith Sehrbock alias Susa Feuerbach fällt in Ohnmacht, Devid Striesow alias Hauptkommissar Jens Stellbrink fängt sie auf. - Foto: SR/Meyer,

Saarbrücken (DK) Der "Tatort: Mord Ex Machina" bringt den vorletzten Einsatz für Jens Stellbrink. Seinen Abschied von der Rolle als "Tatort"-Kommissar hat Devid Striesow ja bekannt gegeben, nachdem die letzten beiden Filme (2019 folgt noch ein weiterer mit dem Titel "Der Pakt") abgedreht waren.

Striesow ist ein großartiger Schauspieler, überzeugte zuletzt in "Das weiße Kaninchen" oder "Katharina Luther". Doch mit der Figur des Ermittlers in Saarbrücken wurde er einfach nicht warm. Der Start 2013 war ein Flop, sein Team eine Katastrophe, man verspottete ihn als "peinliche Schießbudenfigur".

Danach versuchte man an dem Charakter zu schrauben, rückte Stellbrink mehr in den Mittelpunkt. Er bekam für eine Folge einen Sohn, wechselte von der roten Vespa auf ein Motorrad, machte weniger Yoga, war nicht mehr so verschroben, wurde normaler und damit aber nicht interessanter, sein Team wurde zurechtgestutzt:

Im aktuellen Fall hat Striesow schauspielerisch endlich mal eine Gegenspielerin auf Augenhöhe. Julia Koschitz als Hackerin Natascha ist eine gelungene Besetzung und setzt Akzente in diesem Krimi um Hightechautomobile, Datenschutz und Hackerattacken.

Sebastian Feuerbach (Nikolai Kinski, Sohn von Klaus Kinski!) rast mit einem autopilotierten, hochmodernen Prototypen, der mit Sensoren und Kameras ausgestattet ist ("sieht ein bisschen aus wie "Zurück die Zukunft 4") mit Höchstgeschwindigkeit in den Tod. Es sieht nach Selbstmord aus. Stellbrink glaubt nicht daran. Ihm fällt ein blutiger Fingernagel am Türgriff im Innenraum auf: Wer sterben will, der versucht doch nicht, die Tür zu öffnen. Er erfährt, dass die Computer der Firma, die von Feuerbach und seinem Freund und Partner Victor Rousseau geleitet wird, in der gleichen Nacht gehackt worden sind und die fehlenden Daten das selbstfahrende Auto betreffen. Hinter der Aktion stecken Natascha und ihr jähzorniger Freund Marco. Die Frau entpuppt sich als Prüferin von Sicherheitslücken. Durch sie bekommt Stellbrink Einblicke in die Verwicklungen der Firmengründer. Eine heiße Spur führt bald nach Frankreich und zu einem Ereignis, das schon viele Jahre zurückliegt.

Zunehmend beschäftigen sich "Tatort"-Krimis mit neuen Technologien - von "Level X" bis " HAL". Es geht um das kriminelle Potenzial der Digitalisierung, das Abwägen zwischen Freiheit und Gefahren der technischen Revolution. Das wird hier sehr beklemmend, aber auch kompliziert erzählt. Die Inszenierung versucht, der Komplexität des Themas gerecht zu werden. Wenn Computer eine wesentliche Rolle spielen, müssen die auch "zeigbar" in die Handlung integriert werden. Regisseur Christian Theede findet dafür eine gelungene Bildästhetik. So bekommt der Krimi eine moderne, frische Handschrift. Als Kontrast zur schönen neuen Welt muss der Kommissar herhalten. Der steht dieser Entwicklung skeptisch gegenüber ("geben sie mir mal eine ganz analoge Pinzette"). Herausgefordert wird er von der Hackerin Natascha. So entwickelt sich ein äußerst reizvolles Duell zwischen der Schönen und dem Ermittler, der deutlich geerdeter agiert. Das ist schauspielerisch überzeugend und durchaus spannend anzusehen. So macht sich Devid Striesow mit "Mord Ex Machina" auf einen versöhnlichen Weg des Abschieds von seiner Rolle als "Tatort"-Kommissar.

 

Mo, 1. Januar, ARD, 20.15 Uhr.